Fischer über 1860: "Ein perfekter Dilettantismus"

Kabarettist Ottfried Fischer über „Hasan Hoeneß“, arabische Sitzgewohnheiten, den Aufstieg in die Katar-Liga und die Vorbildrolle des TSV 1860 in der Liebe zum Menschen.
AZ: Herr Fischer, bei 1860 war zuletzt ja so einiges los...
OTTFRIED FISCHER: Es wäre schrecklich, wenn es anders wäre. Weil dieses Umdenken, von uns zu verlangen, dass plötzlich ein funktionierendes Gebilde Fußball spielt und zugleich ein Geschäftsbereich entsteht, mit dem man sich sehen lassen kann, das wollen wir in der Totalität nicht sehen. Weil wir da zu sehr an das Jenseits gemahnt sind. Wir Löwen-Fans haben den Vorteil, sagen zu können: Schlechter kann’s nicht werden. Wir sind im Zustand der ständigen Hoffnung, und was Österreich für die Welt ist, ein Mikrokosmos eines Staatswesens, wo man anhand einer kleinen Einheit die Abläufe und Methoden eines Staates kennenlernen kann, so ist 1860 der Mikrokosmos eines Geschäftsbereichs und bietet uns die Gelegenheit, das große Geld zu machen als wissenschaftliches Proseminar in Form eines Standardwerkes: „Die wirtschaftliche Welt, dargestellt am TSV 1860“. Da wird etwas Erfolgreiches rauszuholen sein, denn nirgendwo sonst ist so deutlich zu sehen, wie es nicht gehen darf.
Das klingt eher skeptisch.
Ich habe gehört, dass Präsident und Sponsor sich nicht mehr grüßen, wahrscheinlich weil sich der Schneider Salam Aleikum nicht merken kann. Man spricht aneinander vorbei, jeder nimmt dem anderen übel, dass er in die Richtung spricht, in die er nicht sprechen sollte. Das fördert Putschgedanken. Alle Gefahren, die es in einem Wirtschaftsunternehmen gibt, kann man bei 1860 auf kleinstem Raum erleben. So ist der Verein ein Lehrbeispiel dafür, wie man’s nicht machen darf.
Wird’s denn so schlimm?
Wir wissen, dass bei 1860 der Idealfall nie eintreten wird, und somit gehe ich davon aus, dass sie heuer aufsteigen: als Farm-Team der Bundesliga in der Liga von Katar.
Und das Unheil nimmt seinen Lauf.
Nein, dann werden die guten Spieler wieder die gebildetsten sein, weil sie in der Welt rum kommen, da sie früh verkauft wurden. Das muss wiederbelebt werden, damit die Jungen was von der Welt sehen und reich werden in der Globalisierung. Da hat 1860 zweifellos große Verdienste.
Wie erleben Sie den Investor?
Die Araber sitzen da, wo sie sitzen, weil da ein Sitz für sie reserviert ist. Es gehört zur Reputation, dabei zu sein. Ich bin nicht sicher, ob es sich nicht doch um den Bruder von Uli und Dieter handelt: Hasan Hoeneß, der in geschickter Tarnung an den Nicht-Bayern-Tagen versucht, die Logenplätze für Bayern zu gewinnen.
Präsident Schneider wird die Lust vergangen sein, oder?
Der sagt: ,Sieben auf einen Streich!’, bedenkt aber nicht, dass es beim Fußball ,Elf auf einen Streich!’ heißen muss. Ein perfekter Dilettantismus, der uns viel Freude bereitet, weil er unfreiwillig komisch ist. Dem Schneider gebe ich ja schon lange nicht mehr lange, aber das Unternehmen 1860 ist auch nicht auf lange Laufzeiten angelegt. Ich hab’ sogar Angst, wenn einer länger als zwei Jahre Präsident bleibt, dass sich die Mächtigen melden und sagen: ,So nicht!’, dass sie eine große Briefaktion starten und Schneider von diesem unmenschlichen Job befreien, den er zu erleiden hat. Und doch gibt es viele Bereiche, wo 1860 wichtig ist für die Menschheit: Globalisierung, Psychologie und in der Liebe zum Menschen.
Und die Duelle mit Barcelona sind ja auch nicht mehr fern...
Ganz wichtig! Ich weiß nur nicht, wann Barcelona so weit runter kommt. Aber vielleicht ist Hasan schon dabei, gewisse Verkäufe Richtung Barcelona zu tätigen, zum Beispiel den halben Vorstand samt Franz Maget. Dann würden die sich langsam in unsere Richtung bewegen. Ansonsten glaube ich an die Meister von 1966. Das ist ein Vorteil, den man auch sehen muss: Wir müssen uns nicht 100 Meisterschaften merken. Sagen Sie mal einem Bayern- Fan, er soll die Titel aufzählen! Der hat keine Ahnung!