Fröhling: „Wir gewinnen, weil wir gewinnen müssen“
München - Nein, es gab diesmal keine Klatschparade, kein Jubelspalier, keine Schulterklopfer, keine Claqueure vor dem Spiel der Löwen beim FSV Frankfurt (18.30 Uhr, sky). Diesem ersten der drei Endspiele um den Klassenerhalt für die Löwen, die durch das 0:3-Debakel gegen Union Berlin am vergangenen Sonntag auf Platz 17 – einen direkten Abstiegsrang – abgestürzt sind.
Vor dieser so blamablen Vorstellung vor knapp einer Woche hatte es noch viel Lärm gegeben, als der TSV 1860 mit dem Bus zum Mannschaftshotel aufbrach. Hunderte von Fans und ein paar Funktionäre standen Spalier. Rückendeckung, Schulterschluss, ein Zeichen setzen. Gemeinsam für Sechzig war das Motto. Doch die Begeisterung ist verstummt, PR-Aktionen braucht im Moment keiner, sondern fokussierte Arbeit. Volle Konzentration auf die anstehenden Aufgaben. Die so dermaßen schwer sind: Schließlich sind die Löwen bereits auf fremde Hilfe angewiesen, um nicht vom Zweit- zum Drittligisten zu mutieren.
Sie haben sich zurückgezogen. Abgeschottet. Hinter großen Planen versteckt, bereitete sich die Mannschaft von Torsten Fröhling auf den Abstiegskrimi gegen den FSV Frankfurt vor. Weder Trainingszeit, noch Abfahrtszeiten wurden kommuniziert, und so machten sich alle Löwen-Spieler, bis auf die verletzten Dominik Stahl und den angeschlagenen Anthony Annan, still und leise auf den Weg nach Frankfurt. Nur Trainer Fröhling äußerte sich vor der Partie öffentlich – und das ungewöhnlich offensiv. „Wir werden morgen gegen den FSV gewinnen, weil wir gewinnen müssen. So wie die Tabellensituation ist, müssen wir auf alle Fälle punkten“, sagte Fröhling: „Wir stehen mit dem Rücken an der Wand. Was soll denn jetzt noch passieren?“
Oder anders gesagt: Viel tiefer kann man nicht mehr sinken. Die Löwen haben nichts mehr zu verlieren. Sie können nur noch gewinnen. Der Trainer zeigt den Mut der Verzweiflung, den er zuletzt bei seinen Spielern so schmerzlich vermisst hat. „Wir waren mutlos nach vorne. Da haben wir Angst gehabt, Fehler zu machen, und das müssen wir abstellen“, fordert Fröhling. Gut möglich, dass der Trainer deshalb seine Mannschaft kräftig umbauen wird, um den wiedergenesenen Rubin Okotie besser in Szene zu setzen. „Wir müssen ihn unterstützen, indem wir kompakter und zielgerichteter nach vorne spielen. Es hilft nichts ihn hoch anzuspielen“, stellte Fröhling klar.
Das Spiel ist für den 1860-Trainer auch abseits der sportlichen Brisanz ein besonderes. Er trifft auf seinen Lehrmeister Benno Möhlmann, nun Trainer des FSV. „Benno hat mich gefördert. Wir haben immer noch oft Kontakt.“ Dank Co-Trainer Möhlmann schaffte es Fröhling einst in den Profikader des HSV, doch alte Freundschaft zählt jetzt nicht. „Er wird uns nichts schenken“, weiß Fröhling. Zwar hat der FSV mit 36 Punkten (und damit sechs Zählern Vorsprung auf 1860) noch ein Polster auf die Abstiegsränge, doch sicher, gar gerettet, fühlt sich Möhlmann nicht. Deshalb fuhr er mit seinem Team unter der Woche extra noch ins Trainingslager nach Kamen-Kaiserau: „Alle Mannschaften, die unten stehen, sind von der Einstellung her zu 100 Prozent dabei. Da müssen wir einfach besser auftreten. Dann haben wir auch die Möglichkeit, gegen 1860 zu gewinnen“, sagte Möhlmann, der am Freitag sein 500. Spiel als als Zweitligatrainer bestreitet.
„Wenn einer so lange so viel Qualität abliefert, kann man nur den Hut ziehen“, sagte Fröhling anerkennend, der seinem Lehrmeister viel Respekt entgegen bringt. „Aber es wäre natürlich schön, wenn ich ihn schlagen könnte.“