Ex-Löwe Wettberg: "Ich schleich mich nicht"

Karsten Wettberg, ehemals "König von Giesing", heute beim SV Seligenporten, über seinen Rücktritt vom Rücktritt, Hass in der Bayernliga  – und die Löwen-Zukunf.
Interview: Reinhard Franke |
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Karsten Wettberg, früher Löwe, jetzt beim SV Seligenporten in der Bayernliga.
sampics/Augenklick Karsten Wettberg, früher Löwe, jetzt beim SV Seligenporten in der Bayernliga.

Karsten Wettberg, ehemals "König von Giesing", heute beim SV Seligenporten, über seinen Rücktritt vom Rücktritt, Hass in der Bayernliga, die Sucht nach dem Trainerjob – und die Löwen-Zukunft

AZ: Grüß Gott, Herr Wettberg. Bei Ihnen in der Bayernliga ist ja was los. Sie haben bei der Pressekonferenz nach dem 1:1 Ihres Klubs SV Seligenporten gegen Eltersdorf Ihren sofortigen Rücktritt erklärt. Kurz vor Mitternacht revidierten Sie die Entscheidung. Warum der Rücktritt vom Rücktritt?
KARSTEN WETTBERG: Das war zuerst der große Frust, der sich angestaut hatte.

Dann erzählen Sie mal…
Ich war genervt von einigen Fans, die mich unter der Gürtellinie angegangen sind. Die großen Städte in der Oberpfalz spielen Ligen tiefer. Jetzt ist bei uns noch ein neues Sportgelände fast fertig, alles mit Eigenleistung und nicht mit Geld, und das können viele Neider nicht ertragen.

Aber gleich ein Rücktritt?
In der ersten Enttäuschung. Diese Leute haben mir erklärt, dass sie sich Freude, wenn Seligenporten verliert. Da ist in mir etwas zusammengebrochen, und ich habe gesagt 'Ja, wenn das so ist, das können wir ändern.' Es ist mir unbegreiflich, wie so ein Hass aufkommen kann. Fußball ist für mich Lebenselixier und Freude. Wenn ich aber persönlich angegriffen werde, mag ich nicht mehr. Da sind Leute, die bei uns zuschauen, die nur negativ sind und ohne jeden Grund auf die eigene Mannschaft draufhauen. Schlimm.

Und später haben Sie Ihren Rücktritt dann bereut?
Ja. Der Vorstand und der Spielführer haben mich an der Ehre gepackt und mich umgestimmt. Ich habe großen Rückhalt gespürt. Selbst, wenn ich wollte, könnte ich gar nicht gehen. Da hängt mein Herz dran. Und ich bin auch keiner, der sich davonschleicht…

Das waren Sie nie, oder?
Nein. Ich habe immer alles durchgestanden, außer man hat mich gegen meinen Willen entfernt. Das war nur bei zwei Entlassungen der Fall: bei Unterhaching, als durchsickerte, dass ich bei 1860 zugesagt hatte. Das zweite Mal dann bei Sechzig, als ich mich in die Vereinspolitik eingemischt habe.

Sie sind 69. Warum tun Sie sich den Trainerjob noch an?
Das ist für mich immer noch eine Herausforderung. Ich bin fit wie lange nicht – nach einer schweren OP an der Wirbelsäule und drei Bandscheiben-Vorfällen. Das einzige Problem ist, dass Seligenporten von mir 123 Kilometer entfernt ist. Ich bin süchtig nach Fußball – diese Saison mache ich auf alle Fälle fertig.

Leidet Ihre Frau darunter?

Schon. Aber die Gisela kennt mich seit 42 Jahren und sie sagt sich ‚Was will man da ändern?' (lacht) Aber es gibt ja nicht nur Fußball für mich.

Sondern?
Wir gehen gerne ins Theater. Ich mag das Prinzregententheater. Ich liebe den Boulevard. Dann fahre ich jeden Tag 40 Kilometer mit Freunden Rennrad, lese viel und möchte noch mehr reisen.

Lassen Sie uns über die Löwen sprechen. Wie sehen Sie die aktuelle Lage bei 1860?
Es bewegt sich alles in die richtige Richtung. Da ist ein kleiner Kreis für das Profigeschäft zuständig, denen sollte man das Vertrauen schenken. Eine Insolvenz wäre eine Katastrophe gewesen. Sechzig muss ein Original bleiben. Aber ich halte den Investor Hasan Ismaik für einen perfekten Geschäftsmann.

Mit Reiner Maurer als perfektem Trainer?
Welcher Trainer ist perfekt? Das will der Reiner sicher nicht, dass man das über ihn sagt. Aber er ist auch ein Original. Er ist kein Schauspieler. Wenn man von ihm verlangen würde, dass er emotionaler werden soll, würde man den Reiner als Menschen verändern. Der Reiner ist ehrlich, authentisch, passt zu Sechzig.

Wie auch Benny Lauth, der am Donnerstag 30 wurde…
Benny ist so ein zurückhaltender, bescheidener Mensch. Manche sehen ihn als arrogant, aber die kennen den gar nicht. Er macht alles richtig. Er fühlt sich bei 1860 wohl, das ist auch ein Verdienst des Trainers, der mit Benny gut kann.

Klappt's mit dem Aufstieg?
Es ist alles möglich, wenn man dran bleibt. Ein Muss ist es nicht, aber ich wünsche es dem Reiner und dem Flori (1860-Sportchef Florian Hinterberger, d. Red.) von Herzen.

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