Gorenzels Transfer-Coup: 1860-Rückkehrer Richard Neudecker ist endlich angekommen

München - Die Verletzungssorgen von einst sind passé. Sein Trainer baut auf ihn und seine technischen Fähigkeiten. In seiner neuen alten fußballerischen Heimat, bei den Löwen, scheint Richard Neudecker endlich angekommen zu sein.
Die Krankenakte des Richard Neudecker
Vor Jahren galt der mittlerweile 24-Jährige als eines der größten Löwen-Talente seiner Generation, eine große Karriere wurde ihm zugetraut. Doch Neudeckers Körper machte nicht mit. Im Jahr 2016, während seiner ersten Saison im Profikader des TSV 1860, plagten den gebürtigen Altöttinger Probleme mit dem Schambein. Wegen einer langwierigen Entzündung fehlte er monatelang – auch noch nach seinem Wechsel zum FC St. Pauli im Sommer konnte er nicht spielen.
Die Schambeinentzündung war kaum verheilt, schon zwickte es anderer Stelle: Das Sprunggelenk zur Achillesferse. Verletzungssorgen, fehlende Fitness und kaum Einsätze bestimmten Neudeckers Weg in Hamburg. "Durch die Rückschläge fehlte mir oft das Selbstvertrauen. Auch wenn der Trainer nicht mehr auf einen setzt, ist das so", beschrieb Neudecker im "Abendblatt" einst seinen Zustand. Er habe nicht mehr das konstant liefern können, was er wirklich kann, lautete seine Analyse damals.
Der "Kampfzwerg" mit Gefühl
Nach einem einjährigen Abstecher ins niederländische Venlo kehrte Neudecker im vergangenen Sommer dann zu den Löwen zurück. Dem Verein, bei dem er schon in der Jugend gespielt hatte und für die U17, U19 sowie die zweite und erste Mannschaft auflief. Mit der Rückholaktion kurz vor Schluss des Transferfensters gelang Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel ein echter Coup!
Doch das sollte sich erst später herausstellen, denn der Neustart in Giesing war holprig: Neudecker mangelte es noch an der Spritzigkeit, da ihm wegen des Saisonabbruchs in den Niederlanden die Spielpraxis fehlte. In den ersten beiden Ligaspielen bei Sechzig saß er zunächst nur auf der Bank.

Dann kam der Offensivmann immer besser in Tritt, blühte an der Grünwalder Straße unter Trainer Köllner förmlich auf. Mittlerweile hat sich der 24-Jährige in der Startelf festgespielt. Der selbsternannte "Kampfzwerg" mit dem feinen Ballgefühl gehört derzeit zu den stärksten Löwen im Mittelfeld.
Der Coach erdete seinen neuen Spieler nach dessen Gala inklusive Traumtor beim 4:1 gegen Lübeck. Neudecker müsse sich noch "gewaltig entwickeln", sagte Köllner
Neudecker ist bei den Löwen endlich angekommen
Also noch Luft nach oben? Die gibt's ja immer – aber Neudecker spürt jetzt das Vertrauen seines Trainers, das ihm auf St. Pauli gefehlt hat. In 14 von 17 Spielen stand er in der Startformation. Und das Vertrauen zahlt er zurück. In den letzten vier Spielen kommt Neudecker auf drei Torbeteiligungen, insgesamt steht er bei drei eigenen Treffern und vier Vorlagen.
Ganz ohne Verletzungssorgen scheint Neudecker bei seinem zweiten Versuch endlich bei den Löwen angekommen zu sein.