Fans verhöhnen Reuter

Das waren ungemütliche Minuten für Stefan Reuter nach der 1:2-Pleite gegen Ahlen: Dem Geschäftsführer wird seine Vergangenheit beim FC Bayern vorgeworfen – wehren will er sich aber nicht gegen die Pfiffe. Die AZ dokumentiert, was Reuter sonst noch angelastet wird.
von  Abendzeitung
So sieht wohl geballtes Entsetzen aus: Manager Reuter (u.) und Trainer Kurz.
So sieht wohl geballtes Entsetzen aus: Manager Reuter (u.) und Trainer Kurz. © Rauchensteiner/Augenklick

MÜNCHEN - Das waren ungemütliche Minuten für Stefan Reuter nach der 1:2-Pleite gegen Ahlen: Dem Geschäftsführer wird seine Vergangenheit beim FC Bayern vorgeworfen – wehren will er sich aber nicht gegen die Pfiffe. Die AZ dokumentiert, was Reuter sonst noch angelastet wird.

Vielleicht war es das schlechte Gewissen, das Stefan Reuter am Sonntag zu den Fans trieb. Wahrscheinlich wollte der Geschäftsführer des TSV 1860 den Anhang beruhigen, sich entschuldigen für dieses schreckliche 1:2 beim Aufsteiger Ahlen, für diese dritte Niederlage im dritten Saisonspiel, für diesen endgültigen Nachweis darüber, dass die Löwen in diesem Sommer schon wieder ein ernsthaftes Problem haben.

Es war keine gute Idee. Denn die rund 300 mitgereisten Fans waren sauer. Sauer auf die Mannschaft, die es noch nicht einmal geschafft hatte, nach dem Ausgleichstreffer durch Daniel Bierofka drei Minuten vor Schluss, diesen kümmerlichen Punkt über die Zeit zu retten. Sauer waren die Fans vor allem aber auf ihn, auf Stefan Reuter, den Weltmeister von 1990, der während seiner Karriere ein paar Jahre für die Roten von der Säbener Straße gekickt hatte. „Wir wollen keine Bayern- Schweine“, riefen rund 50 der 1860-Fans, „Tod und Hass dem FCB“, war außerdem ziemlich laut zu vernehmen.

Tatsächlich ist die Liste der Vorwürfe, die sie an den Geschäftsführer stellen können, lang.

DIE EINKAUFSPOLITIK

Nur zwei Spieler holte Reuter vor dieser Saison. Rückkehrer Benny Lauth war vom Anhang tatsächlich auch beinahe wie ein Messias empfangen worden. Am Sonntag aber blieb Lauth, freilich auch, weil er von seinen Mitspielern kaum mit Vorlagen gefüttert wurde, blass. Mathieu Béda, der zweite Neuzugang, kassierte zudem wegen einer Notbremse eine Rote Karte. „Markus Thorandt hätte den Ball vielleicht abgelaufen“, ätzte sogar Reuter über seinen Abwehrboss.

Zudem hat Reuter in den letzten Jahren immer wieder die besten Talente, wie Daniel Baier und Marcel Schäfer, die letztes Jahr in die Bundesliga zu Wolfsburg wechselten, ziehen lassen. Adäquat ersetzen konnte Reuter vor allem Linksverteidiger Schäfer nicht.

DIE HIERARCHIE

„Wir haben Spieler im Kader, die den Anspruch haben, Zweite Liga zu spielen“, sagte Trainer Marco Kurz nach dem Spiel, „wenn sie dann die Möglichkeit bekommen, ihren Anspruch zu beweisen, dann müssen sie das auch umsetzen." Gegen Ahlen tat das keiner. Auch, weil bei 1860 die älteren Identifikationsfiguren entweder außer Form sind (Torben Hoffmann) oder nur auf der Bank sitzen (Michael Hofmann). Kurz fehlen Spieler, die seine Anweisungen auf dem Platz auch an die Mitspieler kommunizieren, die Verantwortung übernehmen, wenn es nicht läuft.

DIE FANPOLITIK

Durch das De-Facto-Verbot der Ultra-Gruppierung „Cosa Nostra“ hat der Klub sich den Zorn der Fans zugezogen. Gerade in Krisenzeiten ist das nicht gerade sinnvoll. Reuter selbst wollte die lauten Rufe gegen sich gestern nicht überbewerten. „Das war alles im Rahmen“, sagte er, „die Fans haben die Mannschaft weiter unterstützt“, das sei das Wichtigste. „Die Kritik ging gegen mich. Damit muss man rechnen und das muss ich einstecken.“ Wie lange noch?

F. Cataldo, O. Griss

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