Ex-Löwe Olaf Bodden schimpft über den TSV 1860 : "Das ist Altherrenfußball"

München - Er lebt wegen schwere Krankheit zurückgezogen, doch sein Löwen-Herz hat er nicht verloren: Olaf Bodden, früherer Stürmer des TSV 1860, ist wegen eines chronischen Erschöpfungssyndroms ans Krankenbett gefesselt. Die Spiele seines früheren Vereins verfolgt er aber nach wie vor - und ist ob der gegenwärtigen Situation der Sechzger nur noch frustriert.
"Haben Sie das Spiel gegen Lautern gesehen? Das war Altherrenfußball. In den 70er Jahren wurde schneller gespielt. Das war nicht mal 5. Liga", schimpft Bodden in einem Medienbericht des "Express" - das 1:1 gegen die Pfälzer hatte Trainer Kosta Runjaic den Job gekostet.
Doch nicht nur die aktuelle sportliche Situation, auch die Vereinsstrukturen kritisiert der frühere Torjäger, der sich nach wie vor mit 1860 identifiziert: "Wir haben einen Riesen-Etat, aber es gibt kein Scoutingsystem, wir haben keine Struktur. Wer hat Runjaic gut gesehen? Er hat in Lautern eine Top-Mannschaft gehabt und wurde glaube ich Sechster. Da kannst du eine Putzfrau anstellen, die steigt mit der Mannschaft auf. Unsere Mannschaft ist viel zu langsam." Runjaic ist zwar in zwei aufeinanderfolgenden Spielzeiten Vierter geworden, bei 1860 ist seine Mission dennoch gescheitert.
Auch die Bosse schneiden bei Boddens Abrechnung nicht gut ab: Die Zustände seien bei 1860 "unprofessionell und traurig", vor allem Oberlöwe Peter Cassalette bekommt sein Fett weg: "Du musst einen vernünftigen Präsidenten haben, der jetzige ist eine Bratwurst. Du brauchst einen, der alles koordiniert. Aber schwache Leute holen sich schwache Leute, so werden die Schwächen nicht erkannt. Gucken Sie sich unseren Aufsichtsrat an, was da für Leute drin sitzen."
Mit der Transferpolitik von Sportchef Thomas Eichin zeigt sich der 48-Jährige ebenfalls nicht einverstanden: "Wie kann man als Eichin sagen: Wir brauchen 34 Leute im Kader? Auch bei Olic ist Ende im Gelände. Wir holen nur welche als Auffangbecken", so Bodden, der den Sechzgern zwei Klubs als Vorbilder nahelegt: "Hoffenheim und Leipzig machen es richtig. Junge Spieler, Systemtrainer."
Früher, unter Trainerlegende Werner Lorant, sei es anders zur Sache gegangen: "Die trainieren die Hälfte, was wir unter Lorant gemacht haben. Manchmal waren wir drei Stunden am Stück auf dem Platz. Werner ist ausgerastet, wenn eine Flanke nicht ankam. Das haben wir bis zum Erbrechen geübt."
Die Hoffnung stirbt aber auch bei Bodden zuletzt: "Es gab in den letzten Jahren zum Glück Mannschaften, die noch vollblinder waren. Gut auch in dieser Saison, dass es St. Pauli gibt."