Frank Schmöller auf den Spuren von Ernst Happel beim TSV 1860? "Das kannst du heute nicht mehr machen"

Interimstrainer Frank Schmöller ist ein Schüler von Trainer-Ikone Ernst Happel und will bei den Profis des TSV 1860 "Disziplin" sehen. Währenddessen stellt sich Präsident Robert Reisinger gegen Kandidat Tobias Schweinsteiger.
von  Matthias Eicher
"Happelt's" bei den Löwen? Es schmöllert: U21-Trainer Frank Schmöller, einst Schüler von Ernst Happel, legt bei den 60-Profis los.
"Happelt's" bei den Löwen? Es schmöllert: U21-Trainer Frank Schmöller, einst Schüler von Ernst Happel, legt bei den 60-Profis los. © sampics/AK

München - Den 29. März 1986 dürfte Frank Schmöller in bester Erinnerung behalten haben. Der damals 19-jährige HSV-Stürmer wurde im Duell mit dem 1. FC Köln reingeworfen – sein Bundesligadebüt.

Endstand: 1:1. Das Ganze von einem legendären Trainer, nach dem in Wien ein Stadion benannt ist, in dem die deutsche Nationalmannschaft kürzlich mit 0:2 gegen die Alpenrepublik verlor. Die Rede ist von Ernst Franz Herrmann, Nachname Happel. Jetzt weht ein kleiner Hauch von Happel über Giesings frostige Höhen.

Frank Schmöller: Mit Happel-Mezhoden würden heutige Youngster verzweifeln

"Im ersten Jahr hat Happel kein Wort mit mir als 18-Jährigem gesprochen", sagte Sechzigs U21-Trainer Schmöller in seiner Antrittsrede als Profi-Interimscoach über den Kulttrainer aus Österreich. Der langjährige Amateurcoach Schmöller weiß über die Methoden des knorrigen Mannes, der oft als "Grantler" bezeichnet worden war: "Das kannst du heute nicht mehr machen, da ist Kommunikation gefragt." Andernfalls würde "so mancher Spieler verzweifeln".

Der 57-jährige Schmöller hat die Mission, Sechzig in nach der Schnee-Absage des Essen-Duells zwei Partien (17.12. bei Arminia Bielefeld und am 20.12. bei Waldhof Mannheim) wieder in die Erfolgsspur zu führen, bevor er von einem anderen Löwen-Dompteur abgelöst werden soll. Ein bisschen soll es nach dem Aus von Maurizio Jacobacci, der keine großen Fußstapfen an der Grünwalder Straße hinterlassen konnte, dabei freilich doch "happeln": Schließlich sei dieser "damals einer der besten Trainer der Welt" gewesen.

Schmöller will beim TSV 1860 Disziplin, Einsatz und Spaß

Was also will Schmöller die 1860-Profis lehren? "Dass man Disziplin braucht – auf und außerhalb des Spielfeldes. Dass jeder seine Aufgabe kennen und erfüllen muss – da gibt es keine zwei Zentimeter links oder rechts. Das werde ich von den Jungs einfordern, dass sie ihre Aufgabe zu 100 Prozent erfüllen und alles auf dem Platz lassen."

Kampfgeist und Wille war den Jacobacci-Löwen selten abzusprechen, von daher dürfte es bei Schmöller darauf ankommen, ob er bei all der angesprochenen Autorität seine positive Art einbringen und den Spielern den Spaß am Fußball wieder vermitteln kann.

Rauchte wie ein Schlot: Kult-Trainer Happel.
Rauchte wie ein Schlot: Kult-Trainer Happel. © Frank Leonhardt/dpa

Nachdem Schmöller, der 1987 mit dem HSV Pokalsieger wurde, keine Fußballlehrerlizenz besitzt, ist 1860 weiter auf Trainersuche: Sechzger-Ikone Daniel Bierofka hat bereits abgesagt. Auf AZ-Anfrage wollte sich der Aufstiegsheld, der wie so viele Funktionäre der Profis mit Kritik der Hardliner des Klubs zu kämpfen hatte, nicht äußern.

Tobias Schweinsteiger zum TSV 1860? Präsident Robert Reisinger stellt sich dagegen

Nach AZ-Informationen hat 1860 einen gehandelten Kandidaten mit einem großen Namen nicht erst seit Kurzem auf dem Zettel: Tobias Schweinsteiger, der im "Merkur" vorsichtig Gesprächsbereitschaft signalisierte ("1860 ist als Junge der Region ein interessanter Verein"). Schon die sensationelle Aufholjagd mit dem VfL Osnabrück bis zum Zweitliga-Aufstieg war intern Thema bei den Blauen – dass man sich die Dienste des Bruders von Weltmeister Bastian Schweinsteiger künftig einmal sichern könnte.

Ob es den älteren Schweinsteiger nach seinem Osnabrück-Aus im November wirklich zu den Löwen zieht? Geht es nach Präsident Robert Reisinger, wird der Bruder des einstigen Bayern-Stars, obwohl bekennender 1860-Fan, kein Löwen-Dompteur. "Er hat Stallgeruch, ja! Aber den falschen!", sagte der Oberlöwe der "NOZ" im Hinblick auf Schweinsteigers FCB-Vergangenheit.

Zur Tatsache, dass Schweinsteiger beim 1860-Fanclub "Wendelstein-Löwen" Mitglied ist und Sechzig bei ihm "schon immer eine große Rolle" gespielt habe, meinte Reisinger in seiner unnachahmlichen Art: "Das ist ja schön und gut, dass er das sagt. Ich sage Ihnen mal eines: Ich bin durch und durch ein Blauer. Von mir werden sie nirgendwo ein Foto finden, auf dem ich in einem roten Trikot rumlaufe.”

Der Oberlöwe hat gesprochen – oder eher gebrüllt.

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