Fan-Schwund beim TSV 1860: "Wie in der Aussegnungshalle"

Durchschnittlich kamen bislang nur 17 240 Zuschauer diese Saison zu den Heimspielen – so wenig wie noch nie. Die Lösung? „Attraktiver spielen“, sagt Hinterberger.
von  Maximilian Wessing
Zuletzt immer spärlicher besucht: Die Allianz Arena bei 1860-Partien.
Zuletzt immer spärlicher besucht: Die Allianz Arena bei 1860-Partien. © sampics/AK

Durchschnittlich kamen bislang nur 17 240 Zuschauer diese Saison zu den Heimspielen – so wenig wie noch nie. Die Lösung? „Attraktiver spielen.“

München - Ein tiefes Durchpusten, das ist die erste Reaktion aller Befragten. Zuschauer-Schwund in der Arena? Puh, heikel. Und traurig. Da sind sich alle einig.

Der Absturz seit dem Arena-Einzug ist dramatisch. Von durchschnittlich 41371 (!) Fans in der Saison 2005/2006 auf aktuell 17240 (!!). Weit mehr als die Hälfte der Fans von einst bleibt mittlerweile daheim. „Es ist bedauerlich für den Verein, dass immer weniger Fans kommen. Zum einen aus wirtschaftlicher Sicht, zum anderen, weil die Mannschaft diese Unterstützung einfach braucht“, erklärt Sportchef Florian Hinterberger. Seit Jahren ist diese Entwicklung zu erkennen. Die ersten fünf Jahre nach dem Auszug aus dem Olympiastadion ging die Zuschauerzahl wie im freien Fall jährlich zurück. Tiefpunkt war die Saison 2010/2011, als durchschnittlich nur 19762 Fans zuschauten. Die letzten zwei Jahre stieg die Zahl zumindest wieder über die 20000-Zuschauer-Marke. In dieser Spielzeit erfolgt wiederum der Rückfall. Dass die Löwen Potenzial haben, zeigte das Pokalspiel gegen Borussia Dortmund (0:2), als die Arena ausverkauft war.

Feststimmung war das, der Alltag aber ist grau. Zuletzt beim enttäuschenden 0:0 gegen Energie Cottbus waren gerade einmal 16100 Zuschauer in Fröttmaning – und das trotz des Appells von Präsident Gerhard Mayrhofer („Wir brauchen euch!“) auf dessen neuer Lieblings-Plattform Facebook, wo er jetzt Motörhead-Videos gegen den Löwenblues postet.

Saison-Tiefpunkt war das 0:2 gegen Sandhausen Ende August – vor 15100 Fans. Dabei haben die Löwen in diesem Jahr 10300 Dauerkarten verkauft. Lediglich das gut besuchte Derby gegen Ingolstadt am 4. Spieltag, als 24200 Fans kamen, poliert die traurige Bilanz dieser Saison etwas auf. Zum Vergleich: Beim FC Köln, dem nächsten Gegner der Löwen und Spitzenreiter im Zuschauer-Ranking der zweiten Liga, kommen durchschnittlich über 45000 Zuschauer. Edel-Fan Franz Hell sagt: „Bei 15000 Fans ist in der Arena einfach eine Stimmung wie in der Aussegnungshalle am Ostfriedhof. Das tut mir dann auch für die Mannschaft leid.“

Dass die Löwen wegen der viel zu hohen Kosten lieber heute als morgen in ein neues Stadion ziehen würden, ist kein Geheimnis. Es stand auf Mayrhofers Wahlprogramm, als er zum 1860-Präsidenten antrat. Ein Neubau in Riem, so wie es die Löwen wollen, ist derzeit aber weiter entfernt als der Aufstieg in die erste Liga, da: unfinanzierbar.

Der triftige Grund für den Zuschauer-Schwund ist auch ein anderer: der Fußball, den die Löwen bieten. „Wir müssen wieder attraktiver spielen. Die Mannschaft muss vorlegen, damit die Begeisterung nachziehen kann“, meint Hinterberger. Roman Wöll, sogenannter Allesfahrer bei 1860 soll seinen Daumen schon gehoben haben, möchte nach der Radikal-Kur in der Chefetage – zuletzt trat Geschäftsführer Robert Schäfer zurück – wieder investieren. Dabei soll es sich nicht nur um ein bis zwei Neuzugänge handeln. Nein, Ismaik denkt größer. Sein Cousin Noor Basha hat das im Umfeld des Vereins bereits angekündigt. „Wir spielen zum Beispiel seit Jahren ohne zentralen Kreativspieler“, sagt Franz Hell. Frage ist: Wie lange noch? Und: Kann er die Zuschauer zurückholen?

 

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