Frag' mal den Scheich ... Das sagt die Konkurrenz

Am Freitag startet die 2. Liga – mit den durch Ismaik wiederbelebten Löwen. Lesen Sie, was alle Klubs von 1860 und dem Investor halten
München - Am Freitag fällt der Startschuss zur 2. Bundesliga. Für die Löwen geht's am Sonntag bei Aufsteiger Eintracht Braunschweig (15.30 Uhr) wieder los. Finanziell kann 1860 nach Jahren der Fast-Insolvenz jetzt durchstarten – dank der Millionen des jordanischen Investors Hasan Ismaik. Wird es auch sportlich eine erfolgreiche Saison? Die AZ hat sich in der Liga umgehört: Ist 1860 dank der Ismaik-Millionen jetzt ein Aufstiegsfavorit? Wie beurteilt die Konkurrenz das Engagement des ersten arabischen Investors im deutschen Profifußball?
Heribert Bruchhagen (Vorstandsvorsitzender Eintracht Frankfurt): „1860 hat eine Vielzahl von jungen, schnellen Spielern. Ob die den nächsten Schritt für ganz oben machen, das will ich nicht hoffen. (lacht) Wir gucken nicht nach München. Wir sind ein Verein, der keine Schulden hat und unsere Struktur ist darauf ausgerichtet, völlig autark zu sein."
Torsten Lieberknecht (Trainer Eintracht Braunschweig): „1860 ist ein Geheimfavorit. Das Geld des Investors wurde ja nicht komplett in die Mannschaft gesteckt, sondern man will den Weg mit jungen, hungrigen Spielern gehen. 1860 hat eine gute Mischung. Ich bin nicht neidisch, nehme den Investor-Deal zur Kenntnis, kann es eh nicht ändern."
Helmut Schulte (Sportchef FC St. Pauli): „Ich sehe das Engagement von Privatpersonen und Investoren eher kritisch, aber aus der Ferne betrachtet, steht es mir nicht zu, die Arbeit der Kollegen bei 1860 zu beurteilen. Ich traue den Löwen eine ähnliche Rolle zu wie im letzten Jahr."
Milan Sasic (Trainer MSV Duisburg): „Es ist schön, dass 1860 eine faire Chance bekommt, um weiter in der Zweiten Liga zu spielen. Wenn das von der Deutschen Fußball-Liga für gut befunden wird, hat es auch seine Ordnung. Ich bin nicht neidisch. 1860 wird eine gute Rolle spielen, aber Aufstiegsfavorit sind sie nicht."
Jens Todt (Manager VfL Bochum): „Grundsätzlich bin ich sehr froh, dass uns ein Traditionsverein wie 1860 erhalten bleibt. Über die finanziellen Hintergründe der Rettung weiß ich zu wenig, da habe ich aber vollstes Vertrauen in die DFL. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Löwen in der Spitzengruppe festsetzen. Reiner Maurer hat viele Talente in seiner Mannschaft und mit Lauth, Bierofka und Benjamin erfahrene Leute an der Seite, die eine Mannschaft führen können."
Rico Schmidt (Trainer Erzgebirge Aue): „1860 hat eine sehr, sehr gute Mannschaft trotz mancher Abgänge. Ob das für den Aufstieg reicht, muss man abwarten. Mit den Sprüchen des Investors, dass man in drei Jahren auf Augenhöhe mit dem FC Bayern sein will, da wird auch der ein oder andere Spieler schmunzeln. Fußball ist ein teures Hobby, und da kann sich 1860 glücklich schätzen, dass man so einen Geschäftsmann begeistern konnte, dort einzusteigen.”
Peter Hyballa (Trainer Alemannia Aachen): „1860 muss man auf der Rechnung haben. Sie haben gute Leute dazu bekommen. Klar, wir würden auch gerne einen Investor um die Ecke kriegen, aber ich gönne es den Löwen. Wenn durch so einen Investor bei Sechzig Ruhe reinkommt, dann werden die oben anklopfen. Die spielen einen guten, geschmeidigen Fußball. Einen Lauth könnte ich mir auch gut im schwarz-gelben Trikot vorstellen.”
Norbert Meier (Trainer Fortuna Düsseldorf): „Erfolg kann man nicht planen. Ob die Löwen einen starken Mann im Rücken haben, interessiert mich nicht. Der Ismaik will irgendwann auf der Höhe von Barcelona sein. Das wollen seit Jahren schon andere. Aber 1860 hat wieder eine sehr gute Mannschaft und ist sicher ein Geheimfavorit. Wir blicken nicht neidisch nach München. Aber wir können den Scheich ja mal fragen, ob er andere Vereine noch mitbetreuen will.”
Roger Schmidt (Trainer SC Paderborn): „Entscheidend ist die Qualität des Kaders, ob ich um den Aufstieg mitspiele oder nicht. Wenn alles super läuft, kann das auch 1860 sein. Ich bin ganz froh, dass zu uns kein Scheich kommt und irgendwelche Löcher stopft. Das würde nicht zu Paderborn passen. Zu München vielleicht, aber nicht zu uns.”
Peter Vollmann (Trainer Hansa Rostock): „Jeder Klub würde das mit dem Investor machen. Für 1860 war das die Rettung, doch dadurch zählen sie nicht automatisch zu den Favoriten. Die können in der neuen Saison schon eine Überraschungsmannschaft werden, von vornherein vorne dazuzählen würde ich sie aber nicht.”
Steffen Menze (Sportlicher Leiter Dynamo Dresden): „Wenn es so ist, wie Herr Ismaik angekündigt hat, dann ist es schön für die Sechzger, denn sie werden mit dem arabischen Investor im Rücken wieder in die Lage versetzt, ihren Ansprüchen gerecht zu werden. Doch mehr als ein Platz im vorderen Mittelfeld ist nicht drin."
Mike Büskens (Trainer Greuther Fürth): „Die Liga hat dem Engagement des Investors zugestimmt. Also akzeptieren wir, dass die Löwen nun über externes, frisches Geld verfügen. Der TSV 1860 hat eine Mannschaft mit namhaften Spielern, die teilweise über Bundesliga-Erfahrung verfügen. Sie werden eine gute Rolle spielen.”
Rainer Scharinger (Trainer Karlsruher SC): „Es schadet keinem Verein, wenn er Kapital bekommt, weil die monetären Dinge klarer geregelt sind. Das war letztes Jahr nicht einfach für den Klub. Ich gönne es 1860 jetzt, weil das ein großer Traditionsverein ist, der weiter auf der Fußball-Landkarte auftaucht.”
Benno Möhlmann (Trainer FC Ingolstadt): „Ich glaube nicht, dass 1860 in dieser Saison wirklich als Aufstiegsaspirant gelten kann. Das meiste Geld des Investors war ja zur Schuldentilgung. Die Löwen werden sich im oberen Tabellendrittel aufhalten. Ich hoffe, dass 1860 mit dem Investor und dem neuen Präsidium den Weg findet, solide und sportlich erfolgreich zu arbeiten.”
Hans-Jürgen Boysen (Trainer FSV Frankfurt): „Ich bin sicher, dass 1860 im ersten Drittel der Tabelle landen wird. Das ist eine eingespielte Truppe mit Zukunftsperspektive. So ein Investor im Rücken setzt nicht nur Kräfte frei, sondern das lässt einen auch wieder zu höheren Ziele aufbrechen. Es ist doch schön, dass so ein Traditionsverein wie 1860 München wieder in eine rosige Zukunft blicken kann.”
Claus-Dieter Wollitz: (Trainer Energie Cottbus): „Ein finanzielles Durchatmen berechtigt nicht automatisch zu einem Spitzenplatz. Wenn 1860 in diese Phalanx eindringen kann, wäre das sicher ein Erfolg. Ich habe nichts gegen Investitionen, die sich in der Attraktivität der Liga niederschlagen. Nur der Werdegang bis zur endgültigen Lizenzerteilung stieß vielen auf. Mir auch.”
Uwe Neuhaus (Trainer Union Berlin): „Eine Favoritenrolle sehe ich da für die Löwen nicht gleich, aber natürlich haben sich die Vorzeichen durch den Investor deutlich verändert. 1860 hat wieder mehr Handlungsspielraum als noch in der letzten Saison. Wenn sich die Mannschaft schnell findet, kann sie eine gute Rolle in der Liga spielen. Die Wettbewerbsbedingungen und ihre Einhaltung werden von der DFL festgelegt und überprüft. Das zu beurteilen, ist nicht mein Thema.”