Friedhelm Funkel: Spiel gegen Bochum - Rache an der Ex

Den Rausschmiss in Bochum hat der Löwen-Coach den Bossen dort nie verziehen – am Sonntag kehrt er jetzt zurück. Schaffen die Löwen den dritten Sieg in Folge, besiegen sie einen 16 Jahre alten Fluch.
von  Maximilian Wessing

München - "Eine Frechheit! Da kann ich überhaupt nicht zustimmen und muss das ganz klar abstreiten", sagt Friedhelm Funkel, guckt kurz ernst und lächelt dann. Soll bedeuten: Alles gut, nur Spaß! Es ist Funkels (59) Reaktion auf die Aussagen von Bochums Trainer Peter Neururer (58), der im AZ-Interview gefrotzelt hatte: "Friedhelm sieht 30 Jahre älter aus als ich."

Am Sonntag (13.30 Uhr, Sky) trifft Funkel mit den Löwen nicht nur auf seinen Kumpel Neururer, sondern auch auf seinen Ex-Verein, an dessen Ende er schlechte Erinnerungen hat. Die Entlassung im September 2011 kann Funkel bis heute nicht nachvollziehen, der Stachel sitzt noch tief. So hat er nun die Möglichkeit zur: Rache an der Ex.

"Das wird ein ganz wichtiges und enges Spiel", sagt Funkel. "Kleine Fehler werden entscheiden. Bochum hat zuletzt vier Mal nicht verloren, sie haben Disziplin und Selbstbewusstsein. Wir aber auch!" Das Auswärtsspiel beim VfL Bochum – für Funkel geht es um mehr als drei Punkte.

Rückblende: Zur Saison 2010/11 heuert der Rheinländer im Ruhrpott an. Es ist seine siebte Trainerstation. Die erste Saison in der zweiten Liga läuft gut, der VfL erreicht Platz drei, scheitert dann aber in der Relegation nur ganz knapp an Gladbach. Nach sieben Spieltagen in der Folgesaison wird Funkel dann entlassen.

"Man hat dort die Geduld zu früh verloren, nach mir wurde es ja auch nicht besser", sagt Funkel. Als die AZ zuletzt mit ihm über seine früheren Trainerstationen gesprochen hatte, meinte er: "Wir hatten in der ersten Saison 16 ungeschlagene Spiele in Folge mit Nobodys, wir haben viele unbekannte Spieler zu Profis gemacht." Danach ging es bergab. Funkel übergab auf Platz 17, am Ende der Saison wurde der VfL Elfter, schaffte mit Nachfolger Andreas Bergmann den Klassenerhalt.

Die Ausgangslage zur Revanche könnte für Funkel dennoch besser sein: Seine Mannschaft hat zuletzt zwar zwei Spiele in Folge gewonnen, reist mit breiter Brust nach Bochum. Wäre da nur nicht diese Horror-Serie im Ruhrpott! 16 Mal trat der TSV 1860 in Bochum an, nicht einmal konnten die Löwen gewinnen: zehn Niederlagen, sechs Remis. Dominik Stahl, zuletzt in Bielefeld und gegen Fürth jeweils der Matchwinner, sagt: "Das ist eine Statistik, die wir mit aller Macht umbiegen müssen. Wir wollen unseren Aufwärtstrend bestätigen." Und Funkel? Der meint nur: "Irgendwann reißt jede Serie." An der hat er im Übrigen mitgewirkt. In seinem ersten Ligaspiel mit Bochum schlug er die Löwen zu Hause mit 3:2.

Auch sein Bruder Wolfgang Funkel erinnert sich noch genau an die Zeit seines Bruders in Bochum. "Ich war fast bei jedem Heimspiel des VfL. Friedhelms Lebensgefährtin wollte nicht alleine fahren, also habe ich sie immer begleitet", sagt der ehemalige Abwehrspieler. "Die Zielsetzung war damals einfach zu hoch nach dem verpassten Aufstieg. Die Entlassung von Friedhelm war zu früh, aber so ist das nun einmal im Fußball-Geschäft. Man muss Entscheidungen akzeptieren, aber nicht immer verstehen."

Friedhelm Funkel wohnte zu Bochumer Zeiten in Düsseldorf, etwa 50 Kilometer entfernt. "Da lässt es sich doch etwas schöner leben", meint Bruder Wolfgang schmunzelnd. "Zudem musste er nur über den Rhein fahren, um in seine Heimatstadt Neuss zu kommen. So konnte er noch häufig unsere Mutter besuchen." Schöne Erinnerungen, die Sonntag nicht mehr zählen. Die Mutter hat übrigens ebenso wie Friedhelm Funkel am 10. Dezember Geburtstag. Sie wird in diesem Jahr 83, ist noch topfit. Und Funkel? Der wird 60. Schon vorher will er Kumpel Neururer jetzt alt aussehen lassen.

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