Geht es flott mit Ott? Sportchef Werner über Vertragsgespräche mit Sechzig-Youngster

Raphael Ott spielt sich unter Trainer Arigirios Giannikis immer mehr in den Fokus. Seine Leistungen freuen auch Sportchef Christian Werner, der Details über die Planung mit dem Sturm-Juwel verrät.
von  Kilian Kreitmair
Wird immer mehr zum Löwen-Lichtblick in der Krise: Youngster Raphael Ott.
Wird immer mehr zum Löwen-Lichtblick in der Krise: Youngster Raphael Ott. © IMAGO

München – Es war dieser eine Moment, der ein Fünkchen Hoffnung aufkommen ließ, der die rund 15.000 Fans im Grünwalder Stadion den Katastrophen-Start einen Augenblick vergessen ließ. Nach einer Bähr-Flanke setzte Youngster Raphael Ott zum Fallrückzieher an, versenkte den Ball zum zwischenzeitlichen 1:2 und ließ die Pfeifer und Grantler (zumindest kurz) freudig die Faust ballen.

Youngster Ott knipste schon im Toto-Pokal

Klar, nach Abpfiff wurde wieder fleißig weitergegrantelt, geschimpft und gar der Rauswurf von Trainer Argirios Giannikis gefordert. Immerhin hat der TSV 1860 in dieser Saison noch kein einziges Pünktchen auf dem Konto, grüßt nach der 1:3-Klatsche gegen Köln vom Tabellenende. Doch mit dem 18-Jährigen hat man eben auch ein Talent in den eigenen Reihen, das den Krisen-Löwen in dieser Saison noch gehörige Freude bereiten könnte.

Gegen die Gäste aus dem Westen avancierte der Stürmer nicht das erste Mal zum Löwen-Lichtblick. Schon im Toto-Pokal ließ Ott, der 2016 aus Murnau in die Sechzig-Akademie wechselte, die Fans jubeln. Seinem Fünferpack in Kasendorf (18:0) ließ er in der zweiten Runde einen Dreierpack gegen den FC Thalhofen (10:0) folgen, stellte damit seine Konkurrenten Patrick Hobsch, Fabian Schubert und Maximilian Wolfram in den Schatten.

Freut sich, dass Raphael Ott immer mehr auftrumpft: Sport-Geschäftsführer Christian Werner.
Freut sich, dass Raphael Ott immer mehr auftrumpft: Sport-Geschäftsführer Christian Werner. © IMAGO

Sport-Geschäftsführer Werner über Ott: "Sein Potenzial würde für höhere Ligen reichen"

"Ott ist mit dem Ball ein Wahnsinnsspieler. Er wird in den nächsten Monaten körperlich noch zulegen und dann ist es ein Spieler, der ein Potenzial hat, das für höhere Ligen reichen würde", lobt Sport-Geschäftsführer Christian Werner den Youngster im Gespräch mit der AZ.

Auch Giannikis fand jüngst bei der Frage nach seinem Schützling lobende Worte: "Er hat eine Spielfreude. Er kann Sachen in engen Räumen auflösen. Er kann Überzahlsituationen schaffen." Was noch? "Auch ist er torgefährlich."

Dass der Jungspund sein Talent zeigen kann, hat der Deutsch-Grieche, der durch den Pleiten-Hattrick bereits heftig in der Kritik steht, einen entscheidenden Anteil. Giannikis zog Ott vor der Saison zusammen mit Keeper Erion Avdija und Innenverteidiger Sean Dulic direkt aus der U19 des TSV 1860 in den Profikader.

TSV 1860: Ott muss noch körperlich zulegen

"Es ist eine immense Ehre, für meinen Herzensverein spielen zu dürfen. Ich werde mein Bestes geben, um die Mannschaft bestmöglich zu unterstützen", hatte Ott anschließend verlauten lassen. Aber dass er so schnell so viel Vertrauen von seinem Coach bekommt, hätte er wohl selbst nicht gedacht. Und das, obwohl Ott schon im Trainingslager im österreichischen Windischgarsten auf sich aufmerksam machen konnte.

"Ich bin ein Trainer, der aktuelle Stände auch sieht und junge Spieler fordert und fördert", sagte der Löwen-Dompteur, der aber trotz der jüngsten Glanz-Auftritte noch Verbesserungspotenz bei seinem Juwel sieht: "Wir wissen natürlich, dass er körperlich zulegen muss. Sein Körper lässt bei der Intensität etwas nach. Deshalb gilt es ihn dosiert einzusetzen."

Sein Forderer und Förderer: Raphael Ott mit Sechzig-Coach Argirios Giannikis.
Sein Forderer und Förderer: Raphael Ott mit Sechzig-Coach Argirios Giannikis. © IMAGO

Jacobsen bremst Ott-Euphorie ein: "Das ist eine Momentaufnahme"

Mitspieler Thore Jacobsen warnte nach der Partie gegen die Viktoria sogar davor, Ott zu hoch in den Himmel zu loben, gar mit einstigen Löwen-Juwelen wie Leandro Morgalla (jetzt RB Salzburg) oder Julian Weigl (Mönchengladbach) zu vergleichen.

"Das ist eine Momentaufnahme", betonte er. "Das kann man jetzt sagen, weil er das Fallrückziehertor macht." Dennoch ist klar: Das Potenzial, sich eines Tages in die Riege prominenter Absolventen der Löwen-Schule einzureihen, hat der 18-Jährige.

Auch deshalb will man bei 1860 versuchen, den Vertrag des Youngsters möglichst schnell zu verlängern. Denn dieser wurde zwar vor der Saison in einen Profikontrakt umgewandelt, läuft aber 2025 aus.

"Es sind Gespräche in den nächsten Wochen geplant. Wir wollen die Talente in der Zukunft nicht mehr ablösefrei verlieren", betonte Werner und fügte hinzu: "Wir hoffen, dass wir bei ihm einen langfristigen Vertrag hinbekommen." Einen weiteren Fall Marius Wörl (20), der Giesing vor einem Jahr ablösefrei verließ, soll und muss verhindert werden.

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