Ganz oder gar nicht: Präsidium vor Rücktritt?

1860-Aufsichtsrat will in der Sitzung am Dienstag unangenehme Fragen stellen. Investor steht vor endgültigem Rückzug.
MÜNCHEN Immer, wenn Präsident Rainer Beeck zuletzt öffentlich das Wort ergriff, war 1860 um ein weiteres Kapitel seiner Chaos-Saga reicher.
Am Dienstag um 19 Uhr tagt nun der Aufsichtsrat der Löwen. Undd auch dieses Mal scheint höchste Vorsicht geboten zu sein. Einige Räte sollen sich, wie die AZ erfuhr, hintergangen gefühlt haben, als sich herausstellte, dass die Anfang Februar abgeschlossenen und mittlerweile auf Eis gelegten Investorenverträge mit dem Berliner Immobilienunternehmer Nicolai Schwarzer im Vorfeld nicht von der DFL abgesegnet worden waren. Vor allem Vizepräsident Michael Hasenstab, der die Verhandlungen mit Schwarzer federführend führte, wird sich Rücktrittsforderungen anhören müssen. „Hasenstab hat es verbockt“, hörte man in den letzten Wochen immer wieder von verschiedensten 1860-Funktionären. Worüber in der Aufsichtsratssitzung diskutiert werden wird:
RÜCKTRITTE
Aufsichtsrat Willi Mantel hat bereits in einem Offenen Brief den Rücktritt von Präsident Rainer Beeck und Aufsichtsratsvorsitzenden Peter Lutz gefordert. „Dazu stehe ich auch weiter“, sagt Mantel, „mal sehen, wie viele Kollegen meiner Meinung folgen werden.“ Für Beeck scheint, wie auch für Lutz und Hasenstab, ein Rücktritt aber keine Option. Wie die AZ erfuhr, möchte Beeck in der Sitzung die Vertrauensfrage stellen – freilich für das gesamte Präsidium und die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden Lutz und Christoph Öfele. Ein geschickter Erpressungsversuch des Präsidiums, der große Aussicht auf Erfolg hat.: „Ich kann doch nicht zulassen, dass der gesamte Verein komplett führungslos dasteht“, sagt Aufsichtsrat Karsten Wettberg. So, wie er sehen es viele im Gremium. Zurücktreten wird am Ende wohl keiner.
INVESTORENVERTRÄGE
Schwarzer scheint mittlerweile kurz vor dem kompletten Rückzug zu stehen. Geschäftsführer Manfred Stoffers und Schwarzer verhandeln nach AZ-Informationen über die Modalitäten des Rückzugs. Es geht darum, wie und wann die von Schwarzer bereits gezahlten Gelder – rund 300000 Euro – zurückgezahlt werden sollen. Offiziell lässt sich Stoffers nur entlocken, dass es „demnächst eine gemeinsame Stellungnahme von 1860 und Schwarzer“ geben soll. Wann? „Ich weiß es noch nicht“, sagt Stoffers.
STEVIC UND STOFFERS
Weder Sportdirektor Miki Stevic noch Stoffers haben derzeit gültige Arbeitsverträge mit 1860. Zudem sieht das Kontrollgremium noch Klärungsbedarf über die genauen Umstände der Beurlaubung von Ex-Geschäftsführer Stefan Reuter und Stevic’ Installierung. Der Sportdirektor möchte dazu am Dienstag auch selbst noch mal Stellung beziehen im Aufsichtsrat. Weil er dem Präsidium nicht mehr zutraut, das für ihn zu regeln?
Filippo Cataldo