Ewald Lienen über Marco Kurz: „Mehr als verlogen“

1860-Coach Ewald Lienen kartet nochmal nach, er will seinen Vorgänger vors Sportgericht bringen. „Natürlich werde ich das beim BDFL (Bund Deutscher Fußballlehrer) ansprechen. Kurz kann seine Faxen daheim machen", sagte Lienen.
MÜNCHEN Nein, Freunde werden sie wohl nicht mehr. Auch am Montag waren die Sticheleien von Marco Kurz beim Lauterer 1:0-Triumph gegen Kaiserslautern gegen die 1860-Ersatzbank (AZ berichtete) Thema an der Grünwalder Straße. „Unter Trainern gibt es einen Ehrenkodex, aber so eine Provokation wie von Kurz habe ich noch nie erlebt“, begründete 1860-Coach Ewald Lienen am Tag danach seinen Handschlag-Verzicht gegenüber dem Ex-Löwen-Trainer. Was Lienen besonders erzürnte: „Es war wirklich mehr als verlogen, dass sich Marco Kurz hinterher dann in die Pressekonferenz setzt und sagt, dass es für ihn ein normales Spiel war.“
Dabei war es für Marco Kurz, der im Frühjahr 2009 beim TSV 1860 gescheitert war und gegen Uwe Wolf ausgetauscht wurde, eine Genugtuung sondersgleichen. Schließlich haben sie es Kurz nicht mehr zugetraut, mit den Blauen Erfolg zu haben. Mit dem Sieg in Fröttmaning, der die Löwen in eine tiefe Depression stürzt, rächte er sich damit vor allem an Manager Miki Stevic, der ihn im Februar per Handy über dessen Aus beim Zweitligisten informiert hatte.
Möglicherweise wird Kurz' Ausraster in der Allianz Arena nach dem Abpfiff aber bald ein Nachspiel haben – Lienen will Kurz beim Verband anschwärzen: „Natürlich werde ich das beim BDFL (Bund Deutscher Fußballlehrer) ansprechen. Kurz kann seine Faxen daheim machen. Aber das was er gemacht hat, gehört nicht auf den Fußballplatz. Er hat sich nicht korrekt verhalten. In anderen Ländern würde das zu einer Sperre führen."
Dass Lienen mit seinem Ausspruch („In Südeuropa würden sie ihn lynchen dafür“) selbst über die Stränge geschlagen hat, sieht er nicht so. Der 55-Jährige erinnert sich: „Ich habe es einmal als Trainer von Panionios Athen erlebt, dass ein gegnerischer Trainer die Faust Richtung Tribüne gemacht hat. Anschließend sind die Leute über den Zaun gesprungen.“ Gut möglich, dass die Löwen-Fans derzeit andere Sorgen haben.Oliver Griss