Frank Kramer: "Hatte die Löwen für ganz oben auf der Rechnung"
München
Herr Kramer, Greuther Fürth steht seit Jahren für eine ausgezeichnete Scouting-Abteilung. Was macht der Verein besser als andere in der 2. Bundesliga?
Ich weiß nicht ob wir etwas besser machen, aber für uns ist wichtig, dass wir unseren Weg konsequent verfolgen. Unser Ziel ist es jungen Spielern eine Plattform zu bieten, auf der sie sich weiterentwickeln können. Das wird auch von den Talenten honoriert, die sich bei uns mehr Einsatzzeiten erhoffen und eine größere Chance sehen, auf Spielzeiten zu kommen.
Wo finden sich die ganzen Talente, die kaum ein anderer auf dem Schirm zu haben scheint?
Wir sind finanziell limitiert und haben das klare Credo nicht mehr auszugeben, als wir einnehmen. Deshalb müssen wir immer etwas schneller als andere Vereine sein. Letztlich können wir das nur mit Engagement und einer Portion Findigkeit ausgleichen.
Was sind die grundlegenden Unterschiede zwischen Ihrer Arbeit in Fürth und der Arbeit in Hoffenheim? Dort setzt man zwar auch auf den Nachwuchs, allerdings sind die finanziellen Rahmenbedingungen gänzlich andere.
Ich hatte eine tolle Zeit in Hoffenheim und habe dort wahnsinnig viel mitnehmen dürfen. Natürlich sind die finanziellen Möglichkeiten bei der TSG andere, aber ich finde man sollte nicht nur finanzielle Vergleiche ziehen. Letztlich dreht sich doch alles um die 90 Minuten, die am Wochenende anstehen. Das Kerngeschäft ist somit das Gleiche.
Sind Sie überrascht, dass die Mannschaft nach dem Bundesliga-Abstieg und der stark veränderten Zusammensetzung des Kaders wieder so schnell in der 2. Liga Fuß gefasst hat?
Es wäre vermessen gewesen, wenn wir mit diesem wirklich tollen Start gerechnet hätten. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, die bislang hart an sich arbeitet. Die Spieler haben sich auch schon aus einer schwereren Phase wieder herausgearbeitet. Ich muss unserer Mannschaft wirklich ein Kompliment aussprechen. Aber es ist auch wichtig nicht nachzulassen und unseren Weg nachhaltig zu gehen.
Stünde die Mannschaft bei einem erneuten Aufstieg nicht vor denselben Problemen wie beim letzten Mal?
Diese Frage ist ja nun schon im Konditional gestellt und wir tun gut daran, uns nicht mit Eventualitäten zu beschäftigen. Wir konzentrieren uns lieber auf das hier und jetzt. Und das ist 1860 München am Montagabend. Das wird ein hartes Stück Arbeit.
Während man bei Fürth vor der Saison mit dem Saisonziel eher zurückhaltend umgegangen ist, wurde bei den Löwen ganz offen der Aufstieg als Ziel ausgegeben. Aus Ihrer Sicht ein Fehler?
Dazu bin ich zu weit weg. Es gibt Vereine da hat man keine andere Wahl als dieses Ziel zu formulieren, weil es das Umfeld einfach erwartet
Wie schätzen Sie den TSV 1860 ein?
Deutlich besser als es der momentane Tabellenstand aussagt. Ich hatte vor der Saison die Löwen für ganz oben auf der Rechnung und ich denke auch, dass sich der TSV dorthin entwickeln wird im Laufe der Saison. Wir wollen dies am Montag aber nochmal verschieben.
Führt nicht letztlich die große Unruhe im Verein dazu, dass ein erfolgreiches Arbeiten gar nicht möglich ist?
Wissen Sie, ich bin zu weit weg um das seriös zu beurteilen. Es kann ja auch im Umfeld Unruhe geben und im Verein wird ruhig weitergearbeitet.