Grünwalder Stadion: Muss der TSV 1860 sich mit dem Spar-Umbau zufriedengeben?

Giesing - Der OB gab sich zuversichtlich. Zum Jahreswechsel betonte er im "Münchner Merkur", er hoffe doch, gemeinsam mit den Löwen "im ersten Halbjahr 2023" eine Entscheidung über die Stadionzukunft zu finden. Nun ist das erste Halbjahr in wenigen Tagen vorbei. Und eine Lösung ist offensichtlich weiter nicht in Sicht.
Auf AZ-Nachfragen zum Thema verweist das Büro des Oberbürgermeisters auf Sport-Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD), die in der Stadt-Spitze für die Stadion-Zukunft verantwortlich ist. Die AZ fasst die Antworten Dietls zusammen.
Umbau verzögert sich: TSV 1860 will mehr Zuschauer im Grünwalder Stadion
Zur Verzögerung im Zeitplan: Dass man weiter keine Lösung präsentieren kann, liegt nach Meinung der Stadtverwaltung an den Löwen. Man sei "gerne" deren Wunsch nachgekommen, "dass diese in Zusammenarbeit mit externen Partnern zunächst eigene Überlegungen und Untersuchungen hinsichtlich der planungsrechtlichen Möglichkeiten am Stadionstandort anstellen", erklärt Dietl. Die warte man nun ab.
Der Hintergrund dieser Aussagen: Die Stadt hatte stets auf ein Maximum von 18.105 Zuschauern gepocht, mehr sei planungsrechtlich nicht möglich. Nun hat man sich darauf geeinigt, dass Sechzig selbst noch einmal Untersuchungen anstellt.
Trotzdem: Im Umfeld der Löwen hören viele diese Argumentation nicht gerne, ätzen von einer "willkommenen Ausrede der Stadt", das Projekt nicht voranzutreiben. Zumal man den Sechzgern keine konkreten Mietbedingungen nenne, im Gegenzug aber ein klares langfristiges Bekenntnis zum Stadion abverlange.
TSV 1860 und Stadt München einig: Grünwalder Stadion soll komplett überdacht werden
Komplettüberdachung: Die Frage ist, was passiert, wenn sich Sechzig und die Stadt nicht darauf einigen können, eine große Stadion-Sanierung (mit VIP-Logen, deutlich mehr Sitzplätzen, Komplettüberdachung) zu verwirklichen, die nicht nur im Rathaus wegen der Kosten – schon 2022 war von 77 Millionen Euro die Rede – viele kritisch sehen.
Suchen die Löwen und die Stadt nach einer kleineren Sanierungsvariante, günstiger und dem Steuerzahler besser zu vermitteln, aber trotzdem mit Vorteilen für den TSV 1860? Die Aussagen von Verena Dietl deuten zumindest ein bisserl in diese Richtung. "Die Bausubstanz des Grünwalder Stadions ist sanierungsbedürftig", betont sie. Eine "Ertüchtigung" sei "in jedem Falle" von Nöten. Interessant ist ihr Bekenntnis zu einem Dach für alle, auch im Falle einer Sparvariante.

"Um die Zweitligatauglichkeit des Stadions zu erreichen, muss eine Komplettüberdachung hergestellt werden", sagt sie explizit und verweist darauf, dass es grundsätzlich wichtig sei, den Anwohner-Schutz "in gebührendem Maße zu lösen". Schon in der Vergangenheit hatte die Stadt-Politik immer wieder betont, dass eine komplette Überdachung auch einen erheblich verbesserten Lärmschutz für Anwohner bedeuten würde.
Grünwalder Stadion: Mehr Zuschauer auch ohne Komplett-Umbau?
Ob kurzfristig mehr Zuschauer ins Stadion können? Heute gibt es die absurde Situation, dass das Stadion ausverkauft ist – obwohl mal in diesem, mal in jenem Block viel weniger Karten verkauft werden, als bei einem anderen Spiel. Das liegt an den 15.000 Zuschauern, die als Höchstgrenze definiert wurden, obwohl es in allen Bereichen addiert mehr zugelassene Plätze gibt.
Verena Dietl verweist in der Antwort auf die AZ-Anfrage erneut darauf, dass die 15.000 das "Ergebnis insbesondere brandschutz- und sicherheitsrelevanter Prüfungen" seien. Vielleicht aber kommt doch ein bisserl Bewegung ins Thema.
Denn Dietl sagt: "Eine Überprüfung der Auswirkungen einer höheren Gästezahl auf diese Prüfergebnisse ist bereits angestoßen." Verbunden unter anderem mit Maßnahmen zur Verbesserung des Schutzes der Anwohner seien die 18.105 Zuschauer erreichbar. Könnte heißen: Mit Komplettüberdachung dürfen am Ende mehr Zuschauer rein, auch wenn man sich andere Um- und Ausbauten spart.
Neues Stadion für den TSV 1860? Löwen prüfen alternative Standorte
Werden alternative Standorte geprüft? Offiziell ja! Wo die Löwen das Geld für einen eigenen Neubau herbekommen sollen, steht zwar in den Sternen. Aber OB Reiter hatte auch diese Option benannt. Und Verena Dietl betont nun auf die Frage, ob es überhaupt noch ein Grundstück gibt, über das man realistischerweise mit den Löwen ins Gespräch kommen könnte: "Die Frage eines zweitligatauglichen Spielorts für die Löwen wird in alle Richtungen gedacht." Dieser Prozess sei aber "noch nicht abgeschlossen".
Das gilt offenbar für viele Stadion-Fragen. Immerhin: Die Zusammenarbeit zwischen Stadt-Spitze und Löwen-Spitze macht zuletzt einen etwas vertrauensvolleren Eindruck. Und: Anders als im vergangenen Sommer ist man sich einen Monat vor Beginn der Saison wenigstens schon mal einig, die nächste Spielrunde im städtischen Stadion zu bestreiten.