Ex-Profi Berkant Göktan: So lief das bei 1860 und mit dem Koks
München - Franz Beckenbauer bezeichnete ihn einst als "das größte Talent seit Jahren", seine hoffnungsvolle Profikarriere begann dann auch 1998 beim FC Bayern.
Doch so hoch Berkant Göktan flog, so tief fiel der heute 38-Jährige dann auch - wegen Kokainmissbrauchs flog er 2008 beim damaligen Zweitligisten TSV 1860 raus.
Im Sommer 2009 lehnte er eine Rückkehr zu den Löwen ab, 2012 scheiterte eine von ihm initiierte Rückkehr zu den Löwen, 2013 ging dann auch der Versuch eines Neustarts beim Regionaligisten SV Heimstetten schief.

Ex-Löwe Göktan: "Ich bin einfach abgehauen"
Berkant Göktan verließ München, verschwand nach Thailand - und seit einigen Wochen ist der Familienvater (zwei Kinder) zurück in München. In einem "Sport1"-Interview entschuldigt er sich bei Vereinsverantwortlichen und Fans, spricht über seine schlimme Vergangenheit und die drängenden Gefühle der Reue.
"Es tut mir so leid, dass ich das Vertrauen von Herrn Reuter (Stefan Reuter, damals 1860-Sportdirektor, d. Red.) missbraucht habe. Auch Marco Kurz (damals Trainer bei den 1860-Amateuren, d. Red.) habe ich enttäuscht. Er hat mich fit gemacht und es mir ermöglicht, dass ich bei 1860 spielen konnte. [...] Ich bereue wirklich sehr, dass ich mich nicht bei den Verantwortlichen, den Fans und den Spielern persönlich entschuldigt habe. Ich bin einfach abgehauen. [...] Ich habe die Liebe der Anhänger in jedem Spiel gespürt", sagt Göktan.
Berkant Göktan: Beim TSV 1860 hatte er seine beste Zeit
Er galt einst als Wunderkind, als kommender Star: Als der kleine "Berki" noch bei Helios München kickte, holte der große FC Bayern den talentierten E-Jugendlichen mit dem unnachahmlichen Torriecher nach einem Probetraining an die Säbener Straße, mit 13 unterschrieb er einen Vorvertrag, als 17-Jähriger bekam Göktan dann seinen ersten Profivertrag, schmiss die Schule. Er war bereit, voll durchzustarten.
Nach diversen Eskapaden, sportlicher Stagnation bei den Bayern und Pech mit Trainerwechseln versuchte er nach Anläufen bei Galatasary Istanbul und beim 1. FC Kaiserslautern erneut sein Glück in München. Diesmal bei den Löwen: Dort verpflichtete man ihn zunächst für die Amateure, ehe Göktan seine beiden wohl besten Jahre als Profi erlebte. Bei Sechzig war er der Star der Mannschaft, das Aushängeschild.

Ex-Löwe Göktan: So hat ihn der Drogenkonsum zerstört
An den Tag, an dem er beim TSV 1860 wegen Kokainmissbrauchs entlassen wurde, erinnert er sich mit Grauen zurück: "Mich hat es komplett zerstört, und zusätzlich hat auch das Image des Vereins sehr stark gelitten. Wieder einmal, denn um 1860 gab es bereits davor immer wieder negative Schlagzeilen. Dann habe ich für weiteren Ärger in der Öffentlichkeit gesorgt. Das macht mich im Nachhinein immer noch fertig", sagt er Sport1.
Zu den Gründen des Drogenkonsums sagt er: "Es war Dummheit und Gier. Es war eine Sache, die ich als junger Mensch ausprobiert habe und an der ich dann hängen geblieben bin. Man kann nicht von heute auf morgen aufhören. Es war ein großer Fehler."
Ex-Löwe Göktan: Seit einigen Monaten trinkt er nicht mehr
Im Verein habe man damals auch bemerkt, dass er sich verändert hatte: "Persönlich, körperlich, in meinem ganzen Auftreten." Er habe den Erfolg bei Sechzig damals nicht verarbeiten können: "Es ging alles zu schnell. Ich hatte kaum Zeit darüber nachzudenken, wie ich es vielleicht hätte anders machen können. Im Endeffekt kann ich die Zeit leider nicht zurückdrehen. Das Positive an allem ist, dass ich meine Frau in Thailand kennengelernt habe."
Heute habe er sein Leben wieder im Griff, gibt zu, auch sehr viel viel getrunken zu haben und depressiv gewesen zu sein. Er sagt: "Kokain habe ich seit meinem Aus bei 1860 nicht mehr genommen, wegen meines Alkoholkonsums habe ich mich bis zuletzt behandeln lassen. Ich habe sehr lange exzessiv getrunken. Und seit einigen Monaten trinke ich gar nicht mehr."
Berkant Göktan galt rund um die Jahrtausendwende als großes Talent und wurde im Nachwuchs des FC Bayern ausgebildet. Für die Münchner sowie Borussia Mönchengladbach, Arminia Bielefeld und den 1. FC Kaiserslautern bestritt er insgesamt 28 Bundesliga-Partien, dazu kamen 37 Einsätze in der 2. Liga. Im Oktober 2008 kündigte ihm der TSV 1860 nach einem positiven Drogentest.
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