Funkel vor Debüt beim TSV 1860: Vorbild Heynckes
München - Florian Hinterberger ist ein Mann offener Worte. Mit seiner Meinung zu den Vorurteilen gegenüber TSV 1860 München ist ja auch in reiferen Jahren sehr lebendig geworden", sagte er.
Ausgrechnet Heynckes! Ein ehemaliger Roter als Vorbild für den neuen Chef der Blauen. Funkel ist neun Jahre jünger als Heynckes, der in der vergangenen Saison mit dem FC Bayern alles gewann. Auch bei Heynckes gab es vor der Triple-Saison Zweifel, ob er sich noch motivieren, ob er den Fußball seiner Mannschaft modernisieren kann. Und Funkel? Steht bei 1860 vor einer ähnlichen Herkulesaufgabe. Er soll die Sechziger nach zehn Jahren zurück ins Oberhaus führen. "Wir wollen es mit allen Mitteln versuchen", sagte er am Donnerstag.
Druck verspüre er allerdings nicht, betonte Funkel, "weil es mir Spaß macht, im Fußball zu arbeiten". Mit 1133 Einsätzen als Profi und Coach ist Funkel Rekordhalter im deutschen Fußball. Und diese Erfahrung, sagte Mittelfeldspieler Daniel Bierofka, tue "allen gut". Von wegen "alte Schule"! Es sei positiv, "dass jemand hier ist, der Ruhe ausstrahlt", meinte Bierofka weiter. Der 34 Jahre alte Ur-Löwe schwärmt geradezu von Funkels "unheimlicher Ausstrahlung".
Funkel hielt sich in seiner ersten Woche beim Tabellen-Sechsten meist am Rande und überließ die Trainingsleitung seinem Assitenten Markus von Ahlen. "Damit ich den Blick dafür habe, was verändert werden, oder mit dem ein oder anderen Spieler sprechen kann."
Gegen Aalen, betonte Funkel, wolle er "einiges umgesetzt sehen" von dem, was besprochen wurde. "Zweikämpfe gut führen, bei Standards Tore erzielen, defensiv gut stehen, gut gegen den Ball arbeiten". Das klingt modern. Genauso wie Funkels Philosophie, "sehr variabel, aber immer sehr offensiv ausgerichtet" zu spielen. Dabei müsse ein Spieler immer nachrücken, "damit wir im Zentrum immer gut besetzt sind". Das hätte Heynckes nicht besser sagen können.
Hinterberger meinte, jetzt müssten sich aber auch "die Spieler beweisen". Dazu gehört erstmals nach viereinhalb Monaten Pause auch Bierofka wieder. Verzichten muss Funkel noch auf Dominik Stahl. Die Startelf habe er nahezu im Kopf, sagte er, und, dass er sich freue, "dass es endlich losgeht". Er müsse lügen, wenn er behaupten würde, dass das Prickeln und die Anspannung nicht größer wären, als etwa vor seinem 1130. Spiel.
Dieses hatte er noch als Coach von Alemannia Aachen bestritten, seiner achten und bisher letzten Station. "Mit dieser Geschichte", sagte Funkel, "bin ich noch nicht im Reinen". Zu früh sei er dort nach der Trennung vom VfL Bochum eingestiegen. Die Entlassung am 1. April 2012 war die Konsequenz. "Ich habe immer gesagt: So höre ich nicht auf!"
Nun also die Löwen und das Vorhaben, zum sechsten Mal als Coach in die Bundesliga aufzusteigen. Dafür, dass es klappt, gibt Funkel gerne auch ein bisschen den Heynckes.