"Fluch und Segen": Warum Niklas Tarnat früher unter "falschem" Namen spielte

Der TSV 1860 hat den Sohn von Ex-Bayern-Star Michael "Tanne" Tarnat geholt. "Der Name ist Fluch und Segen", sagt der 25 Jahre alte Abräumer – und erklärt, wie er die "ständigen Vergleiche" umging.
von  Matthias Eicher
Will zeigen, wo es auf der Sechserposition langgeht: "Tanne"-Filius Niklas Tarnat. Foto: sampics/Augenklick
Will zeigen, wo es auf der Sechserposition langgeht: "Tanne"-Filius Niklas Tarnat. Foto: sampics/Augenklick © sampics/Augenklick

München - Lucas Scholl kann ein Lied davon singen, was es bedeutet, einen berühmten Fußballer-Papa zu haben. Größter Unterstützer und größter Kritiker in einem, ständige Vergleiche. "Du bist ein verhinderter Multi-Millionär", hatte Ex-Nationalspieler und Kult-Kicker Mehmet Scholl mal zu seinem Lucas gesagt, weil der Sohnemann der Ansicht des Weltstars zu wenig aus seinen Möglichkeiten gemacht habe. Und wie schaut's im Hause Tarnat aus?

Niklas Tarnat, der Filius von Ex-Bayern-Star Michael "Tanne" Tarnat, hat kürzlich beim TSV 1860 unterschrieben. Große Lust auf Parallelen mit seinem Papa hat Sechzigs neuer Sechser nicht. "Er ist froh, dass ich wieder in seiner Nähe bin", sagt der 25-Jährige recht lapidar über die Reaktion seines Vaters auf den Wechsel zu den Blauen. Wie der Vater, so der Sohn: Beide haben sie für die Roten und Hannover 96 gespielt.

TSV-1860-Neuzugang Niklas Tarnat: "Der Name ist Fluch und Segen"

Zwei große Vereine, also enorm viele Leute, die einen da ansprechen. "Der Name Tarnat ist Fluch und Segen", sagt Niklas über den großen Schatten von Michael und erklärt: "Wenn ich Tipps brauche, ist der Papa ein super Ansprechpartner. Aber mit dem Namen wird man ständig verglichen. Dabei will gar nicht in seine Fußstapfen treten", sagt der Neuzugang, der bei Rot-Weiß Essen auch aus finanziellen Gründen keinen neuen Vertrag mehr bekam: "Ich will meinen eigenen Weg gehen."

Um dem Tarnat-Fluch zu entkommen, sind die Tarnats auf eine ziemlich clevere Idee gekommen: "Bis zur U19 habe ich mit dem Mädchennamen meiner Mama gespielt. Sonst wäre das Gerede, wessen Sohn ich bin, immer groß gewesen." Also lief der Mittelfeldspieler bis zur Saison 2014/15 mit "Lohmann" auf seinem Rücken auf.

Niklas Tarnat spielte unter "falschem" Namen: "Eltern wollten, dass ich in Ruhe spielen kann"

"Meine Eltern wollten, dass ich in Ruhe Fußball spielen kann und nur wegen Fußballspielen bewertet werde", meint der gebürtige Solinger und schildert, aus welchen Gründen der Name Tarnat wieder aufs Trikot wanderte: "In der Youth League ging es nicht mehr, da sind wir oft geflogen: Da wären Probleme entstanden."

Jetzt will Niklas Tarnat den gegnerischen Stürmern und Mittelfeldspielern Probleme bereiten. Seine Botschaft: "Sechzig hat mich nicht nur für die ersten zwei Saisonspiele geholt." Das sind die Partien, in denen Neulöwe Marlon Frey gesperrt fehlt. Auch der lange verletzte Abräumer Tim Rieder dürfte in den kommenden Wochen hinzustoßen. Tarnat wolle sich dem Konkurrenzkampf stellen, wenngleich er es mit zwei hochkarätigen Kollegen aufnehmen muss.

Niklas Tarnat: "Wenn der TSV 1860 anruft, bin ich bei Sechzig"

Übrigens: Trotz seiner Bayern-Vergangenheit hat sich der etwas schmächtige und gegen Waldhof Mannheim (2:0) im positiven Sinne unauffällige Sechser eigenen Angaben zufolge "extrem gefreut" über Sechzigs Anfrage: "Für mich war klar, ich brauche nicht mehr mit anderen Vereinen zu reden: Wenn Sechzig anruft, bin ich bei Sechzig."

Für den Mittelfeldmann spielt die Abneigung mancher Funktionäre oder Fans überhaupt keine Rolle. "Anti Sechzig oder anti Bayern gibt's bei mir nicht. In Hannover war es ähnlich, mit Eintracht Braunschweig: Es gibt eine Rivalität. Aber für mich ist klar: Jetzt habe ich das Sechzger-Trikot an, worüber ich mich sehr freue, also gebe ich jetzt alles für Sechzig." Ganz egal, wer der Papa ist oder welcher Name auf dem Rücken steht.

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