Entzaubert und erzürnt: Wie der TSV 1860 auf die Elversberg-Pleite reagiert

Die Löwen erleiden im Spitzenspiel in Elversberg kapitalen Schiffbruch und fühlen sich benachteiligt. "Vor dem 0:2 war ein Foul, das 0:3 war kein Elfmeter", ärgert sich Lex. Trainer Köllner sieht Gelb - und rot.
von  Matthias Eicher
Gegen Elversberg gab es für die Löwen eine gehörige Abreibung.
Gegen Elversberg gab es für die Löwen eine gehörige Abreibung. © imago/Jan Huebner

Elversberg/München - Sechs Siege. Ein Unentschieden. Bester Saisonstart der Vereinsgeschichte. Das war gestern. "So eine Serie kann auch mal reißen, aber die Art und Weise...", sagte Jesper Verlaat frustriert nach dem Duell, das auf dem Papier das absolute Spitzenspiel der Dritten Liga sein sollte. Dumm nur, dass dem nur eine Mannschaft gerecht wurde - und dass die zum Leidwesen der Löwen SV Elversberg hieß.

Mit einer satten 1:4-Abreibung musste der TSV 1860 die bittere Heimreise aus dem Saarland antreten. Ohne die Tabellenführung, die der Gastgeber durch ein bärenstarkes Spiel gleich bei sich behielt, stattdessen mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch bei den Blauen.

TSV 1860 verpennt die erste Hälfte in Elversberg komplett

Man kann in einem Kräftemessen zweier euphorisierter Teams ja durchaus mal hinten liegen, so wie die Sechzger nach 13 Minuten durch Jannik Rochelts Kopfball. Doch das Problem war, wie Abwehr-Hüne Verlaat zähneknirschend zugab: "Wir haben die erste Halbzeit gefühlt komplett verschlafen, waren bei jedem Zweikampf zu spät, haben die zweiten Bälle nicht bekommen!"

Haste eh schon Sch... am Schuh, und dann kommt auch noch der Schiri dazu: Der Unparteiische Arne Arnink ließ vor dem 0:2 durch Lukas Pinckert einen Zweikampf weiterlaufen, in dem man durchaus auf Foul gegen Löwe Fabian Greilinger hätte entscheiden können. Noch klarere Fehlentscheidung: einen Strafstoß gegen Yannick Deichmann zu pfeifen, der keiner war. Thore Jacobsen ließ sich nicht zwei Mal bitten.

Wütender Köllner legt sich mit DFB-Sicherheitsbeauftragtem an

"Das 0:1 haben wir schlecht verteidigt, vorm 0:2 war ein Foul, das 0:3 war kein Elfmeter", grantelte Kapitän Stefan Lex entnervt. Co-Trainer Stefan Reisinger urteilte schon nach dem Seitenwechsel über den Gemütszustand von Trainer Michael Köllner, der eine entsprechende Pausen-Predigt geliefert haben dürfte: "Natürlich ist der Trainer sauer, wenn man 0:3 zur Pause hinten liegt."

Das vermeintliche 1:3 setzte dem ganzen Malheur die Krone auf: Als Arnink auch noch einen regulären Treffer durch den einzigen Normalform-Löwen Joseph Boyamba zurücknahm und ein Sicherheitsbeauftragter des DFB in Sechzigs Coachingzone eindrang, brannten bei Köllner die Sicherungen durch: "Was willst du hier? Geh' weg, hier ist unsere Zone!", schrie der 52-Jährige wutentbrannt - und schubste den Eindringling mehrfach aus dieser heraus.

Glück für den Chefcoach, der bereits zuvor seine dritte Verwarnung der Saison gesehen hatte, dass er nicht auf die Tribüne verwiesen wurde. Die Löwen - entzaubert und erzürnt.

Gorenzel kritisch: "Es war heute eine Anhäufung von Fehlern"

Allerdings: Die Blauen konnten oder wollten sich vielleicht einfach nicht eingestehen, dass sie auch unabhängig von allen äußerlichen Einflüssen bei weitem nicht an die vorangegangenen Leistungen anknüpfen konnten. Für Sport-Boss Günther Gorenzel, der anstelle von Vulkan Köllner ans Magenta-Mikrofon trat, waren es zuerst "nur die Details", bevor er doch noch deutlicher wurde: "Es war heute eine Anhäufung von Fehlern", die von starken Elversbergern gnadenlos bestraft wurden: "Dass wir nicht 30 Spieltage durch die Liga marschieren, ist doch vollkommen klar."

Dennoch dürfte kaum ein Löwe damit gerechnet haben, der SVE derart hinterherzulaufen. Nun gilt es, den besten Weg im Umgang mit all dem Grant zu finden: Ab mit der Wut in den Bauch, so dass sie im nächsten Heimspiel Erzgebirge Aue (Freitag, 19 Uhr/MagentaSport und im AZ-Liveticker) zu spüren bekommt. Spielführer Lex trotzig: "Wenn wir am Freitag gewinnen, sind wir wieder Erster."

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