Nach Schiri-Schelte: Sechzig bekommt endlich einen Elfmeter – und beendet den Ex-Löwen-Fluch

In Spiel eins nach der Schiedsrichter-Schelte von 1860-Boss Werner bringt Kapitän Jacobsen die Löwen bei RW Essen per Strafstoß in Führung ‒ und Sechzig siegt in Überzahl mit 3:0. "Ganz entspannt".
von  Matthias Eicher
Befreiungsschlag im Ruhrpott: Die Löwen jubeln über den Sieg bei RWE, der auch durch den von Jacobsen (3.v.r.) verwandelten Elfmeter begünstigt wird.
Befreiungsschlag im Ruhrpott: Die Löwen jubeln über den Sieg bei RWE, der auch durch den von Jacobsen (3.v.r.) verwandelten Elfmeter begünstigt wird. © Nico Herbertz/imago

Essen/München - Manche Geschichten kannst du dir nicht ausdenken. Da wird Sechzig im bisherigen Saisonverlauf bei Elfmeter-Entscheidungen nachweislich benachteiligt. Dann stellt sich Sport-Boss Christian Werner nach dem jüngsten Strafstoß zum 1:2 gegen Hansa Rostock hin und fordert öffentlich von DFB und Fußballgott ein Umdenken ‒ und Abrakadabra: Die Löwen biegen an der Hafenstraße vom Punkt auf die Gewinnerstraße ein.

Vizekapitän Thore Jacobsen legte sich im Traditionsduell des TSV 1860 bei RW Essen nach einem Foul an Torjäger Patrick Hobsch den Ball zurecht und hämmerte ihn in genau den Winkel (38.). Frisch nach seiner Gelbsperre und in Abwesenheit von Spielführer Jesper Verlaat, besorgte der Vize-Kapitän durch den Premieren-Elfer die eminent wichtige Führung.

"Wir kriegen ja nicht viele Elfmeter", meinte Trainer Arigrios Giannikis, "den hat Thore in kühler, norddeutscher Manier verwandelt."

Guttau erhöht kurz nach der Pause - dann geht TSV 1860 München auch noch in Überzahl

Spielmacher Julian Guttau, der das 1:0 vorbereitet hatte, legte kurz nach der Pause durch einen Distanzschuss zu einem psychologisch wertvollen Zeitpunkt das 2:0 nach (50.) und sorgte dafür, dass auf den Rängen des kriselnden Pott-Klubs von Ex-1860-Boss Marc-Nicolai Pfeifer Sprechchöre angestimmt wurden, die sich die Sechzger auch schon anhören mussten und die wohl kein Team der Welt gerne abbekommt ("Wir wolln euch kämpfen sehn!").

Torschütze Guttau war dagegen obenauf: "Freier Schuss, bisschen verdeckt, schlägt gut ein ‒ dann konnten wir das Spiel ganz entspannt gestalten."

Es sollte noch günstiger für engagierte Sechzger und bitterer für pomadige Hausherren kommen: Kraulich musste aufgrund einer rustikalen Grätsche gegen Kozuki exakt in Spielminute 60 mit Glatt Rot vom Feld ‒ eine vertretbare, aber harte Entscheidung von Schiedsrichter Martin Speckner. Kurioserweise witterte Essen nach dem Platzverweis kurz Morgenluft, doch 1860 sollte den Sieg mit Glück, Geschick und Kampfgeist über die Zeit bringen.

Anzeige für den Anbieter CliproTv über den Consent-Anbieter verweigert

Am Samstag war der Fußball-Gott definitiv ein Blauer

Selbst den gemeinen Ex-Löwen-Fluch, dass einstige Giesinger in späteren Aufeinandertreffen gerne gegen 1860 treffen, konnte RWE-Pausenjoker und Ex-Löwe Joseph Boyamba an diesem Tage nicht aufrechterhalten. Stattdessen traf Joker Fabian Schubert nach Vorarbeit des wieder genesenen und ebenfalls eingewechselten Neulöwen-Kollegen David Philipp zum 3:0.

Spätestens dieser Genickschlag sorgte für einen rot-weissen Exodus im Stadion, was angesichts derselben Farben wie bei Sechzigs übermächtigen Rivalen FC Bayern möglicherweise auch für etwas weiß-blaue Genugtuung sorgte.

Wir fassen aus Sechzger-Sicht nochmal zusammen, was an der Hafenstraße geschah: erster Elfer, verwandelt ins Kreuzeck, nach der Pause nachgelegt, Überzahl, kein Ex-Löwen-Fluch, die Blauen triumphieren über in rot gekleidete Essener - an diesem Fußballnachmittag, der die Löwen mit 24 Zählern den Sprung auf Tabellenplatz neun bescherte, war der Fußball-Gott definitiv ein Blauer.

Anzeige für den Anbieter CliproTv über den Consent-Anbieter verweigert

TSV 1860 empfängt nächsten Samstag den SC Verl

Passendes Fazit von TV-Experte und Ex-Bielefeld-Stürmer Fabian Klos: "Man stelle sich nur vor, Sechzig schafft es jetzt tatsächlich mal, die restlichen Spiele bis zur Winterpause zu gewinnen, dann ist man auf einmal oben dran, nachdem man jetzt schon denken musste: 'Oh, mit einer Niederlage wäre man nahe an den Abstiegsplätzen dran gewesen.'"

Dazu müsste der Fußballgott am kommenden Samstag gegen den SC Verl (16.30 Uhr) mal wieder im Grünwalder Stadion liefern.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.