Gegen den Torlos-Fluch: Wie der TSV 1860 im Angriff plant

Windischgarsten/München - Diese Steilvorlage ließ er sich natürlich nicht entgehen am launigen Fanabend in Windischgarsten...
"Nur ganz wenige werden sich an seine Tore bei Sechzig erinnern können", meinte Chef-Trainer und -Sprücheklopfer Michael Köllner mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht über die einstige Trefferquote seines neuen Co-Trainers Stefan Reisinger im Trikot des TSV 1860.

Der Ex-Stürmer hat sein Können in 96 Bundesligaspielen (17 Tore) und 209 Zweitligapartien (54) nachhaltig unter Beweis gestellt, im Dress der Löwen war Reisinger in der Zweitligasaison 2005/06 aber torlos geblieben. Gibt also nix zu erinnern. Treffer, versenkt, eins zu null für Köllner, großer Löwen-Brüller.
Darauf angesprochen, ließ Reisinger einen Konter stecken. Vielmehr setzte der 40-jährige Landshuter ein ernstes Gesicht auf und meinte: "Darunter habe ich ganz schön gelitten. Ich hätte auch in die Erste Liga wechseln können. Das war ein Karriereknick für mich."
Co-Trainer Reisinger hat eine klare Mission
In seiner jetzigen Rolle als Assistent hat er eine klare Mission: "Ich will den Löwen den richtigen Stefan Reisinger zeigen." Den, der Ahnung vom Fußball hat und sie den Spielern auch weitergeben kann. Als Assi bei der Durchführung von Trainingsformen, speziell mit Sechzigs Stürmern, aber auch als das, was der gebürtige Bayer ist: als sympathischer Typ und gute Seele.
Kurios, dass Sechzig zuletzt mit Null-Tore-Stürmer Tim Linsbichler in dieser unrühmlichen Hinsicht einen Nachfolger Reisingers in den eigenen Reihen hatte. Ein Zustand, den Neu-Torjäger Fynn Lakenmacher freilich unbedingt vermeiden will. Zwar wurde der Neuzugang von Drittliga-Absteiger TSV Havelse schon von mehreren Sechzger-Anhängern aufgrund einer gewissen Ähnlichkeit und derselben Frisur mit "Linsi" angeredet, er wird aufgrund seines bulligen Körpers, kombiniert mit seinem kindlichen Gesicht, aber auch mit ManCitys-Topstar Erling Haaland verwechselt.
Lakenmacher will bei 1860 "den nächsten Schritt gehen"
"Ich bin nicht Erling Haaland, ich bin auch nicht Tim Linsbichler", stellte der neue Sturm-Hüne des TSV klar. Der eine Vergleich mag schmeicheln, doch der andere eher weniger. Und überhaupt will der junge Mann, der aus einer Handballer-Familie kommt, mit seinen ganz eigenen Mitteln glänzen. Während Vater Sven, Opa Wolfgang und Schwester Mia erfolgreich Handball spiel(t)en, hat sich Fynn ("Ich war gefühlt jedes Wochenende in irgendeiner Handballhalle") für den Fußball entschieden. Im Dress des Drittliga-Absteigers TSV Havelse gelangen ihm fünf Treffer, bei 1860 will er "den nächsten Schritt gehen." Wie etwa durch sein Tor gegen LASK.
Über das Angebot der Giesinger sei er "megafroh", inmitten "mehrerer Offerten war Sechzig das Maß der Dinge. Ich stehe auf Traditionsvereine mit großen Ambitionen!" Auch ein Pluspunkt: die Stimmung im zumeist ausverkauften Grünwalder Stadion, die er im Rückspiel kennenlernen durfte: "Der Eindruck hat mich total überwältigt, der Marco Hiller hat gut gehalten. Gut, dass er jetzt auf meiner Seite steht."
Lakenmacher spielt erst seit anderthalb Jahren im Sturm
Lakenmachers Werdegang ist einigermaßen spektakulär, denn, wie der gebürtige Lübbecker erzählt: "Ich spiele erst seit anderthalb Jahren Stürmer." Gut für 1860: Der hoch aufgeschossene und bullige Angreifer, der bei Hannover 96 ausgebildet worden ist, gilt durch seine Vergangenheit auf den offensiven Außen und im zentralen Mittelfeld durchaus als ballgewandt.
Eher suboptimal für den TSV und daher eine Aufgabe für Köllner und Reisinger: Der 22-Jährige habe noch "viel Steigerungspotenzial im Torabschluss". Die Chancen stehen daher gut, dass er nicht auf Reisingers und Linsbichlers Spuren wandelt.