Franz Maget: „Ich gehe davon aus, dass Savio gekündigt wird“
Hier spricht der 1860-Vize über den Punktabzug durch die DFL, die Fehler des Ex-Geschäftsführers Stoffers – und er erklärt, warum der verschollene Nsereko keine Zukunft mehr bei den Löwen hat .
AZ: Herr Maget, wie beurteilen Sie den Punktabzug für den TSV 1860 durch die Deutsche Fußball-Liga wegen Fehlern im Lizenzierungsverfahren? Der passt so gar nicht zum sportlichen Aufschwung.
FRANZ MAGET: Das ist natürlich eine bittere Pille für unseren Verein, vor allem, weil er in einer Phase sehr guter sportlicher Leistungen kommt. Umso bitterer ist natürlich, wenn einem die Punkte, die man sich auf dem Rasen erkämpft hat, am grünen Tisch wieder aberkannt werden. Wir wussten allerdings schon seit Wochen, dass die DFL an eine Lizenzstrafe denkt. Wir waren darauf vor- bereitet.
Der frühere Geschäftsführer Manfred Stoffers gilt in der Sache für viele als der Hauptschuldige.
Jeder weiß, dass es bei 1860 finanziell knapp ist. Trotzdem haben wir die Lizenz immer wieder erhalten und haben da auch immer vernünftige Unterlagen vorgelegt. Niemand hat behauptet, dass hier Täuschung stattgefunden hat. Allerdings ist Herr Stoffers von einigen Annahmen ausgegangen, die dann so leider nicht eingetreten sind. Da gehören sowohl der verlorene Prozess als auch nicht realisierte Transfererlöse dazu.
War Stoffers zu blauäugig?
Nein, wir haben ja Spieler, die für attraktive Transfers durchaus interessant sind. Beim Stefan Aigner haben wir von einer Transferierung abgesehen. Und andere darfst du natürlich nicht zu einem Preis verkaufen, der nicht angemessen ist. Der Transfermarkt wird zudem immer schwieriger. Aber 1860 hat den Vorteil, dass wir laufend sehr gute Talente hervorbringen.
Die aber wurden in der Vergangenheit jeweils schnell wieder weggekauft. Nun steht Moritz Leitner im Winter wohl zum Verkauf.
Ja, das ist unser Schicksal. Wenn es finanziell besser laufen würde, wären wir in der Lage, solche junge Spieler mit Zukunft länger an uns zu binden. Das wird Teil der finanziellen Konsolidierung sein müssen.
Daniel Bierofka hat den neuen Geschäftsführer Robert Niemann gelobt und Stoffers kritisiert. Wie beurteilen Sie Niemann?
Er ist der richtige Mann. Niemann kam in einer schwierigen Phase zu 1860 und wir trauen ihm alle zu, dass er diese Phase meistert. Ich schätze ihn sehr. Für die Vergangenheit würde ich von Vorwürfen absehen, die so nicht haltbar sind und auch nichts bringen.
In der Vergangenheit gab es immer wieder Nackenschläge für die Löwen. 1982 der Zwangsabstieg in die Bayernliga, 2004 der Arena-Skandal, 2006 die halbjährige Sperre für den Ex-Löwen Nemanja Vucicevic, der verlorene Prozess gegen die Bayern, jetzt der Punktabzug. Muss der Löwen-Fan Masochist sein?
(lacht) Der typische Löwen-Fan ist leidgeprüft, treu, hat Charakter und hat positive Emotionen. Der Löwen-Fan muss kein Masochist sein, denn er sieht phantastische Spiele im Stadion. Im Augenblick gibt es Anlass zur Freude, wenn er die Mannschaft spielen sieht.
Aber leiden muss man schon als Löwen-Fan, oder?
Schon, aber der Löwen-Fan kann sich auch Freude. Natürlich haben wir Probleme wie viele andere Traditionsklubs in Deutschland. Hinter Sechzig stehen viele Mitglieder und Fans, aber kein finanzstarker Mäzen oder ein Unternehmen wie VW in Wolfsburg. Wir sind auf die Fans und Sponsoren angewiesen und sind immer in einer kritischeren Lage. Die, die ihr Herz bei 1860 haben, werden auch dabei bleiben.
Immer, wenn man meint, es geht aufwärts bei den Löwen, gibt es einen Dämpfer.
Wir dürfen nicht den Mut verlieren. Die letzten Spiele haben allen Anlass gegeben, an eine gute Saison zu glauben. Ich werde nicht zulassen, dass wir uns das durch einen kleinen Rückschlag wie jetzt den Punktabzug zerstören lassen. Verantwortung bei Sechzig zu haben, bedeutet immer Sorgen und schlaflose Nächte. Aber bitte keine Verschwörungstheorien, nicht jammern, sondern kämpfen. Der Löwe hat Charaktereigenschaften: Er kämpft und schaut mit Anstand in die Zukunft. Unser Kader ist einer der besten und mental stärksten, den wir je hatten. In der Mannschaft stimmt es zu 100 Prozent.
Sie klingen euphorisch…
Ja. Wir sind vorangekommen, haben mehr Stabilität im Verein. Die Zeit des personellen Durcheinanders und des internen Streits ist endgültig beendet. Auch jetzt nach dem Punktabzug gibt es kein Schlachtfest, sondern der Verein zeigt sich geschlossener denn je. Wir machen zwar nicht alles richtig und machen auch Fehler. Aber wir sind auf dem richtigen Weg.
Savio Nsereko ist nicht mehr auf der richtigen Seite, oder?
Ein Klub wie 1860, der auf Charakter, Zuverlässigkeit und anständigen Umgang Wert legt, kann Nserekos Verhalten nicht hinnehmen. Mit dem muss doch etwas los sein. Diese Vorgänge sind natürlich ein Kündigungsgrund.
Hat Nsereko noch eine Zukunft bei den Löwen?
Ich fürchte Nein. Ich gehe davon aus, dass Savio gekündigt wird. Aber darüber entscheiden Sportdirektor und Geschäftsführer.
Interview: Reinhard Franke