Giesinger Gossenjargon: Mölders kommt wohl mit Geldstrafe davon

München - Die Großen dürfen eben nicht fehlen. Weder bei den Deutschen, noch bei den Blauen: Bundestrainer Jogi Löw nominierte neben den Rückkehrern Mats Hummels und Thomas Müller auch das Ex-Löwen-Duo Florian Neuhaus und Kevin Volland für seinen EM-Kader.
Welch Frechheit: Sascha Mölders hat es dagegen trotz der Internet-Aktion vieler Löwen-Fans (#Möldersmussmit) nicht geschafft.
Knapp 2.000 Euro wird Mölders zahlen müssen
Aufatmen dürfen die Sechzger trotzdem: Mölders darf im Saisonfinale wohl ran - trotz seiner Frechheit. Der 36-jährige Kapitän des TSV 1860 darf im Endspiel um die Relegation beim FC Ingolstadt 04 (Sa., 13.30 Uhr) höchstwahrscheinlich auflaufen.
Der DFB wird Mölders nach der "Spacko-Affäre" beim Derby gegen Bayern II (2:2) nach AZ-Informationen nicht mit einer Sperre belegen, dem Torjäger nur eine Geldstrafe aufbrummen. Schätzung: 1.860 Euro.
Dies jedenfalls erhoffen und erwarten sich die Sechzger, die gestern der Aufforderung des DFB nachkamen und die geforderte Stellungnahme einreichten. Ganz getreu des abgewandelten Mottos: Mölders muss mit - nach Ingolstadt!
Zweifellos eine Beleidigung
Was war im Nachgang des Derbys doch alles über Mölders' böse Worte bei "Magenta Sport" ("Nächstes Jahr seid ihr in der Regionalliga Bayern, Spacko!") geurteilt und spekuliert worden.
Bayern-Fans und Mölders-Kritiker forderten das knüppelharte Urteil einer Sperre im Saisonfinale, am besten inklusive möglicher Relegation.
Die weiß-blaue Relativierung ging dagegen eher so: Ach, das ist Sechzig, das ist Giesing! Tatsächlich ist Mölders Wut-Botschaft in Richtung des Bayern Maximilian Welzmüller zweifellos als Beleidigung einzuordnen.
Eine, wie sie wohl an manchen Ecken im Stadtviertel in den Mund genommen wird. Im öffentlichen Rahmen des Leistungssports im Grünwalder Stadion hat die Giesinger Gossensprache nichts verloren.
Stichwort Vorbildfunktion
Völlig nachvollziehbar daher, dass der DFB ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat, das ist nicht kleinkariert, sondern schlicht Pflicht des Verbands. Bei aller Emotion auf oder am Spielfeld, die zum Fußball gehört, genauso gehört eine solche Verbal-Entgleisung geahndet.
Aber eben mit einem verhältnismäßigen Urteil. Als Kapitän sollte sich Mölders umso mehr darauf besinnen, seinen Ärger hinunterzuschlucken: Im Zweifel schadet eine solche Aktion seinem Team und seinem Klub. Stichwort: Vorbildfunktion.
Eine Sperre käme nicht infrage
Klar ist aber auch: Den zum Spieler des Jahres gewählten Stürmer am letzten und alles entscheidenden Spieltag zu sperren, käme einer Wettbewerbsverzerrung gleich.
Man muss Mölders zugutehalten, dass seine offizielle Interview-Aussage über Bayerns Verteidiger zwar markige Worte über einen "heulenden" Welzmüller, jedoch keine weiteren Unsportlichkeiten enthielten.
Pech für Mölders, dass die Kamera schon draufgehalten hatte. An dieser Stelle sei auch erwähnt: Würde der DFB jedes böse Wort auf dem Rasen abstrafen, könnte aufgrund der Vielzahl an Wehklagen wohl der reibungslose Spielbetrieb nicht mehr gewährleistet werden. Gerade in Corona-Zeiten wird so mancher, zuvor ungehörte Schlagabtausch eingefangen.
Erhitzte Fan-Gemüter abkühlen
Als Mölders am Dienstag ein mölders-untypisches Rechtfertigungs-Video veröffentlichte, konnte man glauben, der Stürmer fürchte eine Sperre. "Wir sind absolut befreundet, haben telefoniert und uns ausgesprochen", meinte er.
Der wahre Grund der Botschaft war ein anderer: In Absprache mit dem Rivalen vom FCB wollte man die erhitzten Fan-Gemüter abkühlen, um Randale unter den verfeindeten Klubs zu vermeiden. Damit zurück zu großen Taten: Gut, dass am Samstag wieder Fußball gespielt wird.
Im Audi-Sportpark kann Mölders neben dem so gut wie sicheren Titel als ältester Torjäger im Profifußball weiter an seinem großen Traum arbeiten, den TSV in die Zweite Liga zu schießen - und einfach Tore für sich sprechen lassen. Es wäre besser für alle.