Grünwalder Stadion: Hier hilft nur ein Scheich

Die Löwen suchen eine Spielstätte für die (ferne) Zukunft und träumen von der Rückkehr ins altehrwürdige Grünwalder. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
von  Abendzeitung
Die Tribünen im Grünwalder Stadion waren früher natürlich weniger verfallen. Genau das lieben aber die Stadionfans aber.
Die Tribünen im Grünwalder Stadion waren früher natürlich weniger verfallen. Genau das lieben aber die Stadionfans aber. © unitpicture

Die Löwen suchen eine Spielstätte für die (ferne) Zukunft und träumen von der Rückkehr ins altehrwürdige Grünwalder. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

MÜNCHEN Es waren schon mal mehr da. Am 15. März etwa, beim 4:0 gegen Großbardorf, kamen immerhin 700 Zuschauer ins Grünwalder Stadion. Am Dienstagabend wollten nur 550 das Spiel gegen Reutlingen sehen, das 5:2 der zweiten Löwen-Mannschaft in der Regionalliga.

Ein trostloses Bild, das die alte Heimat der Löwen abgibt. Kaum noch Zuschauer und morsche Tribünen. Die einst stolze und trutzige Löwenfestung hoch oben in Giesing bröselt wie eine Sandburg. Und an dieser Stelle sollen die Profis der Löwen jemals wieder spielen? In der 2. Liga und eines Tages vielleicht auch wieder in der ersten?

Sicher wird es nicht dieses Stadion in diesem Zustand sein. Es ist nicht bundesliga-tauglich, das wissen sie alle. Auch die Befürworter. Aber sie hoffen dennoch. Dank der Arbeitskommission, die nun Alternativen zur teuren Allianz Arena prüft (AZ berichtete). Olympiastadion, Sportpark Haching oder wirklich im Grünwalder? Die Fans träumen, und jetzt schließt selbst die Stadt München eine Rückkehr der Löwen nicht mehr generell aus. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie ist der Status?

Derzeit kicken hier noch die zweiten Mannschaften und die A-Junioren von Bayern und 1860. Durch Sperrungen beträgt die Kapazität nur noch 10 240 Plätze. Erst- und Zweitligafußball sind hier aber nicht denkbar.

Kommt ein Neubau?

Die Stadt gibt ein kategorisches Nein ab. „Ein Neubau ist völlig unrealistisch“, sagte Sportamts-Chef Rudolf Behacker gestern zur AZ. „Da geht es planungsrechtlich nach den neuen Gesetzen um Abstandsflächen, das Verkehrsproblem, den Lärmschutz.“

Und ein Umbau?

Hier klingt Behacker schon wesentlich differenzierter. Der Sportamtleiter spricht von „Sanierung im Altbestand“, von Sicherheitsbestimmungen wie Brandschutz und Fluchtwegen. Die Stadt selbst könne das nicht finanzieren, sagt Behacker. „Das ist illusorisch. Aber wenn der Scheich aus Abu Dhabi kommt und Geld hinlegt...“ Vielleicht der, der neulich bei Daimler investierte? Löwen-Träume.

Die Kosten?

„30 bis 50 Millionen Euro, je nach Größe des VIP-Bereichs und der Sitzplatzkapazität“, schätzt Oliver Ilgner, der Zweite Vorstand vom Verein „Freunde des Sechzger Stadions“, „da muss geklärt werden, wie hoch die Erlöse bei Stehplätzen, Sitzplätzen und VIP-Logen sein würden.“ Aber wenn so ein Scheich schon 1,9 Milliarden bei Mercedes in Untertürkheim hinblättert, warum nicht noch 50 Millionen in Obergiesing?

Roman Beer, der Erste Vorstand, wurde gestern übrigens vom Verein in den Arbeitskreis berufen. Er mag (oder: soll?) zum Thema vorerst nichts mehr sagen.

Was sagt „Pro 1860“?

„Allein die Gründung der Kommission ist ein Riesenerfolg“, sagt Hans Vonavka, Sprecher der Fanvereinigung „wichtig ist die objektive Analyse des Arbeitskreises und der politische Wille. Entscheidend ist, dass das Stadion auch von der Stadt gewollt wird. Dann ist alles möglich.“

Was sagt die Arge?

Auch hier ist das Interesse am Thema groß. Auf der Startseite der Homepage sucht der Fanklub-Verband Bauexperten, die die Machbarkeit eines Umbaus realistisch prüfen sollen.

Wann kommt der Arbeitskreis zu einem Ergebnis?

Voraussichtlich in einem halben Jahr. Die Zeit drängt. Auf der Agenda des Stadtrats steht auch 2009 noch die Entscheidung über die Zukunft des Sechzger, also auch über einen möglichen Abriss.

Wann wäre das Grünwalder wieder die Löwen-Heimat?

Falls überhaupt, würde sich das hinziehen: Planung, Einsprüche, Fristen, Baumaßnahmen. „Ich kann mir einen kürzeren als fünf Jahre kaum vorstellen“, sagt Hans Vonavka. Das wäre noch einige Zeit. Auch viel Zeit zum Träumen.

Florian Kinast

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