Finanzamt fordert 1860 zur Einigung auf

Der Verein soll gerettet werden – doch dafür müssen sich Präsident Dieter Schneider und Investor Hasan Ismaik verständigen.
von  Filippo Cataldo

Der Verein soll gerettet werden – doch dafür müssen sich Präsident Dieter Schneider und Investor Hasan Ismaik verständigen.

MÜNCHEN - Beruhigend, dass es offenbar selbst im Finanzamt Menschen gibt, die Ironie mögen. Passenderweise scheinen ausgerechnet die Löwen an so ein Exemplar geraten zu sein. Am Montag waren 1860-Vizepräsident Franz Maget und Geschäftsführer Robert Schäfer im Finanzamt, um Lösungsansätze zu erörtern für die Steuerprobleme des Vereins. Wie berichtet, droht 1860 der Verlust der Gemeinnützigkeit, im schlimmsten Fall gar der Gang zum Insolvenzgericht.

Die Steuerbehörde geht davon aus, dass der Verein jahrelang - und sei es auch ungewollt – verdeckt Gewinne ausgeschüttet hat. Konkret geht es um den fehlenden Geschäftsbesorgungsvertrag mit der KGaA und um Fragen des Erbbaurechts rund um das Jugendinternat. Der Verein möchte das Jugendinternat in den eV zurückführen, Investoren-Berater Hamada Iraki lehnt genau das ab – und hat über dieses Problem einen Machtkampf mit Präsident Dieter Schneider initiiert.

Zwischen den Fronten steht Schäfer, dem die Vereinsgremien seinen Rückzug nahegelegt haben, der aber von Iraki gestützt wird.

Eine konkrete Lösung für die Steuerprobleme konnten Maget und Schäfer auch nach dem Treffen nicht präsentieren. Vielmehr sprach die Behörde am Montag ein Urteil, das den Machtkampf nur weiter verlängern dürfte. Sowohl die Vereinsgremien als auch die Investoren fühlen sich nun nämlich als Sieger.

Einerseits nämlich gewährte die Behörde 1860 einen weiteren Aufschub, um das Problem zu lösen. Das ist gut für die Vereinsgremien, sie haben sich Zeit verschafft, können weiter nach einer Lösung suchen.

Andererseits aber fordert die Behörde dem Vernehmen nach vor allem für das Problem mit dem Jugendleistungszentrum eine gemeinsame Lösung von KGaA und Verein. Das spielt Iraki in die Hand, da er somit im Machtkampf mit Schneider immer noch ein Druckmittel in der Hand hat – stimmt er einer Lösung nicht zu, könnte der eV insolvent gehen. Was, wie die SZ mehrfach spekuliert, das Aus für Schneider als Präsident bedeuteten würde.

Es ist also nichts gelöst. Aber die Streithähne haben es jetzt schwarz auf weiß, dass sie sich einigen müssen. Ein wahrhaft salomonisches Urteil.

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