Giannikis setzt beim TSV 1860 auf den Nachwuchs – aber wollen die Junglöwen überhaupt bleiben?

München - In der Theorie klingt das neue blaue Erfolgsrezept spitze und bringt beim Gros der Sechzig-Anhänger ordentlich Sympathiepunkte. Mehr Jung-Löwen in den Blickpunkt, rauf mit ihnen auf die Drittliga-Schaubühne, schöpfen wir den reichen Fundus aus und garnieren ihn mit einigen etablierten Musterprofis.
Bei Sportchef Christian Werner hört sich das so an: "Junge Spieler sind unsere Ausrichtung für die Zukunft. Sie sollen mit uns den Weg zum Erfolg finden." War insofern die Formation beim erlösenden Sieg bei Rot-Weiss Essen (1:0) ein Vorbote für das, was kommt? Sind Lukas Reich, Moritz Bangerter und Mansour Ouro-Tagba also drei heranwachsende blaue Säulen?
Verlässt Mansour Ouro-Tagba den TSV 1860 nach der Saison?
Es wäre jedoch nicht der TSV 1860, wenn man diese Frage nicht mit einem: "Ja, aber" beantworten würde. Ja, das Trio soll idealerweise auf Giesings Höhen reifen, Identität schaffen und die sportliche Qualität erhöhen, aber ob da nicht plötzlich jemand dazwischenfunkt, ist keineswegs garantiert. Ouro-Tagba ist das beste Beispiel dafür.
Der Offensivspieler hat sich unter Argirios Giannikis im Kader festgebissen, spielt regelmäßig und der Trainer würde seine Entwicklung gerne weiter begleiten. Allerdings riecht es danach, dass nach dem möglichen 20. Drittliga-Einsatz des Togolesen mit US-Wurzeln am Samstag (13.30 Uhr, Magenta Sport und im AZ-Liveticker) zum Saison-Halali gegen Arminia Bielefeld Schluss mit blau ist.
Ouro-Tagba wäre der nächste ablösefreie Abgang des TSV 1860
Und besonders bitter: Wenn Ouro-Tagba sich für einen der Interessenten entscheidet, die nicht Achtzehnhundertsechzig im Namen tragen, dann gibt es keinen Gegenwert.
"Puzzleteile können wegbrechen, aber wir können trotzdem den Weg weitergehen", sagt Werner. Aber doch bitte nicht so, dass man nichts mehr dafür bekommt. Ouro-Tagba wäre ja nur der Nächste, im Sommer des Vorjahres zog Marius Wörl via Hannover 96 per Leihe nach Bielefeld ablösefrei weiter.
TSV 1860: Was passiert mit Reich, Bangerter oder Kloss?
Zu Werners Entlastung muss man freilich hinzufügen, dass er qua seiner zeitlichen Ankunft bei Ouro-Tagba nur noch begrenzte Möglichkeiten hatte, etwas zu retten. Der Sportchef sollte vielmehr daran gemessen werden, was bei anderen Grünohr-Löwen wie Reich, Bangerter oder Tim Kloss geschieht.
Frage 1: Entwickeln sie sich so, dass aus der Hoffnung auch Realität, sprich aus dem Talent auch ein Profi wird?
Langfristige Verträge bei den aufstrebenden Junglöwen?
Frage 2: Wird Frage 1 mit "ja" beantwortet, ist der Verein dann auch darauf vorbereitet und hat die aufstrebenden Löwen mit möglichst langfristigen Verträgen ausgestattet, die im Zuge von verführerischen Avancen zumindest einen wirtschaftlichen Gewinn erbringen?
Bei all der schönen Theorie: Wohl nur, wenn Sechzig künftig ein paar, auch riskante, Wetten auf die Zukunft eingeht, kann mit dem Junglöwen-Weg auch Substanz wachsen.