FC Bayern II gegen TSV 1860: Derby-Niederlage der Löwen: Giesing ist rot!
München - Bayern gegen Sechzig. Rot gegen Blau. "Seitenstrassler" gegen "Giesinger Bauern". Schickeria gegen bodenständige Arbeiterschaft.
Seit jeher elektrisiert das Münchner Stadtderby die Menschenmassen. Am Sonntag sollte sich auf Giesings Höhen nicht nur die Stadtteilmeisterschaft entscheiden, sondern auch der Meistertitel. Zu Sechzigs Leidwesen hatte nur der FC Bayern etwas zu feiern.
Bei der 1:3-Pleite des TSV 1860 beim FC Bayern II am 36. Spieltag der Regionalliga Bayern blieb jene weiß-blaue Löwen-Party aus, die sich die 1860-Fans erträumt hatten: Derbysieg? Meisterschaft? Nix da: Löwen-Leiden auf Giesings Höhen! Okyere Kwasi Wriedt (19.), Raphael Obermair (44.) und Derrick Köhn (88.) trafen für eine spielerisch deutlich überlegene U23 der Bayern, Daniel Wein gelang der zwischenzeitliche Anschluss (67.), doch Sechzigs Schlussoffensive ging nach hinten los. Jan Mauersberger: "Wir haben das Spiel zurecht verloren. Das müssen wir akzeptieren. Aber wir werden Meister, ganz klar. Davon bin ich zu 1000 Prozent überzeugt."
Einziger Lichtblick:Timo Gebhart feierte sein umjubeltes Comeback. Und so hieß es, nachdem die Elf von Trainer Daniel Bierofka im Oktober bereits das Hinspiel mit 0:1 verloren hatte: Doppel-Schmach statt doppelter Feierlaune!
5000 Fans fiebern an der Grünwalderstraße mit
"Dem Stadtmeister zur Ehr' unsere Kampfbahn im Rot-Weißen Fahnenmeer", schrieben die Roten auf einem riesigen Spruchband. Die glücklichen unter den gut 1000 Sechzger-Anhängern, die im Mini-Auswärtskontingent-Karten bekommen hatten, fielen mit einem schillernd roten "Red-Bastards"-Plakat in der ungewohnten Ostkurve und trotz Unterzahl mit enormer Stimmgewalt auf, der Rest fieberte beim Public Viewing an der Grünwalder Straße mit. Gut 5000 Fans waren gekommen. Bevor bei bester Derbystimmung aber Fußball gespielt werden konnte, gab's ein kurzes Pyro-Feuerwerk der Bayern.

Auf dem Spielfeld waren es ebenfalls die Roten, die mit (legalen) Mitteln auffielen: Milos Pantovic und Adrian Fein machten über die rechte Seite Dauer-Betrieb, Löwen-Linksverteidiger Phillipp Steinhart und Co. konnten nur hinterherlaufen. Kein Wunder, dass so auch die Führung fiel: Nach einer Hereingabe vom rechten Flügel auf Wriedt staubte der Torjäger im Nachfassen ab.
Und 1860? Einen Schuss von Nico Karger klärte Bayern-Torhüter Christian Früchtl mit viel Mühe zur Ecke (35.), Sascha Mölders rauschte an einer Weeger-Flanke vorbei (40.), ansonsten war der TSV schlicht unterlegen. Noch vor der Pause legte Obermair nach.
Timo Gebhart sorgt für Ärger
Nach dem Seitenwechsel und einem aberkannten Treffer von Mölders (48.) flogen Wurfgeschosse und zwangen Schiedsrichter Steffen Brütting zu einer kurzen Unterbrechung des zunehmend hitzigen Duells. Sechzig machte zunehmend auf, erhöhte das Risiko und durfte jubeln: Weins Anschlusstreffer aus der zweiten Reihe brachte nochmal Hoffnung - doch Köhn sorgte für den Löwen-K.o.! "Es tut sehr weh, mir persönlich für die Fans mindestens genauso sehr wie für uns. Dafür müssen wir grade stehen", sagte Christian Köppel.
Derby-Schmach: Zwei Fünfer für die Pleite-Löwen
Nach Schlusspfiff ging der Ärger los: Nach einer Auseinandersetzung zwischen Gebhart und einem Bayern-Akteur kam es zu einer Rudelbildung zahlreicher Spieler und Funktionäre, vor allem Gebhart ließ sich kaum beruhigen. "Die Hektik und das Ganze ist doch scheißegal, das gehört dazu", sagte er. "In der ersten Halbzeit war das kein Derby. In der Relegation kommt auch ein guter Gegner, da müssen wir ganz anders auftreten. Ich gebe Gas und will spielen, alles andere werden wir sehen."
Während zu Sechzigs Gewinn der Meisterschaft in zwei verbleibenden Partien weiter nur ein Pünktchen fehlt, wird sich der Wunsch hämischer Bayern-Anhänger ("Kein Aufstieg für ‚Sechzig'") erst in der Relegation gegen den 1. FC Saarbrücken entscheiden. Diese Löwen-Leistung im zurecht verlorenen Derby gibt eher Anlass zur Sorge.
