Genervt von Rakic & Co.: "Jeder will an den Kuchen"
MÜNCHEN Seinen Kuss auf das Löwen-Logo hat Djordje Rakic am Tag danach noch mal bekräftigt. Ja, ja, sagte der Serbe mit funkelnden Augen, er liebe diesen Verein wirklich, und nur das habe er mit dem Kuss auf das Sechzig-Emblem auf seiner Brust zum Ausdruck bringen wollen.
Rakic musste das am Ostermontag, rund 20 Stunden nachdem er für die Sechzger beim 2:2 in Paderborn sein drittes Saisontor geschossen hatte, noch mal verdeutlichen – denn so richtig schlau wurde man aus seinem Verhalten zuletzt ja nicht.
Erst am Karfreitag hatte der Stürmer die Frist seines Angebots der Löwen für einen neuen Dreijahresvertrag auslaufen lassen. Damit war zu rechnen gewesen, denn Rakic hätte deutlich weniger verdienen sollen als zuvor. Sportchef Florian Hinterberger reagierte auf die ausbleibende Zusage des Fanlieblings konsequent und sagte:
„Wir prüfen jetzt unsere anderen Optionen und kümmern uns nicht mehr um ihn. Er muss wissen, was er macht. Aber die Tür ist nicht zu. Wenn er doch noch hierbleiben will, können wir gerne reden.”
Und siehe da, kaum bemühen sich die Löwen um einen Ersatz, drängt Rakic nun doch auf eine Einigung.
„Ich würde sehr gerne weiter bei Sechzig spielen. Vielleicht können wir uns noch einigen”, schrieb Rakic am Ostersonntag auf seiner Facebook-Seite. Was er dort nicht erwähnte: Er stellt Ansprüche und knüpft Bedingungen an sein Bleiben.
„Es geht mir nicht ums Geld, dann wäre ich nie zu 1860 gewechselt oder wäre längst wieder weg”, sagt er der AZ. Vielmehr verlangt er von Trainer Reiner Maurer nun die Zusage, künftig im Sturm spielen zu dürfen und nicht mehr im Mittelfeld ran zu müssen. „Ich kann keinen Stammplatz fordern, aber jetzt kommen meine besten Jahre, ich bin 26, ich muss auf meiner Position spielen.”
Maurer jedoch erteilt dem Serben eine Absage: „Er weiß, dass wir ihn schätzen. Aber ich kann nicht sagen, dass er vom ersten bis 34. Spieltag Mittelstürmer spielen wird. Sowas gibt es nicht. Und wenn ein Spieler sagt, er will bei 1860 bleiben, dann unterschreibt er und bildet sich nicht ein, auf einmal so und so viel Geld wert zu sein.” Also geht’s doch ums liebe Geld!
Rakic zählt noch zu den Bestverdienern bei 1860, soll künftig aber fast auf ein Drittel seines Gehalts verzichten. Für einen Profi im besten Alter wäre das eine folgenschwere Entscheidung. Hinterberger jedoch hat kein Verständnis: „Es ist die große Zeit des Pokerns. Aber wir werden uns nicht zu Unsummen hochpokern lassen. Jeder will auf einmal finanziell für sich alles rausholen bei uns, aber 1860 lässt sich nicht mehr bis aufs Knochenmark ausreizen.”
Den Hauptgrund für die neue Zockerei an der Grünwalder Straße wollen die Löwen bereits ausgemacht haben. „Es gibt die klare Tendenz, unseren Hintergrund mit dem Investor ausnutzen zu wollen”, sagt Hinterberger. „Jeder will an den Kuchen vom Investor ran. Aber so geht es nicht. Mit diesen Wunschträumen müssen die Leute sofort aufhören, denn sie werden sich nicht erfüllen.”
Damit meint der 53-Jährige auch Verteidiger Necat Aygün, mit dem die Löwen vor Wochen den im Sommer auslaufenden Vertrag verlängern wollten. Noch ist nichts passiert. Hinterberger: „Ostern ist die Zeit, in der Anspruch und Wirklichkeit weit auseinandergehen. Unsere Spieler sollen realistisch bleiben, damit wären sie am besten beraten.”