Fan Contest: „Stimmung besser als bei den Bayern“
München - Es läuft die sechste Minute im Spiel der Bayern gegen Hannover. Plötzlich stehen die Zuschauer auf. Sie klatschen, sie jubeln, sie feiern. Passiert ist zu diesem Zeitpunkt auf dem Platz? Nichts. Was die Frage aufwirft: War das der Konter für die Sensations-Stimmung 26 Stunden zuvor in der Arena?
Nach dem Spiel des TSV 1860, verwöhnt durch mehr als 80 000 Zuschauer, die zu den Heimspielen der Borussia kommen, hatte gestichelt: „Die Stimmung der Löwen-Fans war Wahnsinn, nichts im Vergleich zu der Stimmung in der Arena, wenn die Bayern spielen.“
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Das wollten die Roten wohl nicht auf sich sitzen lassen. Sky-Kommentator Wolff Fuss in der Halbzeit des Bayern-Spiels zur AZ: „Die Bayern-Fans haben wohl angesichts des 1860-Spiels gemerkt: Da kann noch mehr kommen, sie versuchen es heute. Nach den beiden Toren war es richtig gut, zwischendrin standen die Leute.“
Doch damit nicht genug. In der ersten Halbzeit sangen sie: „Giasinger A...!“ Später: „Münchens wahre Liebe – FCB“. Und gegen Ende der Partie dann: „Super Bayern, super Bayern, hey, hey!“ Unterm Strich haben die Löwen das Münchner Fan-Duell dennoch knapp gewonnen. Löwen-Torwart Gabor Kiraly und Stürmer Benny Lauth haben zusammen 630 Spiele in der 1. und 2. Bundesliga auf dem Buckel.
Kiraly sagt: „Die Fans haben uns viel Kraft gegeben!“ Und Lauth meint: „Die Atmosphäre habe ich lange nicht mehr erlebt.“ 71 000 Fans bei einem Löwen-Spiel in der Allianz Arena – das hatte es zuvor noch nie gegeben. Fuss: „Bei 1860 gegen Dortmund war es in der Arena gigantisch – vor allem für eine zweite Pokalrunde. Die Bayern-Fans gehen nur so richtig aus sich raus, wenn es ein Halbfinale in der Champions League ist.“
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Ex-Bayern-Profi Christian Ziege: „Es ist einfach anders bei den Bayern. Die Fans sind ein Stück weit verwöhnter.“ Beim Spiel gegen Hannover war davon (ausnahmsweise) nicht viel zu merken. Und die Löwen? Die spielen am Sonntag in Kaiserslautern.
Sportdirektor Florian Hinterberger: „Wenn wir da erfolgsmäßig dabeibleiben, wird uns das wieder mehr Zuschauer bringen.“ Schon eine Woche drauf, beim Spiel gegen Cottbus, wird sich zeigen, was von der BVB-Euphorie übrig geblieben ist. „Wir wollen dahinkommen, dass es regelmäßig 40000 Zuschauer werden“, sagt Trainer Friedhelm Funkel. Beim letzten Liga-Heimspiel gegen Aue waren es gerade mal 14300 – bei Bayern ist die Arena immer ausverkauft. Immer?
Gegen Hannover war sie das am Mittwochabend erstmals in dieser Saison nicht – es kamen „nur“ 66 000. Doch was genau machte diesen Löwen-Abend eigentlich so besonders? Eine riesige Choreografie schmückte die Nordtribüne vor dem Anpfiff. Während des Spiels wurde jeder gewonnene Zweikampf, jeder abgelaufene Pass gefeiert. Die einzige Ecke der Löwen? Wurde bejubelt wie ein Tor.
Mit dem Pfiff zur Verlängerung brandete minutenlang Applaus durch die Arena – wie nach einem Finalsieg. Die Spieler feuerten das Publikum an – und umgekehrt.
Stadionsprecher Stefan Schneider nutzte das zu einer kurzen, aber wirkungsvollen Durchsage: „Ab sofort gibt es keine Sitzplätze mehr!“ Wäre gar nicht nötig gewesen. Was bleibt: Bayern gewann sein Spiel mit 4:1, die Löwen unterlagen in der Verlängerung mit 0:2. Sieg oder Niederlage – eine (noch!) härtere Währung als ein interner Fan-Contest.
