Ex-Löwe Holebas: "Das ist wie im Krieg"
Molotow-Cocktails, Prügeleien, Schwerverletzte: Das Athener Derby zwischen Panathinaikos und Olympiakos eskaliert auf den Rängen. Hier erzählt Ex-Löwe Holebas, wie er das Chaos-Spiel erlebte
Athen - Eben noch gratulierte Jose Holebas seinem Teamkollegen Djamel Abdoun zu dessen Treffer zum 1:0 im Derby gegen den Erzrivalen Panathinaikos Athen, als dem Ex-Löwen nach einem Blick in Richtung Tribüne endgültig gewahr wurde: „Das nimmt hier noch ein schlimmes Ende.“
Einige Chaoten im Athener Olympiastadion hatten nach dem Führungstreffer von Holebas Klub, dem griechischen Serienmeister Olympiakos Piräus, Sitzschalen herausgerissen, angezündet und in den Stadion-Innenraum geworfen. Auch Molotow-Cocktails flogen „Plötzlich brannte es lichterloh“, erinnert sich Holebas, der vor der letzten Saison für 900.000 Euro zum diesjährigen Champions-League-Teilnehmer wechselte und mittlerweile auch den Sprung in die griechische Nationalmannschaft geschafft hat, an die unglaublichen Szenen vom Sonntagabend. Dass es in griechischen Stadien mitunter hoch her geht und vor allem die Spieler von Olympiakos mit krassen Anfeindungen zu leben haben, daran hat sich Holebas mittlerweile gewohnt. „Aber sowas wie gestern hatte schon eine ganz andere Dimension. Das war krass, da haben die Hooligans echt übertrieben. Als es überall gebrannt hat und dann auch noch mit Molotow-Coacktails geworfen wurde, habe ich mir gedacht: ,Das ist wie im Krieg’“, sagt der 27-Jährige, den Ewald Lienen einst vom Offensivspieler zum Linksverteidiger umschulte und ihn dann von den Löwen nach Piräus mitnahm.
Molotow-Cocktails im Stadion: Das Video:
Angst um sein eigenes Leben oder das seiner Mitspieler hätte er aber nicht gehabt. „Wir haben im Olympiastadion gespielt, das ist sehr weitläufig, aber ich habe mir große Sorgen gemacht um die Zuschauer, habe gehofft, dass niemand schwer verletzt wird oder gar stirbt“, sagt Holebas.
20 verletzte Polizisten , vier davon schwer, etliche verletzte Fans und 57 Festnahmen, das ist die Bilanz der Athener Krawallnacht. Die Polizei sprach von einem organisierten Plan. Tatsächlich war es schon vor Spielbeginn und in der Pause zu Zwischenfällen gekommen. Chaoten hatten versucht, den Gästeblock zu stürmen, die Polizei setzte Tränengas ein. Die zweite Halbzeit begann mit 45-minütiger Verzögerung. Elf Minuten vor Schluss brach der Schiedsrichter die Partie schließlich ab. Die Panathinaikos-Bosse entschuldigten sich am Montag für „einen der beschämendsten Momente in der Geschichte unseres Vereins“. Auch die Regierung reagierte scharf. Der Generalsekretär im für Sport zuständigen Kulturministerium, Panagiotis Bitzaxis, schloss eine Absage des nächsten Spieltages nicht aus und erklärte: „Wenn einige Fans von Panathinaikos ihre Mannschaft zur Katastrophe führen wollen, dann können wir nichts machen.“ Panathinaikos, derzeit Tabellen-zweiter mit sieben Punkten Rückstand auf Olympiakos, drohen Punktabzüge und Platzsperren.
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