Ex-Löwe Moll über den TSV 1860: "Deswegen wollten viele den Verein verlassen"

Quirin Moll spricht vor dem S-Bahn-Derby seiner Ex-Vereine TSV 1860 und SpVgg Unterhaching über sein unschönes Ende und schlechte Gewissen bei den Löwen, die starke Saison der Vorstädter und eine mögliche Rolle als Spieler-Trainer.
AZ: Herr Moll, warum wäre der TSV 1860 besser beraten, Sie im S-Bahn-Derby bei der SpVgg Unterhaching im Kader zu haben?
QUIRIN MOLL: Spannende Frage (lacht). Derbys sind immer mit einer gewissen Brisanz, da macht es einfach Spaß zu spielen. Weil ich von beiden Seiten viele Spieler kenne, macht es nochmal mehr Freude auf dem Platz zu stehen. Da will man zeigen, was man draufhat. Mit einer gewissen Mentalität kommt man in Derbys immer weit - und das ist mir gelegen.
Wir lösen die Frage auf. Sie haben kein einziges S-Bahn-Derby im Löwen-Trikot verloren. Es gab fünf Siege und ein Remis.
Stimmt, das ist eine gute Quote.
An welches Derby mit 1860 erinnern Sie sich am liebsten?
Wir hatten 2018 ein ziemlich gutes Derby in Unterhaching vor voller Kulisse. Natürlich waren die Derbys im Grünwalder auch immer gut, aber wir haben damals einfach ein sehr gutes Spiel abgeliefert. Wir haben am Ende zwar 1:1 gespielt, aber ich habe das Tor vorgelegt. Auch deswegen habe ich es so positiv in Erinnerung.
Moll: "Es hat vielen Spielern einfach keinen Spaß mehr gemacht"
Vor knapp einem Jahr war für Sie Schluss bei den Löwen. Sie standen einer Verlängerung grundsätzlich offen gegenüber. Warum hat es nicht geklappt?
Ich habe mich nach langem Überlegen dafür entschieden, nach fünf Jahren einen neuen Weg zu gehen. Ich habe viel mit Günther Gorenzel und Marc-Nicolai Pfeifer gesprochen. Am Ende haben unsere Vorstellungen leider nicht zusammengepasst.
Das Ende von acht Spielern, darunter Ihres, wurde abrupt im letzten Heimspiel gegen Mannheim verkündet. Wie kam das innerhalb der Mannschaft an?
Viele Spieler hatten ein schlechtes Gefühl dabei, zu bleiben. Die meisten Jungs, die von anderen Vereinen kamen, hatten es sich hier deutlich anders vorgestellt. In der Hinrunde lief es zwar gut, aber zum Ende hin gab es viel Stress rund um die Mannschaft. Vieles ging nicht mehr nur um Fußball. Es hat vielen Spielern einfach keinen Spaß mehr gemacht. Deswegen wollten viele von den Jungs den Verein verlassen, obwohl Sechzig immer eine gute Adresse ist.
Moll über 1860-Ende: "Wir wussten davon nichts und waren etwas verwundert"
Sie haben immerhin fünf Jahre in Giesing gespielt. Da hatten Sie sich sicher einen anderen Abschied vorgestellt, oder?
Ich kam mit großer Verbundenheit zum Verein und war immer mit Leib und Seele dabei. Da würde man sich schon einen etwas anderen Abschied wünschen. Auf der anderen Seite ist das Geschäft manchmal so, dass darauf wenig Wert gelegt wird. Wir hätten uns gefreut, wenn wir vor den Fans verabschiedet worden wären. Vor allem bei einem Verein wie Sechzig.
Wie hat sich dieser Moment für Sie angefühlt?
Ich war es von meinen vorherigen Stationen anders gewohnt. Alles war sehr spontan. Wir wussten davon nichts und waren etwas verwundert, dass wir so und nicht vor der Kurve und den Fans verabschiedet wurden. Es war nicht einmal vor dem Spiel, sondern vor dem Aufwärmen. Da war das Stadion noch leer.
Aktuell steht 1860 nur auf dem 14. Platz, auch wenn sich das Team nach dem Trainerwechsel etwas gefangen hat. Haben Sie eine solche Saison erwartet?
Es war klar, dass es keine einfache Saison wird. Vieles sieht vielleicht von außen anders aus, aber intern, wenn gewisse Charaktere nicht mehr da sind, dann merkt man das. Von daher war es für mich schon spannend zu sehen, wie die Saison verläuft.
Moll über Haching: "Die Art, wie sie als Mannschaft spielen, finde ich sehr gut"
Bei Ihrem anderen Ex-Klub, der Spielvereinigung Unterhaching läuft es besser. Als Aufsteiger steht die Mannschaft von Marc Unterberger auf Platz elf, zurecht?
Ich finde es absolut gerechtfertigt. Die Art, wie sie als Mannschaft spielen, finde ich sehr gut. Da sieht man, was man mit einer gewissen Teamfähigkeit bewirken kann.
Von 2012 bis 2014 haben Sie für Unterhaching gespielt. Welche Erinnerungen haben Sie daran?
Nur gute. Wir hatten einfach eine starke Truppe und haben dort mit Überzeugung einen super Fußball gespielt.
Sie haben sich 2014 für einen Wechsel nach Dresden entschieden. Warum?
Für mich war klar, dass ich gerne den nächsten Schritt gehen möchte. Damals hat sich Dresden extrem um mich bemüht. Ich bin nicht gegangen, weil ich unbedingt weggehen, sondern weil ich den nächsten Schritt machen wollte.
Vereinsloser Moll hatte Angebote aus Kroatien und Schottland
Sie hatten zuletzt zwei Offerten bei HNK Sibenik in der zweiten kroatischen Liga und beim schottischen Erstligisten Livingston FC. Bei Letzterem waren Sie sogar im Probetraining.
Ich wollte gerne nochmal ins Ausland gehen. Ich hatte die schottische Liga im Kopf, weil dort purer Fußball mit einer super Mentalität gespielt wird. Das liegt mir. Auch ist der Reiz der Liga da, weil man gegen große Vereine wie Celtic Glasgow oder die Glasgow Rangers spielt. Wir hatten uns dann geeinigt, dass ich mich in einem gewissen Rahmen präsentieren kann. Aber am Ende des Tages stand der Rahmen nicht mehr so - und dann hat es für mich nicht mehr gepasst.
Welche Voraussetzungen müsste ein neuer Klub mitbringen?
In dem Alter, in dem ich bin, kann ich viel Erfahrung auf und neben dem Feld mitbringen. Deswegen würden mich auf der einen Seite Projekte interessieren, bei denen man etwas aufbauen kann, vielleicht auch in der Rolle als Spieler-Trainer. Auf der anderen Seite würden mich auch Klubs interessieren, die einen gewissen Reiz haben, also Traditionsvereine.
Denken Sie mittlerweile an ein Karriereende?
Nein. Ich denke an einen gewissen Übergang und ich denke, es ist sinnvoll, sich auf gewisse Gegebenheiten vorzubereiten. Ich wäre naiv, wenn ich das nicht machen würde.
Werfen wir nochmal einen Blick auf das S-Bahn-Derby. Was erwarten Sie für ein Spiel?
Es würde mich wundern, wenn es nicht hart umkämpft wäre mit vielen 1:1-Situationen.
Und wie geht’s aus?
Das ist eine sehr gute Frage (lacht). Ich glaube, es wird ein 1:1. Dabei trifft Fynn Lakenmacher für Sechzig und Mathias Fetsch für Unterhaching.