Erpressung: Löwen-Kontrahenten wollen vor Gericht ziehen

München - Der geplante Neustart der 3. Liga am 30. Mai erhitzt die Gemüter. "Wir haben erhebliche Wettbewerbsnachteile, das können wir so nicht akzeptieren", sagte Geschäftsführer Chris Förster vom Schlusslicht Carl Zeiss Jena: "Wir sind nicht wie ein Bundesligist aufgestellt. Das ist einfach unmöglich, es ist ignorant."
Die Entscheidung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), die Saison mit elf Spieltagen bis zum 4. Juli durchzuführen, sorgt für Verwunderung. "Es wird mit der Brechstange versucht, den Spielplan durchzudrücken. Das ist Wahnsinn", sagte Förster. Er könne sich nicht vorstellen, "dass man am 30. Mai beginnen kann, weil es zu viele offene Fragen gibt". Er will juristische Schritte prüfen lassen. "Zu viele Vereine" hätten noch "zu viele Probleme", die Planung des DFB gehe "an Politik und Verordnungslagen vorbei".
Drittligisten dürfen teilweise noch immer nicht trainieren
Denn die Politik hat noch nicht überall grünes Licht gegeben. In Thüringen (bis 5. Juni) und Sachsen-Anhalt (bis 27. Mai) sind Mannschaftstrainings und Wettkämpfe verboten, ein Nachteil für den 1. FC Magdeburg, den Halleschen FC oder Jena. Das Land Thüringen verwies auf die "aktuell geltende Verordnungslage". Man wolle den "Berufs- und Breitensport gleichberechtigt behandeln" und setze die Beschlüsse der Sportministerkonferenz "konsequent um".
Nun steht ein kurzfristiger Umzug für die betroffenen Klubs in andere Bundesländer zur Debatte, um rechtzeitig in das Quarantäne-Trainingslager ziehen zu können und die Austragung der Spiele zu gewährleisten. Halle-Sportdirektor Ralf Heskampf reagierte empört. "Das finde ich unverschämt. Natürlich ist das Erpressung", sagte er dem MDR. Besonders ärgere ihn die fehlende Chancengleichheit. "Wir kennen ja den DFB, das interessiert den nicht. Dass wir nicht so weit sind im Training wie andere Mannschaften, ist denen anscheinend egal", sagte Heskampf.
Seifert: "Je nach Tabellenplatz entdeckt man plötzlich die Moral"
Geschäftsführer Christian Seifert von der Deutschen Fußball Liga (DFL) warf den Abbruch-Befürwortern indes eigene Interessen vor. Beim Blick nach England oder in die 3. Liga "dränge sich der Eindruck auf: Je nach Tabellenplatz entdeckt man plötzlich die Moral", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Auch in der englischen Premier League sprachen sich vermehrt Klubs aus der unteren Tabellenregion vehement für einen Saisonabbruch aufgrund der Corona-Pandemie aus. Angenehmer Nebeneffekt: Der Klassenerhalt wäre in diesem Fall wohl gesichert.
Heskamp hielt dem entgegen: "Alle, die bei uns arbeiten, möchten die Saison gern fußballerisch zu Ende bringen." Allerdings müsse es "unter fairen Bedingungen" geschehen und "finanziell stemmbar" sein. Ähnlich sieht es Förster: "Wir möchten spielen, nur in einem fairen Wettbewerb."
3. Liga: Bayerische Klubs erfreut über Re-Start
Die Mehrheit der Liga ist vom Machtwort des DFB in der Neustart-Frage hingegen angetan. "Wir fühlen uns mit der Entscheidung in unserer Argumentationslinie, die wir seit zwei Monaten vertreten, bestätigt", sagte etwa Löwen-Sportgeschäftsführer Günther Gorenzel am Donnerstag. "Gerade da auch renommierte Persönlichkeiten wie Herr Rummenigge, Herr Mintzlaff und Herr Magath uns in unserem Vorhaben mit deckungsgleichen Meinungsäußerungen in den letzten Tagen unterstützt haben."
Für den Vorstandsvorsitzenden Daniel Sauer von den Würzburger Kickers war eine Fortsetzung der Saison "alternativlos", von "elementarer Bedeutung für die sportliche und wirtschaftliche Zukunft" der Liga war die Entscheidung für Geschäftsführer Frank Strüver vom KFC Uerdingen.
Und Manni Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching, wertete die Entscheidung des Verbandes "als starkes Zeichen". Es sei gut, dass der DFB nun "ein Machtwort gesprochen hat", die 3. Liga habe dadurch die Chance, "sich als Profiliga zu präsentieren".