Gekommen, um zu retten

Ewald Lienen löst den erfolglosen Uwe Wolf ab – und verspricht: „Wir wollen Präsenz zeigen“.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Ewald Lienen (Mitte) läuft inmitten seiner neuen Spieler bei der ersten Trainingseinheit bei den Löwen.
M.i.S./Bernd Feil Ewald Lienen (Mitte) läuft inmitten seiner neuen Spieler bei der ersten Trainingseinheit bei den Löwen.

MÜNCHEN - Ewald Lienen löst den erfolglosen Uwe Wolf ab – und verspricht: „Wir wollen Präsenz zeigen“.

Die Christl konnte es einfach nicht fassen. Als die Wirtin des Löwenstüberls erfuhr, dass beim TSV 1860 mal wieder ein Trainer ausgewechselt worden war, brach Christl Estermann in Tränen aus. „Ich bin so traurig, jetzt ist auch noch der Uwe weg. Er war doch so ein lieber Bub. Er kann doch gar nichts dafür“, sagte sie.

Christls Tränen sollten die einzigen bleiben an der Grünwalderstraße 114 an diesem Tag, an dem nach nur 78 Tagen die kurze Ära von Uwe Wolf als Cheftrainer bei 1860 endete. Nach dem tristen 0:0 in Wiesbaden und der immer stärker werdenden Abstiegsangst zogen Geschäftsführer Manfred Stoffers und Sportdirektor Miki Stevic die Reißleine. Schon auf der Heimfahrt von Wiesbaden kontaktierten sie Ewald Lienen. Der Fußballlehrer sollte ohnehin nach Saisonende Trainer werden. Um halb vier Uhr nachts sagte Lienen zu, die Löwen schon jetzt zu übernehmen.

Lienen, der Schüler von Jupp Heynckes, übernimmt die Löwen. In München regiert ab sofort die Gladbacher Fußballlehrer-Fraktion, um zu retten, was zu retten ist. „Die Lage ist sehr ernst. Der Relegationsplatz rückt bedrohlich nahe. Jetzt brauchen wir einen erfahrenen und krisenfesten Coach, der unsere Mannschaft durch den mental extrem belastenden Kampf um den Ligaerhalt führt“, begründete Geschäftsführer Manfred Stoffers die Entscheidung für den 57-Jährigen.

Zumindest scheint Lienen, der zusammen mit seinem Schwiegersohn Abder Ramdane kommt, richtig Lust zu haben auf 1860. Vor zwei Wochen sagte er ein finanziell wesentlich lukrativeres Angebot des zypriotischen Spitzenklubs Famagusta ab. „Jeder weiß, dass 1860 ein Traditionsverein mit unglaublichem Potenzial ist“, sagte Lienen in der insgesamt nur neun Minuten langen Pressekonferenz freundlich. Er ergänzte: „1860 hat ja auch schon Weltklasse-Spieler hervorgebracht – wie etwa Miki Stevic!“ Da scheint jemand ganz genau zu wissen, wem er seinen Job verdankt.

Zwei Spiele gegen die Aufstiegsaspiranten Aachen und Nürnberg bleiben Lienen noch, um den Klub vor dem bitteren Gang in die Relegation zu bewahren. „Ich werde jetzt alles in meiner Kraft stehende tun, um den Klassenerhalt zu sichern“, sagte Lienen. Dabei setzt der neue Trainer auch auf die Fans. Statt die Mannschaft, wie von Wolf am Dienstag noch geplant, im Trainingslager einzukasernieren, bleiben die Löwen in München. „Wir wollen jetzt Präsenz zeigen in München und uns den Fans stellen“, sagte er. Seine Arbeitsweise beschrieb er mit „aggressiv, mit Kampfkraft, mit Druck, aber auch mit einer gewissen Lässigkeit“. Und ergänzte: "Wenn ich nicht überzeugt wäre vom Potential der Mannschaft, wäre ich nicht hier." Sprach’s und verließ die Pressekonferenz, um sich seinen Spielern vorzustellen. „Der Klassenerhalt wird nicht hier, sondern auf dem Platz gesichert“, sagte er noch.

Als Lienen seine erste Trainingseinheit bei 1860 abhielt, hatte Uwe Wolf das Gelände dann doch verlassen. Freilich nicht, ehe er von Estermann ihn in den Arm genommen wurde. Was folgte, war eine Breitseite gegen die Bosse. „Ich habe immer gesagt, ein Trainer ist nur so stark wie die sportliche Führung, die hinter ihm steht“, motzte Wolf. „Ich habe vom Präsidium noch nie jemand auf dem Platz gesehen. Ich bin alleine gelassen worden. Jeder kocht hier nur sein eigenes Süppchen, so kann man keinen Erfolg haben.“ Und weiter: „Das ist jetzt der Beginn einer neuen Zeitrechnung. Ich wünsche Ewald viel Glück." Das wird er brauchen.

fil, og. bb

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.