Ex-Löwen: „Ein Happy End tut uns allen gut“

München - Dem TSV 1860 droht der Abstieg in Liga drei. Mehr als 60 000 Fans werden am Sonntag gegen den 1. FC Nürnberg im Stadion sein, um die Löwen zu unterstützen. Kurz vor dem Absturz in die sportliche Bedeutungslosigkeit bewegt der TSV wieder eine ganze Stadt. Meisterlöwen, Edel-Fans, Ex-Trainer und -Spieler sagen der AZ, warum die Löwen den Klassenerhalt schaffen müssen. Vom Appell an die Ehre bis zur Kritik am lieben Gott ist alles dabei.
TSV 1860 München: Lorant über den Löwen-Abstiegskampf
Jimmy Hartwig (Ex-Löwe): Allein schon wegen den Fans, die seit Jahren leiden und sich ärgern. München ist eine weltoffene Stadt, die definitiv zwei Bundesligisten vertragen könnte. Schauen Sie nach London: Da gibt es fünf, sechs Erstligisten. Und München ist viel schöner als London. Es tut mir in der Seele weh, 1860 spielen zu sehen. Da bin ich echt erschrocken. Die Spieler wissen gar nicht, für was für einen geilen Verein, in was für einer geilen Stadt sie spielen dürfen. Für diesen Klub müssen sie rennen.
Christian Ude (Ex-Oberbürgermeister): Ich drücke den Löwen beide Daumen, wenngleich mit bangem Herzen. Die Pechsträhne war lang genug. Der Klub ist zur Genüge gebeutelt worden. Ein Happy End würde uns allen gut tun. Abgesehen davon hätte ein Abstieg große Auswirkungen und wäre nicht mit einem Fingerschnippen wieder gutzumachen. Sind wir ehrlich: Auch auf die Schadenfreude des Rivalen könnten wir sehr gut verzichten.
Peter Grosser (Kapitän der Meistermannschaft): Wir Meisterlöwen wollen einen Appell an Mannschaft und Fans richten, alles zu vergessen, was in dieser Saison gelaufen ist und sich nur auf das Spiel gegen Nürnberg zu konzentrieren. Die Fans müssen wie ein Mann hinter den Spielern stehen, dann bin ich überzeugt, dass wir den Heimfluch besiegen und drei Punkte einfahren können – die Voraussetzung für den Klassenerhalt. Ich kann mir 1860 einfach nicht in der 3. Liga vorstellen. Deswegen müssen wir alle positive Energie in dieses Spiel legen und die Daumen drücken.
Fredi Heiß (Meisterlöwe): Wir müssen den Abstieg unbedingt vermeiden! Für die Fans, für den Verein mit dieser riesigen Tradition. Ich bin 60 Jahre Teil von 1860, da würde mir der Abstieg sehr weh tun. Und ich fürchte, dass ein Wiederaufstieg schwer fallen würde. Dass gegen Nürnberg so viele Fans kommen, zeigt, was der Klub für die Stadt und die Region noch immer bedeutet. Der Wahnsinn! Wenn am Sonntag jeder für jeden läuft, bin ich sicher, dass es klappt mit dem Dreier. Ich bin jetzt schon nervös, und ich hoffe, dass die Spieler es auch sind, damit sie verdammt noch mal zeigen, was in ihnen steckt!
Hartwig über 1860: "Ich bin echt erschrocken"
Thomas Linster (langjähriger Premium-Sponsor): Die Marke TSV 1860 ist es wert, in der Liga zu bleiben. Der Abstieg wäre eine absolute Katastrophe. Vor allem, weil der Nachwuchsbereich den Bach runter gehen würde. Mit welchen Argumenten bekäme man noch junge Spieler zu 60, wenn die erste Mannschaft 3. Liga spielt und die U21 in die Bayernliga zwangsabsteigen müsste? Das will ich mir gar nicht ausmalen. Der liebe Gott war noch nie ein Blauer. Egal, was sie anstellen, es geht in die Hose. Trotzdem glaube ich an das Wunder und hoffe, dass sie es rausreißen.
Franz Hell (Allesfahrer-Fan): 1860 ist der Verein, der lange Zeit in der Stadt die Hauptrolle gespielt hat. Gerade die ältere Generation kennt das noch und weiß, wie tief dieser Klub in der Stadt verankert ist und wie viele Menschen sich noch immer zum TSV bekennen. Es würde München ein wichtiges Stück wegbrechen, wenn der Klub von der Bildfläche verschwände, allein schon als Gegenstück zum FC Bayern. Mir ist zwar bang, aber ich bin zuversichtlich. Die Qualität müsste reichen. Deswegen Freude ich mich auf Sonntag und hoffe, dass das Stadion rappelvoll wird.
Karsten Wettberg (Kult-Trainer der Löwen): Weil es für jeden um die Existenz geht. Nicht nur für den Verein geht’s um sehr viel, auch für jeden einzelnen Spieler. Jeder ist tätowiert, wenn er absteigt. Das bleibt eine ganze Karriere haften. Von daher ist sicher eine Motivation vorhanden wie in keinem anderen Spiel bisher. Wenn da einer Angst hat, hat er den Beruf verfehlt. Was gibt’s denn Schöneres, als in einem Endspiel zu stehen?
Außerdem: Die Allianz Arena ist fast ausverkauft! Das ist einmalig und wäre für jeden anderen Verein in der 2. Liga ein Traum. Wenn man es nach diesem Misserfolg schafft, über 60 000 Menschen dazu zu bewegen, ein Zweitligaspiel anzuschauen, weiß man, dass dieser Verein nach wie vor die tollsten Anhänger hat. Ich bin sehr zuversichtlich: Wir schaffen das!
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Werner Lorant (Trainerlegende): Ich habe große Bedenken. Du bist Vorletzter und sitzt in der Scheiße. Das ist Abstiegskampf pur. Dann kommt der Club, das ist ja ein kleines Derby, und du musst zum KSC, die noch aufsteigen können. Na bravo! Jetzt sollen über 60 000 Zuschauer kommen. Da sind die jungen Spieler doch nervöser, weil sie das nicht kennen. Wahrscheinlich sind 30 000 Nürnberger dabei. Aber Ausreden gibt’s nicht: Die müssen rennen, arbeiten, dürfen nicht zur Konkurrenz schauen. Ich werde in der Arena sein und die Daumen drücken – logisch! 60 ist ein Traditionsverein. Der hat in der Dritten Liga nix zu suchen.