Erschreckende Parallelen beim TSV 1860 zu 2017: "Du magst es am Anfang nicht wahrhaben"

Mit hohen Zielen gestartet, mitten drin im Kampf gegen den Abstieg: Stefan Aigner hat das mit dem TSV 1860 schon 2017 erlebt – mit bösem Ausgang. Die AZ und der Ex-Löwe analysieren die Lage damals wie heute.
von  Matthias Eicher
Frust und Trauer beim TSV 1860 nach dem Abstieg 2017. Droht den Löwen nun ein Déjà-vu?
Frust und Trauer beim TSV 1860 nach dem Abstieg 2017. Droht den Löwen nun ein Déjà-vu? © IMAGO / Sven Simon

München - Der 30. Mai 2017 war ein schwarzer Tag in der weiß-blauen, teils schillernden und teils chaotischen Vereinshistorie der Löwen: Es war der Tag des Regelationsrückspiels, an dem Sechzig sang- und klanglos mit 0:2 gegen den SSV Jahn Regensburg verlor und aus der Zweiten Liga abstürzte. Und jetzt?

Am 18. Mai 2024, fast sieben Jahre später, könnte für den TSV 1860 am letzten Spieltag ein Abstiegskrimi gegen Arminia Bielefeld anstehen. Schwant den Löwen schon Übles, nachdem sich einige Parallelen auftun zu dieser Saison des Schreckens? "Wenn du unten drin steckst im Abstiegskampf, ist es immer ein besonderer Druck, der auf den Schultern von den Spielern lastet – gerade bei einem Traditionsverein wie Sechzig", sagt Ex-Löwe Stefan Aigner der AZ. Er muss es wissen, schließlich war der 126-fache Bundesligaspieler damals nach seiner umjubelten Rückholaktion als Kapitän hautnah dabei.

Kommt es zu einem bösen Déjà-vu? Die AZ macht den Check.

TSV 1860: Realität und Anspruch klaffen auseinander

Realität und Wirklichkeit: Damals wie heute schielte der TSV auf den Aufstieg – und der Schuss ging komplett nach hinten los. "Wir hatten damals das Ziel Aufstieg, dann spielst du auf einmal um den Abstieg", schildert Aigner und gibt Einblick in seine Gefühlswelt: "Du magst es am Anfang nicht wahrhaben, dann steckst du irgendwann unten drin und kommst aus dieser Abwärtsspirale nicht mehr raus." Und heute? "Aktuell hat sich Sechzig vielleicht nicht als Aufstiegsanwärter, aber als Geheimfavorit gesehen", meint Aigner und gibt zu bedenken: "Dann ist es schwierig, den Schalter umzulegen."

Stefan Aigner beim denkwürdigen Relegationsrückspiel am 30. Mai 2017 – es war der der letzte 1860-Auftritt als Zweitligist.
Stefan Aigner beim denkwürdigen Relegationsrückspiel am 30. Mai 2017 – es war der der letzte 1860-Auftritt als Zweitligist. © imago/MIS

Ein gefeuerter Trainer: Damals hieß er Kosta Runjaic, diesmal Maurizio Jacobacci. Die passende Aigner-Floskel dazu: "Ein Trainerwechsel ist meistens schnell die Folge, wenn es nicht läuft." Damals wollte der Portugiese Vítor Pereira "to the top", was in die Annalen der Giesinger einging. Wie damals schien 1860 nach dem Jacobacci-Aus durch die Acht-Spiele-Serie von Nachfolger Argirios Giannikis ohne Pleite bereits gerettet. Aigner (inzwischen 36) dazu: "Der Verein hat sich damals auch einen Impuls erhofft. Wir hatten damals kurzzeitig auch diese Euphorie, aber manchmal verpufft der Effekt eines Trainerwechsels schnell." So wie zuletzt unter Giannikis, dem nur noch ein einziger Sieg in den letzten neun Spielen gelang.

TSV 1860: Winter-Transfers und endende Verträge als Risiko-Faktor

Ein Winter-Umbruch: Anfang des Jahres hatte 1860 keinen Trainer, keinen Sport-Boss, noch nicht einmal einen Finanz-Geschäftsführer. Nachdem die Löwen aber wenig später Nägel mit Köpfen machen konnten, kamen vier Neuzugänge nach Giesing. Im Winter 2016/17 waren es gar fünf – laut Aigner der Hauptgrund für den folgenschweren Absturz. "Wir waren damals ab der Winterpause ein komplett neu zusammengewürfelter Haufen", so die Analyse. "Das trägt natürlich nicht dazu bei, dass die Gemeinschaft schnell zusammenwächst, was im Abstiegskampf umso wichtiger ist: Wenn es nicht läuft, ist es umso wichtiger, eine Einheit zu sein, um aus einem Abwärtstrend wieder herauszukommen."

Ungeklärte Zukunftspläne: Damals hatte Anthony Power, der Statthalter von Investor Hasan Ismaik, gleich bei mehreren Spielern die Tür schon vor Saisonende zugemacht, was Vertragsverlängerungen angeht. Auch heuer laufen 15 Kontrakte aus, mehrere Spieler wissen, dass ihre Zeit bei 1860 endet. Ob dies dafür sorgt, dass man seine Leistung nicht mehr abrufen kann? "Jein", gibt Aigner zu: "Ich denke schon, dass es eine Rolle spielt." Es wolle aber auch "kein einziger Spieler einen Abstieg in der Vita stehen haben." Also, Löwen: Ranklotzen!

Ex-Löwe Stefan Aigner überzeugt: "Ich glaube nicht, dass noch etwas anbrennt"

Fazit: Trotz einiger, nicht von der Hand zu weisender Gemeinsamkeiten sieht Aigner die Lage "nicht so dramatisch wie damals", schließlich steht der TSV noch über dem Strich. Eine Relegation wird's auch nicht geben. Und, so Aigner: "Sechzig braucht nur noch einen Punkt. Ich glaube nicht, dass noch etwas anbrennt und drücke die Daumen, dass es langt!"

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