Gipfeltour mit Hindernissen: Was Köllner bei den Löwen mächtig stört

Gestatten, ich bin der "Cello": Marcel Bär, Neuzugang des TSV 1860, mag es nicht nur seines Namens wegen tierisch. Er wechselte zwar den Verein, nicht aber das Wappentier.
Marcel Bär beweist Humor
"Es heißt doch einmal Löwe, immer Löwe, oder?", scherzte der 29-jährige Angreifer gestern bei seiner Vorstellung im Trainingslager in Windischgarsten.
Mit den Münchner Löwen will der passionierte Hundebesitzer und Angler (größter Fang: ein 20-Kilo-Karpfen) in jene Liga, aus der er mit den Braunschweiger Löwen eben abgestiegen ist. Da konnte es ja nicht schaden, am freien Samstag den Aufstieg zu proben.
Die neue Saison soll eine Gipfeltour werden
Sechzigs neue Saison, sie soll eine Gipfeltour werden, wie Bär verriet: "Der Trainer hat uns gesagt: So eine Saison lässt sich mit einem Bergaufstieg vergleichen: Es gibt Höhen und Tiefen, aber wenn man oben steht und das Panorama betrachtet, war es jede Mühe wert."
Der flexible Angreifer wolle an der Seite von Torjäger Sascha Mölders "mithelfen und so oft wie möglich gewinnen", denn "es wäre schon schön, es irgendwann in die Zweite Liga zu schaffen".
Bleibt zu hoffen, dass die sportlichen wie vereinspolitischen Hindernisse auf dem Weg der Blauen nicht zu Felsbrocken werden. Nach monatelanger Rundum-Harmonie zeigte sich Michael Köllner zuletzt aus mehreren aktuellen Anlässen grantig.
Scheichlied-Ärger bei den Löwen
Der Scheichlied-Ärger: Einige Ultras hatten beim 0:1 im Test gegen den SV Ried das "Scheichlied" angestimmt, in dem Investor Hasan Ismaik, höflich ausgedrückt, nicht gerade gut wegkommt.
"Es ärgert mich, wenn so ein paar Idioten meinen, das Scheichlied singen zu müssen. Das geht nicht! Wir schreiben ja nicht umsonst immer 'Vereinen statt Spalten' und dann kommt es trotzdem", meinte Köllner und schob vereinend hinterher: "Ohne Hasan Ismaik wären wir nicht mehr hier - genauso wie ohne das Präsidium."
Positiv: Während einige Unverbesserliche wohl nie verstummen werden, sind die Verantwortlichen beider Gesellschafter mittlerweile aufeinander zugegangen - und haben es selbst in der Hand, ob die Spaltung der Vergangenheit angehört oder alte Wunden aufgerissen werden.
Julian Bells Trikot wurde geklaut
Der Trikot-Klau: Unglaublich, aber wahr: Das von einem eigenen Fan geklaute Trikot von Youngster Julian Bell ist immer noch nicht aufgetaucht.
Köllner dazu verärgert: "Sechzig ist ein Verein zum Anfassen. Wenn das öfter passiert, müssen wir die Auswechselbank in Zukunft abriegeln."
Verbote statt Lösungen
Ein Thema, bei dem sich der gewohnt konstruktive Köllner in Rage redet, ist die Corona-Krise. Der 51-Jährige warnt vor den Langzeit-Folgen bei Kindern und Jugendlichen, denen durch strikte Verbote soziale Kontakte und sportliche Betätigung fehlen.
"Man kann nicht immer nur mit Verboten denken. Das Problem haben wir jetzt sein anderthalb Jahren und können damit nicht umgehen, weil wir nicht in Lösungen denken."
Köllners Rüffel an die Politik
Sinnvolles Handeln und keine Hauruck-Maßnahmen. "Jetzt sind wir schon bei der dritten Impfung. Bei aller Liebe! An Aids sind zigtausend Menschen gestorben. Kein Arsch hat sich dafür interessiert. Man hat nur gesagt, wir geben Kondome aus, das war der einzige Ratschlag. Sonst hat man nichts gemacht", schimpft Köllner.
Was das Ganze mit 1860 zu tun hat? Mit sinnvollen Hygienekonzepten könnten nicht nur Nachwuchsteams kicken, bei den Spielen der Profis im Grünwalder Stadion könnten wieder mehr Fans hautnah dabei sein.
Wer den Trainer kennt, der weiß: Es geht ihm nicht nur darum, dass die Sechzger im Aufstiegskampf mehr Support genießen.