Frust beim TSV 1860: Jacobaccis Watschn für Torschütze Julian Guttau

München - Da hatte er sich mächtig gewundert, als seine Rückennummer auf der Tafel zur Auswechslung erschien. 35 Minuten waren da erst gespielt, weshalb Julian Gutta sichtlich überrascht und demonstrativ kopfschüttelnd vom Platz trabte. Auf ihn wartete Marlon Frey an der Seitenlinie, klatschte schnell ab und flitzte aufs Feld.
Er sollte es nun besser machen und die erste Löwenpleite im dritten Saisonspiel verhindern. Frey war kein Heilsbringer, der TSV 1860 auch mit ihm das Heimspiel gegen den VfB Lübeck 1:2 nach einer führen Führung – durch jenen Guttau (11.). Dass Löwen-Trainer Maurizio Jacobacci seinen Torschützen so früh aus dem Spiel nahm, verwunderte nicht nur den Spieler.
"Defensiv hat er mir nicht gefallen": Hartes Urteil von Maurizio Jacobacci über Julian Guttau
Für den Sommer-Neuzugang aus Freiburg dürfte es sich wie eine Watschn aus dem Nichts angefühlt haben. Zumal sich nach seiner frühen Auswechslung der Spielstand nicht mehr änderte. Doch der Trainer war nicht zufrieden, das sagte er klar nach dem Spiel: "Defensiv hat er mir nicht gefallen. Er hat ein schönes Tor erzielt", so der 60-Jährige.
Aber: "Es ist auch eine Defensivarbeit zu leisten." Guttau habe Fehler gemacht. Hartes Urteil über seinen linken Flügelspieler, der für die Führung gesorgt hatte. Nach schönem Zuspiel von Albion Vrenezi überlief er seinen Gegenspieler und traf von der Strafraumgrenze halblinks ins rechte Eck (11.).

Guttau früh ausgewechselt: Jacobacci hoffte auf "mehr Speed" von Albion Vrenezi
Als Sechzig unerklärlicherweise einbrach, konnte auch Guttau nicht helfen. Zuerst das unglückliche Eigentor durch Fabian Greilinger (25.) zum Ausgleich, wenig später der sehenswerte Führungstreffer durch Tarik Gözüsirin (31.). Spiel gedreht, was für eine Watschn für die Löwen.
Jacobacci, der mit derselben Elf wie beim Auswärtssieg gegen Duisburg auflief, wollte also noch vor der Pause für Veränderung sorgen und sah nur zwei Kandidaten, die er aus dem Spiel nehmen konnte: Guttau und Albion Vrenezi. Letzterer habe aber "mehr Speed, um über die Seite zu kommen", begründete der Löwentrainer.
Nach der Guttau-Auswechslung: Marlon Frey feiert sein Debüt für den TSV 1860
Also: Guttau raus, Frey rein. Der 27-jährige Neuzugang stand in dieser Saison und für 1860 in der Liga noch nicht auf dem Rasen, da er eine Rotsperre absitzen musste, die er sich in der Vorsaison eingehandelt hat, als er noch beim MSV Duisburg spielte. Dennoch ist der Trainer sichtlich angetan von seinem neuen Spielmacher, wie er ihn sieht. "Ich wollte unbedingt im Mittelfeld Frey bringen, der durch seine Art Ordnung ins Spiel bringt."
Tatsächlich brachte der Frey, der bei Duisburg im zentralen, offensiven und linken Mittelfeld spielte, viel Schwung mit: viele Läufe durch die Mitte ins Angriffsdrittel und Pässe zu Vrenezi, Tom Starke und Morris Schröter, den offensiven Mittelfeldleuten. Den klassischen Sechser gab Nebenmann Niklas Tarnat.
Fehleranalyse beim TSV 1860: "Uns hat das Tempo gefehlt, die Idee"
Frey übernahm aber auch gleich die Stimmgewalt auf dem Platz, gab Anweisungen, trieb seine Kollegen an. Jacobacci sah sich hinterher bestätigt. Jemand wie Frey habe in den 15, 20 Minuten nach dem Führungstor gefehlt, einer "der das Zepter in die Hand genommen hätte." Der Erfolg in Form von Toren blieb dennoch aus. Mehr als ein Lattenkracher von Fynn Lakenmacher (80.) war einfach nicht drin. Doch Sechzig wirkte auch zu müde, um noch etwas bewirken zu können.
Dabei hatte die Mannschaft aufgrund der Hitze nur moderat trainiert und sich lieber im Auer Mühlbach abgekühlt. Innenverteidiger Leroy Kwadwo analysierte. "Wir haben nicht zu hundert Prozent sauber gespielt im letzten Drittel. Vielleicht hat uns das Tempo gefehlt, die Idee." Für das Auswärtsspiel am Samstag beim Zweitliga-Absteiger SV Sandhausen (16.30 Uhr, Magentasport) kann sich Marlon Frey nach seiner starken Vorstellung eines Startelfeinsatzes sicher sein. Kollege Guttau wohl eher nicht.