„Es zählen die, die leben“
MÜNCHEN Gehört hat Mike Ott schon länger nichts mehr von Michael Weiß. Dies wäre eigentlich keine Meldung wert, wenn Ott nicht im erweiterten Kader der philippinischen Nationalmannschaft stünde und Weiß nicht Nationaltrainer des vom Taifun Haiyan verwüsteten Landes wäre. Doch Weiß geht es, ebenso wie Otts Verwandten in den Philippinen, gut.
Weiß war mit der Nationalmannschaft gerade in Abu Dhabi, als der Taifun die Philippinen heimsuchte. Auch seiner Familie, mit der der 48-jährige Pfälzer in der Hauptstadt Manila lebt, geht es gut. Am Freitag will seine Mannschaft in Kalkutta gegen Indien spielen. „Ich möchte das Spiel spielen, auch aus Solidarität und Anteilnahme. Wenn Angehörige von Spielern gestorben wären, dann wäre das eine ganz andere Sache. Klar ist das schockierend, aber das Leben muss doch weitergehen. Die, die leben, die zählen. Das hört sich bitter an, aber irgendwie ist es so“, sagt Weiß.
Und Otts Familie? „Es leben einige meiner Verwandten in den Philippinen, aber die waren von den Zerstörungen an der Ostküste nicht betroffen“, sagt der Löwen-Spieler, dessen Mutter aus den Philippinen stammt und dessen Bruder Manuel (spielt in der zweiten Mannschaft Ingolstadts) bereits Nationalspieler ist. Auch Mike Ott war bereits eingeladen für ein A-Länderspiel, im Sommer saß er aber nur auf der Bank.
Sein Debüt für die Philippinen könnte er aber schon bald feiern. Schließlich steht der 18-Jährige auf dem Sprung in den Zweitliga–Kader der Löwen. Die gesamte Woche wird sich 1860-Trainer Friedhelm Funkel den Spielgestalter im Training ansehen. „Das hat er sich durch sein Talent und seine Leistungen bei der U 21 verdient“, sagt Funkel. Einen Einsatz Otts beim Testspiel gegen Stuttgart am Freitag hat der Coach bereits zugesagt. Auch im Wintertrainingslager wird Ott dabei sein.
Allzu große Hoffnungen auf ein baldiges Debüt in der Zweiten Liga sollte sich Ott aber nicht machen. Funkel: „Der Sprung von der Vierten Liga ist schon groß. Mike hat schon am Dienstag im Training gemerkt, dass es ruppiger und schneller zur Sache geht bei uns.“ Funkel traut Ott den Sprung zu den Profis durchaus zu, doch er sagt auch: „Mike muss athletisch enorm zulegen. Allein schon, um seinen körperlichen Nachteil durch seine Größe (Ott ist 1,67, die Red.) auszugleichen. Aber das weiß er auch und er arbeitet bereits daran.“
Auch in Sachen Nationalelf hat Ott keine Eile. Klar ist für ihn nur, dass er für die Philippinen spielen will. Und das, obwohl es 1860-Sportchef Florian Hinterberger wegen der vielen Reisen lieber wäre, Ott würde sich für Deutschland entscheiden. „Das ist ja allein meine Entscheidung. Ich habe die Jugend-Auswahlen der Philippinen durchlaufen und würde mich sehr über eine Nominierung freuen“, sagt Ott.
- Themen:
- Friedhelm Funkel
- TSV 1860 München