Ewald Lienens Experimentierkasten
Der Cousin von Messi, ein Arbeitsloser, ein Brasilianer aus Liga drei – und ein Rückkehrer: Wen der 1860-Coach in Ingolstadt alles testet.
MÜNCHEN Der TSV 1860 in Ingolstadt? War da nicht was? Richtig: Der letzte Auswärtssieg der Löwen, ein 3:2. Und das ist eine halbe Ewigkeit her: im Frühjahr, am 8. März. Am Freitag kicken die Löwen wieder in Ingolstadt (Anpfiff 18.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de). Zwar ist’s nur ein Testspiel gegen den Zweitliga-Absteiger, aber für Trainer Ewald Lienen ist’s dennoch von Bedeutung. „Das Spiel ist ein wichtiger Meilenstein für uns“, sagt der Trainer. Weil er dort nämlich mögliche Hoffnungsträger für seine kriselnde Profi-Truppe testen will. Das Stadion des FC wird so zu Lienens Experimentierkasten:
Experiment 1
Emanuel Biancucchi, der Cousin von Barca-Superstar Lionel Messi, steht erstmals in der 1860-Startelf. „Der Emanuel ist ein Riesentalent“, sagt Lienen, „ich bin gespannt, wie er sich macht. Er soll bei uns mal reinschnuppern. Er wird vorne neben Benny Lauth spielen.“ Dennoch nörgelt Lienen: „Den Deutsch-Unterricht nimmt Emma nicht an. Er hat zwar viele Stunden, aber vielleicht schaut er immer aus dem Fester, wenn die Vögel vorbeifliegen.“
Experiment 2
Was kann Filip Tapalovic noch? Der TSV 1860 hat für den 32-jährigen Kroaten, der seit Dienstag an der Grünwalder Straße vorspielt, eine Gastspielgenehmigung beantragt. „Natürlich schauen wir uns den an“, sagt Lienen, „der Filip ist ein gestandener Spieler, der hat jahrelang seine Sache gemacht. Er ist ein kontrollierender Mittelfeldspieler, davon haben wir nur einen: einen 18-Jährigen.“ Aleksandar Ingjovski heißt er.
Experiment 3
Kann Marcos Antonio dem TSV 1860 helfen? Der kleine Profi, der aus Brasiliens dritter Liga kam, ist bislang ohne Zweitliga-Einsatz. In Ingolstadt will ihn Lienen im zentralen Mittelfeld an der Seite von Sascha Rösler testen: „Marcos ist sehr ballsicher, hat eine gute Technik und ein gutes Passspiel.“
Experiment 4
Weil Jose Holebas (schwere Wadenprellung) geschont wird, darf sich Benny Schwarz – nach überstandenen Kniebeschwerden – links in der Viererkette versuchen. „Ich gehe davon aus“, sagt Lienen, „dass Benny wieder voll einsatzfähig ist“. Seinen letzten Zweitliga-Einsatz hatte Schwarz am 30. November 2008. Ob Schwarz es noch drauf hat? Rechts verteidigt am Freitag übrigens Amateur Tobias Strobl.
Noch nicht dabei in Ingolstadt ist 1860-Wunschkandidat Ervin Skela (32, derzeit arbeitslos). Lienen und Manager Miki Stevic werden den Nationalspieler jedoch beim Testspiel der Albaner in Fürth am Samstag beobachten. Der Trainer: „Wir brauchen Kompetenz im Mittelfeld. Ich wollte Skela schon mal zu Panionios Athen holen, dann ging er aber zu Cottbus.“ Vielleicht klappt’s ja jetzt.
Oliver Griss