Ex-Bayer Jan Kirchhoff: Sechzig ist immer noch eine Marke

Uerdingens Kirchhoff, der einst für Bayern spielte, spricht über das Duell mit den Löwen.
Interview: Matthias Eicher |
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Von der Bundesliga in die 3. Liga: Jan Kirchhoff spielte einst für den FC Bayern, mittlerweile steht er beim kommenden Löwen-Gegner KFC Uerdingen unter Vertrag.
firo/Augenklick Von der Bundesliga in die 3. Liga: Jan Kirchhoff spielte einst für den FC Bayern, mittlerweile steht er beim kommenden Löwen-Gegner KFC Uerdingen unter Vertrag.

Uerdingens Jan Kirchhoff, der einst für Bayern spielte, spricht über das Duell mit den Löwen.

München - Der 29-Jährige spielt seit dieser Saison für den KFC Uerdingen, der am Samstag bei den Löwen zu Gast ist. Von 2013 bis 2016 spielte er beim FC Bayern.

AZ: Herr Kirchhoff, alles neu macht der KFC Uerdingen: Kaum ist Stefan Effenberg als neuer Manager da, folgt mit Daniel Steuernagel ein neuer Trainer. Ihre Einschätzung?
JAN KIRCHHOFF: Unser neuer Manager ist eine besondere Persönlichkeit des deutschen Fußballs. Er nimmt uns durch seine Ausstrahlung und seinen Werdegang eine große Last von den Schultern. Ich bin mir auch sicher, dass Daniel Steuernagel seine Qualitäten im Team mit Effenberg und Teamchef Stefan Reisinger einbringen wird.

13 Punkte, Rang 16: Hatte Uerdingen ursprünglich nicht gänzlich andere Pläne als den Abstiegskampf?
Das Umfeld hier hat eine gewisse Erwartungshaltung. Aber wir müssen realistisch sein: Trainerwechsel, umgebauter Kader – wir sind noch kein Big Player, der nur darauf wartet, wann es endlich hochgeht. Wir sind kein Projekt wie RB Leipzig oder Hoffenheim, wo Abermillionen investiert werden.

Man scheint sich beim Investoren-Klub KFC Uerdingen dennoch gegen den Vorwurf wehren zu müssen, man würde dem Ruf des Geldes folgen...
Das Gehalt macht einen Teil der Vereinswahl aus. Zu behaupten, man würde es total vernachlässigen, wäre eine Lüge. Aber: Für mich ist entscheidend, ob sich bei einem Verein etwas entwickeln kann – das Gefühl habe ich in Uerdingen.

"Ich möchte die Zeit beim FC Bayern nicht missen"

Geldgeber Michail Ponomarew gilt als schwieriger Charakter. Die Sprachnachricht Ihres Kollegen Manuel Konrad lässt grüßen, der einen Ausraster des Russen in der Kabine nachahmte.
Das ist ein gefundenes Fressen für die Medien, aber solche Ansprachen gibt es bei anderen Vereinen auch. Klar ist es unglücklich, dass es nach außen gedrungen ist. Unsere Aufgabe ist es, unseren Job als Fußballer zu erledigen.

Haben Sie einen Anwalt für Arbeitsrecht? Das wird KFC-Spielern angesichts des Vorwurfs ausgebliebener Gehaltszahlungen von Ponomarew mehr oder weniger scherzhaft nahegelegt.
Nein. Das Gehalt ist immer pünktlich gekommen. Deshalb muss ich mich mit solchen Dingen keine Sekunde beschäftigen.

Sprechen wir über Ihre nächste Auswärtsfahrt nach München. Werden Erinnerungen wach?
Ich mag die Stadt unglaublich gerne, möchte die Zeit beim FC Bayern (12 Kurzeinsätze 2013/14 und 2015/16, d. Red.) nicht missen. Ich habe unheimlich viel von Pep Guardiola gelernt. Ein unglaublicher Trainer: Er lebt den Fußball von A bis Z, macht jeden Spieler in jeder Hinsicht besser. Rein theoretisch war es meine erfolgreichste Zeit. Aber ich möchte nicht zu sehr in der Vergangenheit leben.

Klingt so, als würden andere Erfolge mehr wiegen.
Ich bin mit Mainz A-Jugend-Meister geworden, direkt im zweiten Jahr nach dem Aufstieg in die Bundesliga. Im Kontext der größere Triumph. Und wenn ich ehrlich bin: Ich werte es als großen Erfolg, noch auf dem Platz zu stehen.

"Man lebt wie in einer Blase"

2016 wechselten Sie auf die Insel, haben für Sunderland und Bolton gespielt – waren danach jeweils vereinslos und dachten ans Karriereende.
Das Abenteuer England war einerseits toll, aber ich habe auch festgestellt, wie man sich im Tagesgeschäft Fußball verliert. Man lebt wie in einer Blase. Das Privileg, Fußballprofi zu sein, war eine Selbstverständlichkeit. Mit etwas Abstand genieße ich es viel mehr, noch Fußball spielen zu dürfen.

Am Samstag dürfen Sie um 14 Uhr bei den Löwen antreten. Wie haben Sie als Ex-Bayer die Rivalität zwischen dem FCB und Sechzig gespürt?
Ich habe nach einer Verletzung mal mit Bayerns Reserve gegen Sechzig gespielt, zu Daniel Bierofkas Anfangszeiten als Trainer. Wir haben 1:2 verloren, man hat die Rivalität deutlich gefühlt. Das gehört dazu, wie Schalke gegen Dortmund.

Wie blicken Sie jetzt auf den Verein und das Duell mit 1860?
Sechzig ist ein toller Verein mit einer super Jugendarbeit, leider auch mit vielen Turbulenzen. Über ihnen schwebt auch dieser Erfolgsdruck eines Traditionsvereins – wie bei Lautern oder Duisburg. Aber Sechzig ist immer noch eine Marke. Von daher Freude mich auf 1860, auf die Löwen-Fans, das Grünwalder Stadion, so einen Namen wie Sascha Mölders als Gegenspieler. Sechzig hat eine gute Mannschaft, ist sicher für eine Überraschung gut. Es wird eine große Herausforderung, dort zu bestehen.

Lesen Sie auch: Das Löwen-Duell mit Effenberg wird zur Typfrage

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