Fakten-Check: Gorenzel statt Köllner – die Auswirkungen des Trainerwechsels beim TSV 1860

Nach der Entlassung von Trainer Michael Köllner wollte Sportchef Günther Gorenzel den TSV 1860 als Interimscoach stabilisieren. Doch unter der Leitung des Österreichers stecken die Münchner noch tiefer in der Krise als zuvor. Die AZ vergleicht die Bilanz der beiden Löwen-Trainer.
von  Kilian Kreitmair
Michael Köllner (hinten) lässt kein gutes Haar an Ex-1860-Sportchef Günther Gorenzel.
Michael Köllner (hinten) lässt kein gutes Haar an Ex-1860-Sportchef Günther Gorenzel. © IMAGO/Kirchner

München - 23 Tage ist es nun her, dass Michael Köllner den taumelnden Sechzig-Dampfer verlassen musste. Zuvor hatte der Oberpfälzer den TSV 1860 mit fünf Niederlagen in sieben Spielen von der "Route Aufstieg" abgebracht. Anschließend riss der Sportchef Günther Gorenzel persönlich das Steuer an sich, um die Giesinger als Interimscoach aus dem unruhigen Gewässer zu lenken. Doch stattdessen führte der Österreicher die Giesinger mit nur einem Pünktchen aus drei Partien weiter Richtung Abwärtsstrudel. 

TSV 1860 erzielt unter Gorenzel nur 1 Tor pro Partie 

Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel beim Halleschen FC wurde Gorenzel deshalb gefragt, ob es die richtige Entscheidung war, Köllner zu entlassen. Der 51-Jährige fand darauf eine beachtliche Antwort. "Im Leben kann man nie alles richtig machen", so Gorenzel. Dennoch habe der Sportchef laut eigenen Angaben diese Entscheidung unter sportlichen Gesichtspunkten treffen müssen. Aber woran liegt es, dass der TSV 1860 nicht mehr auf Aufstiegskurs kommt? Anhand von Daten, die der Dienstleister Opta exklusiv geliefert hat, analysiert die AZ die Amtszeiten der beiden Trainer.

Dass die Sechziger unter der Leitung von Gorenzel mehr als zuvor Richtung Abwärtsstrudel treiben, liegt vor allem an den Torjägerqualitäten seiner Löwen-Kicker. Nur durchschnittlich einen mageren Treffer erzielten die Münchner unter der Leitung des Österreichers, der im Sturm wieder mehr auf seinen Routinier Marcel Bär setzt. Unter Köllner waren es noch 1,8 Tore pro Partie. 

Gorenzel schafft es nicht, die Defensive zu stabilisieren

Zwar liegt das wohl auch am Selbstbewusstsein seiner Spieler, aber auch die Kreativität von einem Raphael Holzhauser oder Stefan Lex ging unter Gorenzel bisher komplett verloren. So erspielten sich die Giesinger nur magere 0,3 Großchancen pro Spiel – und das gegen Mannschaften, die in der Tabelle hinter Sechzig stehen. Im Vergleich dazu kam der TSV 1860 unter seinem Vorgänger noch auf 1,7 Großchancen.

Auch die Mission, die taumelnden Löwen zunächst in der Defensive mit reichlich Erfahrung zu stabilisieren, schaffte Gorenzel bisher nicht. So zeigten sich in den Partien gegen Oldenburg, Meppen und Verl große Löcher in der Sechzig-Abwehr. Zurückzuführen sind diese meist auf individuelle Fehler von Jesper Verlaat und Co. 

Sie wackelt derzeit: Die Löwen-Defensive um Yannick Deichmann und Jesper Verlaat.
Sie wackelt derzeit: Die Löwen-Defensive um Yannick Deichmann und Jesper Verlaat. © IMAGO/Frank Hoermann

Pressingverhalten war unter Köllner schlechter 

Die Fehler nutzten die Gegner mit einem Toreschnitt von 2,3 Treffen in allen drei Spielen gnadenlos aus und trieben damit den TSV 1860 weiter in den Abgrund. Unter Köllner agierten die Giesinger gegen den Ball noch deutlich stabiler. So musste Sechzig-Keeper Marco Hiller am Ende ein Tor weniger pro Partie hinnehmen. 

Einen Lichtblick gibt es jedoch unter dem Übergangstrainer. Das Löwen-Pressing hat sich im Vergleich zur Amtszeit des Oberpfälzers deutlich verbessert – und das, obwohl die Münchner nicht gerade vor Selbstvertrauen strotzen. Erkenntlich macht sich das vor allem an den Pässen pro Defensiv-Aktion, die die Sechzig-Kicker zulassen. Unter Köllner waren das noch 12,4 Pässe, während die Giesinger unter Gorenzel nur noch durchschnittlich 10,2 Pässe des Gegners gewähren. 

An diesen Punkt sollte der 51-Jährige jetzt ansetzen, um seine Mannschaft beim Halleschen FC (Freitag, 19 Uhr, Magenta Sport und im AZ-Liveticker) zurück auf Erfolgskurs zu bringen. Und vielleicht kann Gorenzel das Steuer dann nächste Woche mit einem besseren Gefühl an den neuen Löwen-Trainer abgeben. Dieser soll dann die Sechzig-Flotte mit voller Kraft endlich wieder auf Vordermann bringen und in Richtung Aufstiegsplätze lenken. 

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