Energie-Watschn in Cottbus: Der TSV 1860 befindet sich wieder in der Krise
Cottbus - "Hells Bells", der Kultsong von der legendären Hardrockband AC/DC dröhnte aus den Boxen im Cottbuser Hexenkessel, dem "Stadion der Freundschaft", bevor ein euphorisierter Aufsteiger aus der Lausitz und zuletzt grantige, hadernde Löwen aus den Kabinen marschierten.
Kaum waren sie zwei Minuten und ein paar Sekündchen lang draußen, erlebte 1860 sein erstes, blaues Wunder: Leroy Kwadwo konnte eine Flanke nur unzureichend klären, Yannik Möker zog aus 20 Metern wuchtig ab ‒ und schoss die Cottbuser Wellenreiter an die Tabellenspitze.
TSV 1860 München: Schröter nach Energie-Pleite: "Der Nackenschlag vor der Pause war tödlich"
Der TSV 1860 zeigte bei bärenstarken Wellenreitern von Energie Cottbus, dass man sich mancher Formkurve einfach nicht erwehren kann. Beim 1:5 (1:4) der Giesinger am Sonntag kam die Mannschaft von Trainer Argirios Giannikis mächtig unter die Räder. "In der ersten Halbzeit hatten wir genug Chancen, um das Spiel offen zu gestalten.
Am Ende des Tages ist jeder Schuss ein Treffer", sagte der frustrierte Torschütze Morris Schröter über die 1:4-Packung zur Pause: "Der Nackenschlag vor der Pause war tödlich."
Coach Argirios Giannikis meinte nach der Energie-Watschn: "Wenn du nach drei Minuten bei der umschaltstärksten Mannschaft zurückliegst, dich auf einen Schlagabtausch einlässt und Flanken nicht gut verteidigst, kann das passieren." Drei Spiele, zwei Punkte, Platz 14 ‒ zurück in der Krise.
Wollitz-Elf zeigt sich gegen Löwen gnadenlos effektiv
Giannikis tauschte drei Mal im Vergleich zum Osnabrück-Remis vom Mittwoch und brachte Raphael Schifferl für Max Reinthaler, Tunay Deniz für Marlon Frey und Maximilian Wolfram anstelle von Soichiro Kozuki. Die neuformierten Löwen sahen sich sofort in die Defensive gedrängt.
Der frühe Rückstand konnte 1860 nicht schocken, im Gegenteil: Der TSV stemmte sich gegen die drohende Pleite und hatte seinerseits drei gute Chancen: Ein Deniz-Schuss (13.), ein Kopfball von Kapitän Jesper Verlaat (14.) und ein geblockter Schuss von Schröter (20.) landeten alle nicht im Tor.
Die Cottbuser Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Das Team von Claus-Dieter "Pele" Wollitz zeigte sich gnadenlos effektiv und versenkte auch die zweite halbwegs gefährliche Aktion direkt im Kasten: LASK-Leihgabe Lucas Copado, Sohn des Ex-Hachinger-Bundesligaprofis Francisco Copado, musste nach einer mustergültigen Vorarbeit nur noch einschieben (21.), brachte damit Sechzig früh auf die Verliererstraße.
Fans verhöhnen den TSV 1860
Selbst das 0:2 konnte die Giesinger nicht kleinkriegen: Wenig später traf Schröter aus dem Getümmel heraus im Nachschuss zum Anschluss, nachdem sich Verlaat wiederholt nach vorne gewagt hatte (27.). Nur noch 1:2! Als die über tausend mitgereisten Anhänger einen Hoffnungsschimmer sahen, machte Copado ein zweites Mal ernst: Kwadwo genarrt, abgezogen ‒ 3:1 für die Hausherren (30.).
Irre Statistik zu diesem Zeitpunkt: Cottbus hatte ganze drei Torschüsse, alle saßen. 1860 hatte da schon acht abgegeben, auch Ballbesitz und Zweikampfwerte gingen an den TSV ‒ so viel zum Thema Effektivität. Wenig später vollstreckte Tolcay Cigerci zum vierten Mal (45.). "Auf geht's Cottbus schießt ein Tor, oder zwei, oder drei, vier fünf!", sangen die Fans und verhöhnten 1860.

Höchste Niederlage in der Dritten Liga für den TSV 1860
Giannikis erlöste zur Pause den indisponierten Leroy Kwadwo, doch Cottbus schaltete ohnehin einen Gang zurück – nicht ohne noch das 1:5 durch Timmy Thiele nachzulegen (61.). Eine so hohe Drittliga-Pleite hatte 1860 nur unter Daniel Bierofka in der Saison 2019/20 beim 1. FC Magdeburg bezogen.
Giannikis über die Konsequenzen der Klatsche und nun wieder einmal stürmischen Zeiten auf Giesings Höhen: "Wir werden jetzt jeden Stein umdrehen. . ."