Friedhelm Funkel wird 60 - das Interview

Kein Tag wie jeder andere? Für Friedhelm Funkel schon. Das AZ-Interview zum 60. Geburtstag. Der Trainer des TSV 1860 München über seine Mutter, gute Freunde und ganz bestimmte Wünsche.  
Markus Merz |
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Friedhelm Funkel wird 60
Gregor Feindt Friedhelm Funkel wird 60

Kein Tag wie jeder andere? Für Friedhelm Funkel schon. Das AZ-Interview zum 60. Geburtstag. Der Trainer des TSV 1860 München über seine Mutter, gute Freunde und ganz bestimmte Wünsche.

München - Friedhelm Funkel, am vorvergangenen Montag haben Sie beim 10-jährigen Dienstjubiläum Ihres Freundes Heribert Bruchhagen vorbeigeschaut. Was haben Sie Ihrem alten Weggefährten geschenkt?

Das waren sehr kurzweilige drei Stunden, wir haben uns die eine oder andere Anekdote erzählt. Ein Geschenk hatten wir nicht dabei, das wollte Heribert nicht. Er hat aber vom Aufsichtsrat etwas bekommen. Ich weiß aber nicht, was drin war, weil es noch verpackt war.

Sie selbst werden am Dienstag 60. Haben Geburtstage generell eine große Bedeutung für Sie?

Man kann es ja nicht verhindern, dass man älter wird. Aber es ist für mich nur eine Zahl. Das wichtigste für mich ist Gesundheit, so habe ich das immer empfunden. Dass du das, was du machen willst, auch tun kannst. Ob das mit 30, 40, 50 oder 60 ist, ist mir eigentlich egal. Früher hat man 60-Jährige gesehen und sich gedacht: Ob ich dann noch alles machen kann? Und heute sieht man, dass es geht. Weil ich gesund bin. Das ist ein tolles Gefühl. Ich denke nicht darüber nach, was in zehn Jahren ist. So lebe ich.

Was mit Sicherheit daran liegt, dass es Ihnen mit 60 noch so gut geht.

Auf jeden Fall. Da hat mein Job mir schon geholfen. Ich habe in den zurückliegenden Jahren sehr viel Sport gemacht, habe viel mit jungen Leuten zusammengearbeitet. Ich habe aber nie besonders auf die Ernährung geachtet. Scheinbar neige ich genetisch nicht dazu, zuzunehmen. Dann würde ich etwas ändern. Ich esse, worauf ich Lust habe: Wenn das Sahnetorte ist, esse ich Sahnetorte. Wenn ich Lust auf Hamburger habe, esse ich Hamburger.

Gibt’s am Dienstag dann Sahnetorte oder Hamburger?

Nee, am Dienstag haben wir zweimal Training. Da wird es auch nichts Großartiges geben. Ich werde etwas später in Krefeld feiern. Da werde ich dann sehr viele Freunde und Weggefährten treffen. Das wird schon ein bisschen größer.

 


 

Ihre Mutter hat am selben Tag wie Sie Geburtstag, wird 83. Sie ist selbst noch top fit. Es scheint, als habe Ihre Mutter großen Anteil daran, dass es Ihnen noch so gut geht.

Mit Sicherheit. Meiner Mutter geht es sehr gut, sie kann noch alles machen. Mein Bruder Wolfgang ist Gott sei Dank drei bis viermal die Woche zum Essen da. In den anderthalb Jahren, in denen ich keinen Job hatte, war ich natürlich auch öfter da. Jetzt ist das nicht mehr so oft der Fall.

Zusammen feiern ist am Dienstag nicht drin, Sie sind bei den Löwen gefordert. Das dürfte Ihre Mutter Freude.

Ja, das macht ihr auch nichts aus. Sie kennt das ja nicht anders. Ich bin immer viel weggewesen. Sie wünscht mir das ja auch. Als ich keinen Job hatte, hat ihr das fast mehr zugesetzt als mir. Sie stammt ja noch aus einer anderen Zeit. Jetzt muss sie sich keine Sorgen mehr machen.

Wie wichtig ist Ihnen Ihre Familie?

Ganz wichtig. Das ist immer unser Halt gewesen. Mein Vater war viel arbeiten. Wenn wir Trost brauchten, aufgebaut werden mussten, war immer meine Mutter für uns da. Das ist bis zum heutigen Tag so.

Das heißt, sie musste dann öfter auch ein Pflaster raus holen, wenn ihre Söhne vom Bolzen gekommen sind.

Natürlich. Das waren nicht zu wenig Pflaster. Wir waren früher noch richtige Straßenfußballer. Wir haben auf richtigen Bolzplätzen gespielt. Da war Schotter drauf, der war teilweise so groß wie Wurfgeschosse. Wenn du da mit dem Knie draufgefallen bist, war halt mal die Hose und dementsprechend das Knie kaputt. Wenn wir dann nach Hause gekommen sind, gab es erstmal Schimpfe. Klar. Wir konnten uns ja nicht jeden Tag neue Hosen kaufen, die wurden dann geflickt. Heute gibt es geflickte Hosen zu kaufen. (lacht) Und dann gab es da ja noch die Straßenduelle.

Sie im Team der Alemannenstraße.

Wir waren damals kaum zu schlagen. Natürlich wussten wir da noch nicht, dass es später so viele von uns in die Bundesliga schaffen würden. Mein Bruder, ein Hans-Jörg Criens oder auch meine Wenigkeit. Wir haben uns nach der Schule immer verabredet. Das war toll. Das waren Jahre, die ich total genossen habe.

Gab es nie Einwände der Eltern?

Nein. Mein Vater war ja auch Fußballer, in der 3. Liga beim VfR Neuss. Unsere Eltern haben uns jegliche Unterstützung gegeben.

 


 

Gibt es zum 60. Geburtstag einen speziellen Wunsch?

Nein, das Wichtigste ist die Gesundheit. Ansonsten sage ich zu allen, die mich fragen: Lasst euch was einfallen. Ich lade die Leute ja nicht ein, um Geschenke zu bekommen. Sondern um in Erinnerungen zu schwelgen, Geschichten zu erzählen. Ich Freude mich zum Beispiel auf Kalli Feldkamp, den habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich will einfach einen schönen Abend haben.

Ist für den Abend etwas Spezielles geplant?

Ich weiß es nicht. Es sind Freunde und meine Freundin, die den Abend gestalten. Ich lass‘ mich überraschen.

Wie wichtig waren Geschenke in Ihrer Kindheit?

Mein Bruder und ich wollten immer Fußbälle zum Geburtstag. Irgendwann mal, das war ein großer Wunsch von uns beiden, wollten wir eine Carrera-Bahn. Da haben die Augen geleuchtet. Das war der Wahnsinn, als wir die dann bekommen haben. Da kann ich mich noch sehr gut daran erinnern.

Zwischen Ihnen und Ihrem Bruder soll es mal zum Streit um ein Fahrrad gekommen sein.

Davon weiß nichts mehr. Daran kann sich mein Bruder vielleicht besser erinnern.

Ihre Laufbahn, sowohl als Spieler, als auch als Trainer hat beim VfR Neuss begonnen. Dem Verein geht es heute schlecht. Nimmt Sie das mit?

Natürlich trifft einen das. Dort hat alles angefangen. Es gibt nur noch eine erste Mannschaft und eine A-Jugend. Die Spielstätte wurde dem Verein weggenommen, dort soll ein großes Einkaufszentrum oder ein Möbelhaus entstehen. Vor einem halben Jahr waren wir mit vielen alten Spielern nochmal da und haben Abschied von der Anlage genommen.

Besser läuft es derzeit mit Ihrer Arbeit bei den Löwen. Waren Sie immer davon überzeugt, dass sich der Erfolg irgendwann einstellt?

Man hofft das natürlich. Wir haben auch vor den Siegen schon einige gute Spiele gemacht. Aber auch grottenschlechte. Zum Beispiel hier gegen Dresden. Das war für mich auch der Tiefpunkt, Ich konnte nur schwer abschalten nach dem Spiel. Das passiert mir ganz selten. Auch wenn man verliert, kann ich abends trotzdem Essen gehen oder relativ relaxed einschlafen. Aber an dem Abend ging es mir gar nicht gut. Dann bin ich zu dem Entschluss gekommen: Jetzt musst du was ändern. Gott sei Dank ist das aufgegangen.

Heribert Bruchhagen hat Ihre Umstellungen vor dem Spiel in Bielefeld kommen sehen.

Ja, er kennt das ja. Wir wollten uns eigentlich vor dem Spiel treffen, haben dann aber doch nur telefoniert. Er hat gesagt: ‚Ich wusste, dass du jetzt so spielen wirst, das hast du in Frankfurt auch so gemacht, hast dann aber auch wieder attraktiver spielen lassen.‘ Und das wollen wir jetzt auch schaffen. Wir wollen attraktiver spielen. In allererster Linie wollen wir aber erfolgreich sein.

 

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