"Feuer und Flamme": Hasans große Liebe
Besser hätte der Besuch von Investor Ismaik beim TSV 1860 kaum laufen können: „Er war Feuer und Flamme“, sagt Präsident Cassalette. Jetzt sichert der Jordanier wieder mehr Unterstützung zu – und Geld.
München - Am Wochenende feierte der TSV 1860 sein ganz persönliches Triple. Erst St. Pauli geschlagen (Profis), dann das Stadtderby gegen die Bayern gewonnen (Amateure) und dem für das Wohl des Vereins mit Abstand wichtigsten Akteur einen versöhnlichen Abstecher zu den Löwen beschert: Hasan Ismaik.
„Das war ein richtiges Highlight-Wochenende“, resümiert der kürzlich neu gewählte Präsident Peter Cassalette im Gespräch mit der AZ, „ich habe nicht unbedingt gedacht, dass wir gegen St. Pauli siegen und dass die U21 die Bayern schlägt – ein Traum! Das hat Hasans Besuch positiv überschattet.“ Cassalette hatte extra seinen Aufenthalt bei einer Touristik-Messe in Lissabon verkürzt, um den Investor zu treffen: „Ich musste Prioritäten setzen.“
Also saßen der neue Oberlöwe und Sechzigs Hauptgesellschafter bei beiden Spielen Seite an Seite auf der Tribüne. Cassalette: „Wir haben uns vom ersten Moment an gut verstanden. Er war während des Pauli-Spiels sehr emotional, wir haben uns abgeklatscht. Er hat auch nicht mit dem Handy gespielt, wie er es offenbar in der Vergangenheit getan hat, sondern war Feuer und Flamme.“ So hatte man den Jordanier, dem sich schon viele Löwen-Bosse anzunähern versuchten und am Ende frustriert aufgaben, tatsächlich selten erlebt.
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Doch damit nicht genug: Am Sonntagvormittag sprach Ismaik, der seine Begeisterung über den Sieg von der 1860-Presseabteilung ausrichten ließ („Wir haben gekämpft wie die Löwen“), auch bei der Mannschaft vor. Rubin Okotie im „kicker“: „Er hat sich vorgestellt, ein wenig gesprochen, das war in Ordnung. Er hat uns gelobt für das Spiel, dass es ein guter Kampf war und er in Zukunft öfter da sein möchte.“ Einen runden Abschluss bescherte ein gemeinsames Abendessen der Herren Cassalette und Ismaik mit den Geschäftsführern Noor Basha und Markus Rejek, Vorstandsboss Karl-Christian Bay und Ismaiks Bruder Abdelrahman beim Libanesen.
Es wurde allerdings auch über die unschönen Dinge gesprochen. Die Darlehen des Investors sollen nicht nur einmal mehr in Genuss-Scheine umgewandelt werden, er soll auch frisches Geld für weitere Zwecke zur Verfügung stellen (wie neue Spieler und Infrastruktur). In der Vergangenheit war oft Streitpunkt beider Parteien, dass Ismaik zwar die Löcher stopfte, aber nie richtig investierte. Cassalette erklärt: „Hasan hat mir erzählt, dass er in den Verein und einzelne Akteure das Vertrauen verloren hat.“ Der 62-Jährige könne den Groll des Jordaniers nachvollziehen: „Es gibt ja Fakten, die er über die Jahre erlebt hat. Wenn man viel Geld reinsteckt und es immer nach unten geht, ist ja klar, dass man darüber nicht glücklich ist.“
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Das soll sich schleunigst ändern. Ismaik hatte noch am Sonntag die Unterstützung eines neuen Plans versprochen. „Wir haben viele gute Ideen“, sagte er selbst. Cassalette konkretisiert: „Er hat mich nach Abu Dhabi eingeladen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Das Wichtigste für mich: Er muss wieder mehr Vertrauen bekommen in die handelnden Akteure. Das geht nur mit Kontinuität.“ Einer dieser Akteure ist Oliver Kreuzer. Der Sportchef nach einem Gespräch mit Trainer Benno Möhlmann und Ismaik: „Wir wollen den Kader auf mehreren Positionen verstärken. Er hat uns seine Hilfe zugesagt.“
Bevor Ismaik gestern Abend wieder abreiste, hatte er nach AZ-Informationen mit Rejek einen Termin bei OB Dieter Reiter: wegen möglicher Standorte für ein neues Stadion. Es scheint also tatsächlich etwas vorwärts zu gehen bei den Löwen. Fehlt eigentlich „nur“ noch die Umsetzung.