Ex-Nationalspieler Wörns als Schnäppchen zu den Löwen?

Transfergerüchte um Dortmunds Verteidiger. Der 35-Jährige sieht seine Zukunft in München. Es soll bereits Gespräche mit dem Manager der Löwen, Stefan Reuter, gegeben haben. Wörns soll angeblich schon auf Haussuche in München sein.
MÜNCHEN Getuschelt worden war schon am vergangenen Samstag, nach Dortmunds bitterem Pokal-K.o. gegen den FC Bayern in Berlin: BVB-Kapitän Christian Wörns gehe zur neuen Saison ablösefrei nach München. Allerdings nicht zu den Roten, sondern ganz freiwillig in die Zweite Liga, zum TSV 1860.
Wörns? Der 66-malige Nationalspieler? Jener Innenverteidiger, dem lange nachgesagt wurde, einen der am besten Verträge der Bundesliga zu besitzen? Wörns, der mit nunmehr 35 Jahren beim BVB vor einer unsicheren Zukunft steht? Der international erfahrene Routinier als neuer Leitwolf für die Löwen? Gestern nun berichtete auch die „Sport-Bild“ über den möglichen Sensationstransfer. „Eine junge Mannschaft braucht Korsettstangen“, sagte dazu 1860-Sportdirektor Stefan Reuter, in dessen aktuellem Team bereits die erfahrenen Profis Torben Hoffmann (33), Gregg Berhalter (34), Michael Hofmann (35), Markus Schroth (33) sowie Kapitän Danny Schwarz (32) stehen.
Und der Weltmeister von 1990 dementiert einen Wechsel von Wörns zu 1860 erst gar nicht. „Grundsätzlich schließe ich das nicht aus“, sagte Reuter, „das tue ich aber bei vielen anderen Spielern auch nicht.“ Nach AZ-Informationen hat sich Wörns mit Reuter getroffen und sich nach Immobilien im Münchner Nobelvorort Grünwald erkundigt. „Grünwald ist ja eine schöne Gegend, das würde sich anbieten“, sagte Reuter gestern lächelnd.
Wörns sieht seinen neuen Lebensmittelpunkt ab Sommer in München.
Einerseits, um seiner Ehefrau Hanna einen Gefallen zu tun, damit sie näher an ihrer Heimat Italien wohnt, andererseits sind die Wörns auch begeisterte Skifahrer und lieben Kitzbühel. Weihnachten verbringen sie oft im Stanglwirt in Going – und treffen sich dort mit alten Weggefährten wie Matthias Sammer, Micky Stevic – oder eben auch Stefan Reuter. Und da Wörns „noch ein, zwei Jahre spielen will“, wären die Löwen die naheliegende Adresse. Reuter bestätigte jedoch lediglich das Treffen mit Wörns. Zur „Sport Bild“ sagte er: „Ich bin mit Wörns seit längerer Zeit befreundet, und wir haben uns getroffen, das ist richtig.“
Ob dabei wirklich nur über Villen in Grünwald geredet wurde? „Wir haben über einen Wechsel nicht gesprochen“, meinte der 1860-Sportdirektor gestern, „in München kommen jede Woche neue Namen aufs Tablett. Einmal Jens Lehmann oder Benny Lauth, dann irgendein Österreicher – und nun Christian Wörns.“
Dass Christian Wörns im Mai schon 36 Jahre alt wird, stört Reuter wohl wenig. Vergangene Saison wollte er bereits den Ex-Bayern-Star Thomas Linke (damals 36 Jahre alt) verpflichten. Er selbst hatte bei Borussia Dortmund bis 38 gespielt, und dann seine glanzvolle Karriere beendet. Macht’s ihm Wörns bei 1860 nach? Er traut sich’s zu. Gestern sagte Wörns, als ihn die AZ am Handy erreichte – und keinesfalls überrascht reagierte: „Ich bin noch topfit. Ich habe keine Verschleißerscheinungen und auch keine Wehwehchen. Bei den Krafttests in Dortmund gehöre ich zu den fünftbesten, auch bei den Schnelligkeitsübungen.“
Sagt Wörns also bei den Löwen zu? Der Ex-Nationalspieler zur AZ: „Es gibt verschiedene Anfragen – aber ins Detail will ich noch nicht gehen. Erst will ich mit Borussia Dortmund die Saison retten, dann mache ich mir Gedanken über meine Zukunft.“
Oliver Griss