Flexibler Linksfuß: Der Boenisch-Effekt

München - Stefan Aigner. Verletzt. Ivica Olic. Verletzt. Sascha Mölders. Trifft das Tor nicht mehr. Die Löwen brauchen einen Pusher.
Und sie haben ihn offenbar in Sebastian Boenisch gefunden. Endlich hat Kosta Runjaic seinen Wunschspieler für die Abwehr. Die Sechzger wollen und müssen die jüngste Negativserie stoppen. Der 29-Jährige soll dabei vorangehen. Ihm kommt im System Runjaic künftig eine maßgebliche Rolle zu. Eine, die die bisherige Abwehr-Hierarchie beendet.
Boenisch kommt entscheidende Rolle zu
Denn: Sein neuer Chef, Runjaic, denkt zwar kurzfristig, wenn es darum geht, Ergebnisse zu liefern. Runjaic denkt aber vor allem langfristig, wenn es darum geht, seinen Fußball durchzubringen. An diesem Punkt nimmt Boenisch als taktischer Baustein eine entscheidende Rolle ein. Experte Thomas Berthold hat die Entwicklung des 29-Jährigen während dessen Bundesligazeit bei Werder Bremen und Bayer Leverkusen interessiert verfolgt. Der Weltmeister kennt die Qualitäten des ehemaligen polnischen Nationalspielers. „Er war ja seit Sommer ohne Arbeitgeber. Mich hat gewundert, dass er nicht früher einen Vertrag bekommen hat. Er hat schließlich bei ambitionierten Vereinen gespielt und ist auch noch ein Linksfuß“, sagt Berthold im Gespräch mit der AZ.
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Der 51–Jährige nennt damit ein wesentliches Kriterium für Runjaic. Boenisch ist beidfüßig, sicher am Ball, ihm wird eine starke Spieleröffnung nachgesagt – eben auch mit dem linken Fuß. Einen solchen Spieler hatte der 45-jährige Löwen-Coach in der Innenverteidigung bislang nicht. Darum ist es wahrscheinlich, dass er den gelernten Außenverteidiger bereits am Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf in der Abwehrmitte einsetzt.
"Das ist eine Rarität"
„Er könnte auch auf Links spielen. Das ist eine Rarität“, meint Berthold. „Wie gesagt, mich hat gewundert, wie ein Spieler mit dieser Körpergröße, der auch noch beidfüßig ist, noch keinen Verein hatte.“ Die Mannschaften, die fußballerisch gute Spieler in der Abwehr hätten, seien in der 2. Liga klar im Vorteil, meint er. „Spieler, die den Ball am Fuß haben, ein Spiel eröffnen können, von hinten zur Spielgestaltung beitragen, sind überall begehrt.“ Berthold wertet die Boenisch-Verpflichtung als Zeichen an die Konkurrenz.
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Es ist wohl aber auch eines an die Mannschaft. Milos Degenek, anfangs der Partner von Vize-Kapitän Jan Mauersberger, fehlt wegen eines Innenbandrisses im Knie. Der 22-Jährige leistete sich gegen Union Berlin einen kapitalen Schnitzer und dürfte an Boenisch kaum vorbeikommen. Auch Routinier Kai Bülow nicht, der bei der Niederlage in Würzburg ein schwaches Spiel lieferte.
Uduokhai wohl außen vor
Spieler wie Boenisch dagegen entlasten die Abwehr. Sie tragen das Spiel nach vorne, ermöglichen es den Außenverteidigern, hoch zu stehen und Überzahlsituationen zu schaffen. „Sechzig ist auf einem guten Weg“, meint Berthold deshalb. „Wenn die Sechzger in der Winterpause nochmal nachlegen, können sie noch in diesem Jahr eine erhebliche Rolle spielen.“
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Wohl erst recht, sollte Filip Stojkovic (Schambeinentzündung) bald zurückkehren. Mit dem 23-jährigen Montenegriner auf rechts und Maximilian Wittek auf links hat Runjaic zwei Außenverteidiger, die offensiv Druck machen. Boenisch macht diese Variante erst möglich. Ein negativer Nebeneffekt bleibt: Der 19-jährige Felix Uduokhai, den viele für ein Riesen-Abwehr-Talent halten, ist wohl erstmal außen vor.