Funkel zu 1860: Daumen rauf oder runter?
1860 sprach mit Trainerkandidat Friedhelm Funkel. Der bestätigt: "Wir haben sehr angenehme Gespräche geführt." Doch dann gab es einen Verhandlungsstopp. Denn die Entscheidung über ihn fällt der Löwen-Investor.
München - Mittwochmittag, kurz vor 13 Uhr. Friedhelm Funkel ist am Münchner Flughafen, mal wieder. Wenig später hebt er ab Richtung Heimat – Ende eines München-Trips, der nicht einmal 24 Stunden gedauert hat. Sportchef Florian Hinterberger persönlich hatte ihn am Tag zuvor mit dem Auto abgeholt, um später mit ihm über den vakanten Trainer-Posten bei den Löwen zu verhandeln.
Dass Funkel der absolute Favorit der Löwen ist, ist kein Geheimnis mehr. Der 59-Jährige hat auch Lust auf einen neuen Job, er ist seit seinem verpatzten Engagement bei Alemannia Aachen schon über als ein Jahr vereinslos.
"Wir haben uns kennengelernt und sehr angenehme Gespräche geführt", sagt Funkel. Alles in Butter also?
Von wegen! Denn einig waren sich die beiden Parteien noch nicht, als Funkel wieder die Biege machte. Nach der ersten Annäherung am Dienstagabend wurden die Gespräche am Mittwochmorgen zwar fortgeführt – allerdings später ergebnislos verschoben.
"Wir werden uns am Donnerstag telefonisch weiter unterhalten", bestätigt Funkel der AZ. Grund des einstweiligen Verhandlungsstopps ist 1860-Investor Hasan Ismaik. Die zwei elementaren Fragen sind: Wie viel Mitspracherecht hat er? Und: Welchen Trainer will er eigentlich?
Der Funkel-Poker. Fakt ist: Die Löwen beziehen ihren Investor in die Suche ein. Mehr noch: Ismaik darf sogar den neuen Löwen-Trainer bestimmen! Die Klub-Bosse haben ihm alle Unterlagen zukommen lassen, alle Trainer-Vorschläge detailliert aufgelistet.
"Wir warten nun auf ihn und auf sein Signal", bestätigt Vize-Präsident Peter Helfer den enormen Einfluss des Investors. Ob Ismaik in Sachen Funkel den Daumen hebt?
Es darf zumindest bezweifelt werden. Noor Basha, Cousin des Jordaniers, ließ via "SZ" ausrichten, dass sich die Investorenseite einen Trainer wünsche, "der die Menschen an der Grünwalder Straße begeistert". Einer, bei dem Fans kommen, "um sich Autogramme zu holen".
Die große Lösung also. Von der hatte Ismaik bereits zu Jahresanfang geträumt, als er Sven-Göran Eriksson holen wollte. Das Ende: Geschäftsführer Robert Schäfer verlängerte hinter seinem Rücken im April mit Alexander Schmidt – der Zoff eskalierte.
Diesen Fehler wollen sie bei 1860 nicht noch mal machen. Die Kommunikation zwischen Verein und Investor läuft über Basha und per E-Mail. Bleibt die Frage aller Fragen: Ist Funkel der, den Ismaik sucht? Funkel hat zwar schon fünfmal den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. Für Glamour, Attraktion und maximale Unterhaltung steht er aber nicht.
Doch auch andersherum – was muss sich eigentlich Funkel denken, der mit Hinterberger zwar gesprochen und verhandelt hat, aber auch ziemlich schnell gemerkt haben dürfte: Über meinen Kopf entscheidet ja jemand, der in Abu Dhabi sitzt und mich überhaupt nicht kennt. Vize-Präsident Helfer deutet seinen Abflug als "schlechtes Zeichen".
Und wo ist eigentlich Neu-Präsident Gerhard Mayrhofer? Antwort: Weiter im Urlaub, weiter in Dänemark – noch bis zum 9. September.
Umso wichtiger im ganzen Funkel-Poker ist dadurch ein Mann, der eigentlich gar kein offizielles Amt bekleidet: Ismaik-Cousin Basha. Dienstag hatte er sich mit Geschäftsführer Schäfer getroffen. "Zum Brainstorming", wie es hieß.
"Wir müssen einen guten Trainer finden, vor allem für die Fans. Sie haben es sich verdient", sagt Basha, "wir müssen es uns ganz genau überlegen." Floskeln, die einen Grund haben. Am Ende entscheidet jemand, der rund 3000 Kilometer entfernt ist.