Ex-Nationalspieler Hinkel: Einer für die Löwen?
Außenverteidiger Andreas Hinkel ist nach einem Kreuzbandriss vereinslos und könnte dem TSV 1860 sofort helfen: „Zweite Liga? Kann ich mir vorstellen.”
München - Am Wochenende war Andreas Hinkel mal wieder in München. Der ehemalige Nationalspieler war als Experte bei der Fernsehsendung „Samstag live” bei Sky zu Gast, und als er später noch mit seinem Berater Jürgen Knappenberger in die Innenstadt fuhr, da geriet er ins Schwärmen. Denn mit München ist Hinkel, 29 Jahre alt und insgesamt 21 Mal für die Nationalmannschaft (zuletzt 2009) aktiv, bestens vertraut. Dort kam vergangenen Herbst sein Sohn Samuel zur Welt. „In München würde sich der Andi immer wohlfühlen”, heißt es aus seinem Umfeld.
Also passt es nur zu gut ins Bild, dass man sich bei den Löwen – wie die AZ erfuhr – schon seit einiger Zeit Gedanken über eine Verpflichtung des Schwaben macht. Zwar ist Hinkels bevorzugte Position die des rechten Verteidigers, bei der die Löwen mit Antonio Rukavina und Dennis Malura gleich zwei Spieler haben – doch beide werden im Klub nicht restlos positiv beurteilt. Zudem ist Hinkel defensiv auf mehreren Positionen einsetzbar. Er könnte also auch Linskverteidiger spielen – die derzeit umstrittenste Position bei den Löwen. Einen fatalen Fehler Arne Feicks, der die Position seit Saisonbeginn innehat, bezeichnete Coach Reiner Maurer nach dem 2:4 bei St. Pauli sogar als „unverzeihlich”. Beim 11:1 im Testspiel gegen Marktoberdorf durfte sich nun Collin Benjamin dort versuchen. Und bald Hinkel?
Der derzeit vereinslose Profi sagte der AZ: „Ich höre mir alles an. Es muss nicht zwingend ein Erstligist sein. Ich kann mir auch einen Zweitligisten vorstellen, wenn die Perspektive stimmt. Außerdem muss das Umfeld und die Stadt für meine Frau und meine Kinder passen.” Über Facebook ließ er zudem wissen: „Ich bin bereit für große Aufgaben.”
Seit etwas mehr als einem Monat trainiert Hinkel, der wegen eines Kreuzbandrisses fast ein Jahr verletzt gewesen war, nun schon beim VfB Stuttgart mit. Celtic Glasgow, wo Hinkel genauso wie zuvor beim FC Sevilla auch in der Champions League aktiv gewesen war, hatte im Juni seinen Vertrag nicht mehr verlängert. Dem Klub war das Risiko wohl zu groß, dass Hinkel nicht mehr richtig gesund wird. Aus Hinkels Umfeld aber heißt es jetzt: „Er ist jetzt wieder topfit. Andere große Spieler kamen auch nach Kreuzbandrissen zurück, zum Beispiel Philipp Lahm oder Ruud van Nistelrooy.” Hinkel ist darum an keine Transferfristen gebunden. Er weiß selber auch, dass sein Marktwert mit jedem Tag ohne Klub weiter sinkt und er folglich immer günstiger wird.
Nach seiner schweren Knieverletzung hatte Celtic eigentlich auf eine Operation in London gedrängt, doch Hinkel vertraute lieber Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, ließ sich auf dessen Rat in den USA beim bekannten Chirurgen Richard Steadman operieren und zog dann in die Maxvorstadt, um in München durch Physiotherapie wieder auf die Beine zu kommen. Zwar verbrachte Hinkel nur wenige Monate in München – das reichte aber, um sich in die Stadt zu verlieben. Nun könnte München möglicherweise auch sein neuer Arbeitsort werden. Wenn nicht sofort, dann vielleicht im Winter.