„Für Ziffzer gibt es kein Zurück“

Am Freitag steht Stefan Ziffzer vor Gericht: Der Ex-Geschäftführer klagt auf Wiedereinstellung. Der Aufsichtsrat hält dagegen. Zieht Ziffzer damit den ohnehin schon angeschlagenen TSV 1860 noch tiefer in die Finanz-Krise?
von  Abendzeitung
Ziffzer: „Dann werden wir uns vor Gericht treffen".
Ziffzer: „Dann werden wir uns vor Gericht treffen". © sampics/Augenklick

MÜNCHEN - Am Freitag steht Stefan Ziffzer vor Gericht: Der Ex-Geschäftführer klagt auf Wiedereinstellung. Der Aufsichtsrat hält dagegen. Zieht Ziffzer damit den ohnehin schon angeschlagenen TSV 1860 noch tiefer in die Finanz-Krise?

Die drohende Insolvenz, Vucicevics Haarwuchs-Doping – bei 1860 gab es auch nach dem Bundesliga-Abstieg Schlagzeilen. Für den Tiefpunkt war im Mai 2008 Stefan Ziffzer verantwortlich. Mit seiner Wutrede sorgte der damalige Geschäftsführer für einen handfesten Skandal. Ziffzer hatte den eigenen Boss, Löwen-Präsident Albrecht von Linde, als „Schande“ bezeichnet – und war vom derart gescholtenen Chef umgehend, noch im VIP-Bereich der Allianz Arena, entlassen worden. Am Freitag um 10 Uhr trifft man sich wieder. Vor dem Landgericht München I (Aktenzeichen 3H4011703/08).

Der 55-jährige Ziffzer klagt auf Wiedereinstellung. „Ich will“, sagte er zur AZ, „dass die fristlose Kündigung zurückgenommen wird. Sie war überhaupt nicht gerechtfertigt. Ich will wieder in mein altes Dienst-Verhältnis zurück.“ Was natürlich nicht im Sinne des Vereins wäre. „Es gibt kein Zurück für Herrn Ziffzer“, sagte Christoph Öfele, der Aufsichtsratschef der KGaA, am Mittwoch der AZ. „Die Art und Weise, wie das damals gelaufen ist, war absolut indiskutabel. Dass Ziffzer nicht mehr bei 1860 ist, hat dem Verein nicht geschadet. Ganz im Gegenteil. Ziffzer wird nie im Leben mehr bei 1860 arbeiten.“

Somit könnte der Gerichtstermin der Schlussakt einer Beziehungskomödie werden. Denn Ziffzer und die Löwen, das hatte skurile Züge. Die AZ blickt zurück:

April 2006:

Der Volkswirt, ehemals Manager im Konzern von Medienmogul Leo Kirch, tritt an – als Sanierer. Seine Aufgabe: Er soll den Klub vor der Insolvenz retten. Sein Weg: Er verkauft die Stadion-Anteile für 11,3 Millionen Euro an die Bayern. Die Lizenz ist gesichert, doch die Blauen müssen sich von Karl-Heinz Rummenigge demütigen lassen („Wir hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera“).

Februar 2007:

Ziffzers Pressekonferenz in Folge eines 1:3-Desasters in Jena sorgt für Wut. „1860 ist eine Firma und sonst nichts", sagt der nüchterne Finanzboss – und provoziert so all jene Anhänger, für die 1860, gerade im Gegensatz zum FC Bayern, ein Bekenntnis, eine Art Religion ist.

März 2007:

Albrecht von Linde wird – als Nachfolger Alfred Lehners, unter dessen Ägide Ziffzer installiert wurde – neuer Löwen-Präsident. Die beiden können nicht miteinander. Als sich von Linde bei der Ankunft in der Geschäftsstelle als neues Büro das ehemalige Wildmoser-Zimmer ausgeguckt, verweist Geschäftstellen-Boss Ziffzer umgehend auf das Hausrecht.

Mai 2007:

Ein Test-Rücktritt! Ziffzer steckt Hans Vonavka, dem Sprecher Pro1860, telefonisch, dass er aufzuhören gedenke. Dass Vonavka dies bei München-TV prompt weitererzählte, wertete Ziffzer als Beleg für dessen Bereitschaft, Gerüchte zu streuen: „Das war Sinn der Übung." Linde aber wollte Ziffzer beim Wort und den (fingierten) Rücktritt annehmen.

Oktober 2007:

Ziffzer verteilt grinsend am Trainingsgelände Aufkleber. Tags zuvor hatte von Linde ihn kritisiert („Der hat seine Hausaufgaben nicht gemacht“) und vorgeschlagen, aus dem Slogan „1860 – Münchens große Liebe“ eine Kampagne zu machen. Was auf Ziffzers Aufklebern stand? „1860 – Münchens große Liebe“.

Januar 2009:

Das Landgericht soll den Fall lösen. Womöglich in Abwesenheit des Protagonisten. Ein persönliches Erscheinen Ziffzers ist bislang nicht angeordnet. Und das die Löwen sich mit dem Ex-Geschäftsführer gütlich einigen und Ziffzer, dessen Arbeitsvertrag bis zum 30. Juni 2010 lief, eine Abfindung – im Gespräch waren 500000 Euro – zahlen? Hierfür fehlt der Firma das Geld.

Oliver Griss

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