Fröhling macht die laschen Löwen rund
München - Es war ein Auftritt in bester Werner-Beinhart-Lorant-Manier: „Das kotzt mich an. Noch sind wir gar nichts“, schrie Torsten Fröhling am Mittwochvormittag die Mannschaft an. Der Grund: Der Trainer war gar nicht einverstanden mit dem Auftreten seines Teams.
Das war passiert: Manche Profis diskutierten beim Vormittagstraining zuvor lieber über die Beschaffen des Rasens, statt sich ins Zeug zu legen. Die lasche Trainingsauffassung gefiel dem Coach gar nicht, der eine Predigt hielt, wie wichtig es ist, auch die kleineren Einheiten mit dem nötigsten Ernst zu absolvieren. Zu dünn ist das Eis, auf dem seine momentan Mannschaft wandelt: Bei nur einem Punkt Vorsprung auf einen direkten Abstiegsplatz siehst sich Fröhling gewzungen, die Intensität zu erhöhen. Und die Profis gaben ihm an diesem Tag auch allen Grund dazu.
Mit Krisztian Simon, Jannik Bandowski und Anthony Annan kamen gleich drei Spieler deutlich zu spät ins Training, weil zuvor sie im Stau feststanden. „Da wird schon was gewesen sein, aber zahlen müssen sie trotzdem“, meinte Trainer Fröhling hinterher. Für Verspätungen sind üblicherweise Geldstrafen fällig, und um die werden die drei Winter-Neuzugänge nicht herumkommen.
Lesen Sie hier: VfR Aalen: DFL lehnt Beschwerde ab
Denn: Fröhling glaubt einerseits an die Qualitäten seiner Spielern und stellt sich in der Öffentlichkeit vor sie – aber er lässt sie aber auch die Konsequenzen spüren, wenn sie über die Stränge schlagen. „Ich werde öffentlich gegen meine Spieler nichts sagen, außer es sind solche Sachen auf dem Platz, wie Platzpflege, dann kann man das schon mal hören“, sagte er nach dem Training schmunzelnd, als er sich wieder beruhigt hatte, um dann noch hinzuzufügen: „Intern kracht es schon.“
Davon konnte man sich an diesem Tag überzeugen, auch wenn der Trainer die Mannschaft öffentlich aus der Schusslinie und sich demonstrativ hinter sie stellt: „Die spüren den Druck von außen, von überall, die wissen auch um ihre Verantwortung. Umso trauriger ist es, dass man jetzt ein vernünftiges Spiel abliefert und dann verliert. Das tut weh. Aber das müssen wir ganz schnell abhaken, heute fangen wir damit an.“ Das Credo im Abstiegskampf: „Allgemein sind Typen und Männer gefragt. Brust raus, so müssen wir weiter machen und der Rest zählt nicht.“
Lesen Sie auch: Transfergerücht: Wechselt Julian Weigl zum BVB?
Fröhling lebt die Tugenden, die er von seinen Spielern verlangt, vor, doch noch steckt die 0:1-Niederlage gegen Erzgebirge Aue deutlich in den Knochen: „Wir haben keine Möglichkeit, das zu ändern und können nur nach vorne schauen, unsere Fehler analysieren, um sie nicht mehr zu machen und um dann wieder erfolgreich Fußball zu spielen“, sagte Korbinian Vollmann nach dem Training. Für die Verarbeitung bleibt nur noch wenig Zeit, schon in zwei Tagen steht das wichtige Auswärtsspiel gegen Eintracht Braunschweig an. „Wir können uns nur auf uns selbst verlassen“ sagte Fröhling im Hinblick auf die kommenden Aufgaben. Und darauf, dass er es schafft, seiner Mannschaft die nötige Mentalität einzuimpfen.
Am Trainingsplatz an der Grünwalder Straße stand an diesem Tag ein Vater, der davon nicht unbedingt überzeugt schien. Er hat seinen kleinen Sohn mitgenommen, weil er diesem unbedingt noch die Löwen als Zweitligamannschaft zeigen wollte – aus Sorge, sie könnten demnächst aus dem Profifußball verschwinden.